Packender 2:1-Triumph in Hoffenheim

Nach frühem Rückstand siegt Wormatia in Hoffenheim durch Treffer von Gollasch und dem eingewechselten Grujicic dank bärenstarker Leistung hochverdient mit 2:1 und dreht erstmals seit Mai 2009 wieder ein Spiel.

Was für ein Spiel! „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ skandiert Kevin Knödler jubelnd vor dem Gästeblock, wo ein Großteil der mitgereisten 250 Fans die vorangegangenen 90 Minuten verfolgt hat und sich nun seine Teamkollegen euphorisch abklatschen lassen. Was für ein Spiel! Dabei sah es zu Beginn nicht danach aus, als würden die Wormaten heute in Hoffenheim etwas Zählbares mitnehmen. Doch der Reihe nach.

Noch nicht mal eine Minute war gespielt, da hätte es schon fast geklingelt in Knödlers Kasten, doch er verkürzte gegen den frei vor ihm auftauchenden Kai Herdling geschickt den Winkel und dieser verfehlte das Tor. Doch in diese Richtung ging es sofort weiter, viel zu schnell waren die flüssigen Hoffenheimer Kombinationen für die Wormatia-Defensive. Immer wieder zerschnitten präzise Pässe in den freien Raum die Vierkette und brachten gehörig Unordnung in die Wormser Hintermannschaft. Lange konnte das nicht gut gehen. Kai Herdling setzte sich im Kopfballduell gegen den wieder als Rechtsverteidiger aufgebotenen Matthias Lang durch und einen Drehschuss später stand es 0:1 aus Sicht des VfR (7.). Lucas Oppermann antwortete mit einem strammen Schuss, den Torwart Lück parieren konnte (10.). Ansonsten sorgten immer wieder die Gastgeber für Gefahr, ließen es aber nach 20 Minuten etwas ruhiger angehen, als kein zweiter Treffer gelang. Wormatia fand nun endgültig über den Kampf ins Spiel und erste Aufregung gab es nach einem Eckball, den Sandro Rösner fast per Kopf im Tor unterbrachte (24.), doch von Schiedsrichter Foltyn aus Mainz-Kastel zurückgepfiffen wurde. Statt „hohes Bein“ vom Gegenspieler entschied er auf „Kopf zu tief“ von Rösner. Wormatia attackierte immer besser und kam kurz danach zum Ausgleichstreffer. Das Mittelfeld setzte energisch nach, Rudi Hübner steckte zu Martin Gollasch durch und der spitzelte den Ball aus spitzem Winkel an Lück vorbei ins Tor (32.). Nun zogen auch die Hoffenheimer noch mal an und es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Lucas Oppermann zog einen Freistoß auf den kurzen Pfosten, wo aus dem Gewühl heraus Kevin Wittke kein Kapital schlagen konnte (38.). Im Gegenzug vergab Hoffenheim die Riesenchance zur Führung. Kevin Thomalla stand nach einem dieser Pässe in den Raum frei vor Knödler, legte uneigennützig quer und Herdling brachte es fertig, aus wenigen Metern am Tor vorbei zu schießen. Gut, dass Matthias Lang den Hoffenheimer Kapitän hier wohl noch entscheidend irritierte (39.). Wiederum direkt im Gegenzug hatte sich Chris Böcher durchgedribbelt und traf das Außennetz (40.).

Böcher blieb dann in der Kabine und machte Platz für Mario Cuc, was sich als gelungener Schachzug herausstellen sollte. Cuc schlug in der Folge im linken Mittelfeld hervorragende Pässe wie zu besten Zeiten. Zunächst galt aber erst einmal „Luft anhalten“, denn direkt nach Wiederanpfiff kam Hemlein zum Abschluss und Knödler parierte einmal mehr bravourös. Doch nach und nach wurden die Wormaten immer dominanter, brachten mit gekonntem Flügelspiel immer wieder Gefahr vor den gegnerischen Strafraum und widersetzten sich aufkommendem Hoffenheimer Kombinationsfußball mit aggressiver Zweikampfführung und einer gehörigen Portion Leidenschaft. Man hatte es nach den ersten zwanzig Minuten nicht für möglich gehalten, doch die Wormaten schienen dieses nun rassige Spiel tatsächlich gewinnen zu können. Umso mehr verzweifelten die Fans schier an den fragwürdigen Abseitsentscheidungen des Schiedsrichterassistenten in der Hoffenheimer Hälfte. Selbst Schiri Foltyn wollte sich darauf nicht mehr verlassen und ließ richtigerweise einen Angriff über Mario Cuc laufen, der fast die Führung brachte. Cuc stand beim Flankenwechsel natürlich nicht im Abseits, passte flach und präzise in den Strafraum, Rudi Hübner war schneller am Ball als Torwart Lück und musste mit dem Rücken zum Tor das Spielgerät nur noch irgendwie im leeren Gehäuse unterbringen, doch ein Abwehrspieler rettete auf der Linie (54.). Eine Minute später verließ sich Foltyn wieder auf seinen Assistenten und machte damit fälschlicherweise prompt wieder eine gute Möglichkeit zunichte, denn Wittke stand maximal auf gleicher Höhe. Den Torschrei auf den Lippen, und das nicht zum letzten Mal in der letzten halben Stunde, hatten die Fans dann bei Frank Schröers Gewaltschuss, der aus 30 Metern knapp am Pfosten vorbei strich (62.). Immer wieder ging es Richtung Hoffenheimer Tor, hinter dem der Wormser Anhang seine Mannschaft immer lautstärker nach vorne peitschte. Allein Goalgetter Rudi Hübner hatte drei weitere Male die Führung auf dem Fuß. Zunächst war er schon an Torwart Lück vorbei, legte sich aber den Ball zu weit vor (71.). Dann war es ein feiner Freistoß-Trick, der, schon oft versucht, endlich funktionierte. Drei Mann standen zum Freistoß bereit, doch statt einem Schuss gab es einen überraschenden Steilpass auf Rudi Hübner, dessen Flachschuss in die lange Ecke von Klingmann auf der Linie geklärt wurde (79.). Und als wären die Nerven der Wormatia-Fans nicht schon strapaziert genug gewesen, lupfte Hübner auch noch wenig später frei vor Lück das Leder über diesen und auch über das Tor (83.). Dann brachte Ronny Borchers Christian Grujicic für den abgekämpften Martin Gollasch. Das und ein langer Ball aus der eigenen Spielhälfte sorgten schließlich für den Siegtreffer. Den langen Ball hatte Kamavuaka eigentlich schon abgelaufen, doch Lucas Oppermann aktivierte noch einmal sämtliche Energiereserven, erkämpfte sich nach einem kraftvollen Sprint das Spielgerät, marschierte Richtung Torauslinie und passte scharf in den Pulk vor dem Fünfmeterraum – wo der heranrauschende Christian Grujicic den Abpraller mit seinem ersten Ballkontakt zum Siegtreffer in die Maschen jagte (84.). Bei Mannschaft und Fans brachen nun alle Dämme und in den letzten Minuten war das Dietmar-Hopp-Stadion komplett in Wormser Hand. „VfR! “-Rufe hallten Richtung Rasen, wo die Gastgeber kaum noch über die Mittellinie kamen, es gab Wechselgesänge mit der Haupttribüne und jeder herausgeholte Einwurf oder Eckball wurde frenetisch gefeiert. Der Schlusspfiff ging im Jubel unter. Was für ein Spiel!

Wormatia Worms
Knödler – Lang, Rösner, Stark, Krettek – Wittke, Böcher (46. Cuc), Schröer, Gollasch (83. Grujicic) – Hübner, Oppermann.