Worms bleibt eigenständig – Frankfurter Eingemeindung mit Kampf und Leidenschaft abgewehrt

Nach einem Sturmlauf in der letzten halben Stunde schlägt Wormatia die Stuttgarter Kickers vor 2.112 Zuschauern auch in der Höhe verdient mit 3:0 durch Treffer von Hübner, Oppermann und Wittke.

Eine Überraschung hatte Trainer Borchers in der Startaufstellung parat: Matthias Lang, der über 200 Spiele für Wormatia als Innenverteidiger absolviert hat, durfte erstmals von Beginn an als Rechtsverteidiger ran. Das lag zum einen daran, dass durch die Rückkehr des in Darmstadt gelb-gesperrten Marco Stark der zuletzt freie Platz in der Innenverteidigung belegt war und zum anderen an Lucas Oppermann, der zu Rudi Hübner in die Spitze rückte. Den freien Platz im Mittelfeld übernahm dafür wie schon in Fürth der etatmäßige Rechtsverteidiger Chris Böcher.

Dank der Freikartenaktion und des attraktiven Gegners fanden sich über 2.000 Zuschauer im Wormatia-Stadion ein, dessen Rasen unter dem regnerischen Wetter der letzten Woche jedoch offensichtlich gelitten hatte. Während des Spiels hoppelte der Ball meist über das Spielfeld, was das ein oder andere Mal gut gedachte Pässe auf beiden Seiten zunichte machte. Von Beginn war klar: Hier gewinnt das aggressivere und kampfstärkere Team. Frank Schröer sorgte nach nicht mal drei Minuten gleich für klare Fronten und zeigte Philip Türpitz an der Mittellinie, dass sich Wormatia nicht zu einem „Frankfurter Vorort“ machen lassen wollte. Dies hatte Gästetrainer Schuster in Anspielung an die letzten beiden deutlichen Siege gegen die Frankfurter Reserven gefordert, seine Schützlinge schienen das aber irgendwie in den falschen Hals bekommen zu haben. Zumindest nahmen sie den Kampf gegen die einsatzfreudigen Wormaten über die gesamte Spielzeit nie richtig auf. Außer einem Flugkopfball vom aufgerückten Verteidiger Köpf nach einer Ecke (20.), gab es von den Kickers im ersten Durchgang nicht viel zu sehen. Allerdings hatten die Wormaten zumindest am Anfang mehr Probleme mit dem Geläuf als der Gast. Lucas Oppermann legte sich auf dem ziemlich freien Weg zum Tor den Ball zu weit vor (15.), beim anschließenden Angriff traf Kevin Wittke den Ball nicht richtig und schoss Rudi Hübner an und bei der dicksten Gelegenheit hätte Oppermann nur noch zu Wittke rüberlegen müssen, traf aber ebenfalls den Ball nicht richtig (21.). Ein Wittke-Freistoß kurze Zeit später brachte richtig Gefahr, ging aber an Freund, Feind und Pfosten vorbei (25.). Einmal mehr war es Rudi Hübner, der die nötige Zielgenauigkeit an den Tag legte: Nach einen Einwurf kam er in der Nähe des linken Strafraumecks in Ballbesitz, drehte sich und feuerte einen strammen Linksschuss unhaltbar in den rechten Winkel (34.). Schon dieser Treffer war das Eintrittsgeld wert! Wormatia verwaltete die Führung nun nicht bis zum Halbzeitpfiff, sondern legte nochmal etwas zu. Martin Gollaschs Flachschuss ging abgefälscht neben das Tor (37.), Marco Stark köpfte nach einem Eckball knapp über die Latte (40.) und Wittke tankte sich durch, kam aber gegen Wagner einen Schritt zu spät (42.).

Da die Kickers letzte Woche nach 1:2-Halbzeitrückstand noch 7:2 gewannen, musste man eine kräftig attackierende Gästeelf im zweiten Durchgang erwarten. Tatsächlich agierte diese nun offensiver und der eingewechselte Ivanusa hatte nach einem Rizzi-Schuss plötzlich den Ausgleich auf dem Fuß, doch Marco Stark bereinigte am Fünfmeterraum in letzter Sekunde (49.). Rizzis Flachschuss kurz danach erwischte Knödler auf dem falschen Fuß, ging aber knapp am Tor vorbei (56.). Ansonsten war immer wieder ein Wormate zur Stelle, wenn es einmal brenzlig wurde. Nach einer Stunde nahm der VfR dann wieder das Heft in die Hand und Böcher zielte mit einem Fernschuss knapp vorbei (59.). Nun folgte die wahrscheinlich stärkste Wormatia-Phase dieser Saison und die Gäste wurden zehn Minuten lang praktisch an die Wand gespielt. Zunächst tankte sich Oppermann durch und suchte Hübner in der Mitte, doch Wagner war zur Stelle (65.), eine halbe Minute später stand Martin Gollasch nach feinem Pass frei vor dem Tor, machte aber einen Schlenker nach links und traf nur das Außennetz. Ein hereingetretener Eckball landete am Elfmeterpunkt beim freien Sandro Rösner, dessen Schlenzer jedoch von Abruscia auf der Linie geklärt wurde (68.), danach scheiterte Oppermann mit einem Schuss in die kurze Ecke an Wagner und auch beim Stark-Kopfball nach dem folgenden Eckball war der Stuttgarter Schlussmann zur Stelle (70.). Stuttgart meldete sich noch einmal mit einem Türpitz-Schuss aus der zweiten Reihe, doch dann endlich fiel das 2:0. Frank Schröer hatte sich klasse den Ball erkämpft und Oppermann in den freien Raum geschickt, der zeigte sich unbeeindruckt von den zuvor vergebenen Möglichkeiten und schoss eiskalt ein (73.). Für einige der etwa 200 Stuttgarter Fans war das und die Freude der Balljungen vor dem Gästeblock anscheinend zu viel, zumindest stürmte ein halbes Dutzend die Laufbahn und es flogen Bengalos Richtung Gegengerade und Ordner. Nach kurzer Spielunterbrechung konnte es weitergehen, was auch für die Wormser Angriffsbemühungen galt. Rudi Hübner scheiterte zunächst, wunderbar freigespielt, an Wagner (78.), sechs Minuten später machte Kevin Wittke den Sack endültig zu. Artur Krettek zog eine weite Flanke auf den Kopf von Hübner, der zu Wittke verlängerte und dieser schlenzte hart bedrängt und mit letzter Kraft zum 3:0-Endstand ein (84.).

Während sich Gästetrainer Dirk Schuster „total enttäuscht“ von der „katastrophalen Leistung“ seines Teams zeigte, konnte Ronny Borchers einmal mehr voll zufrieden sein. Er verteilte Lob an seine Mannschaft für die konstante Leistung, an die Fans für die Unterstützung und an die Verantwortlichen für die gelungene Freikartenaktion. Einziger Schönheitsfleck des heutigen Tages waren tatsächlich nur die Vorkommnisse im Gästeblock, dessen Insassen das Securitypersonal auch weit nach Spielschluss noch beschäftigten und erst um Viertel vor fünf von Polizeikräften nach draußen eskortiert wurden.

Da die Rückrundenspieltage etwas vertauscht sind, erwarten die Wormaten nächste Woche nun nicht den 1. FC Nürnberg, sondern müssen zum schweren Auswärtsspiel nach Hoffenheim. Die haben nicht nur den besten Angriff der Liga, sondern zu Hause auch die wenigsten Tore kassiert. Trotzdem sind sie zu schlagen, Großaspach und Pfullendorf zum Beispiel haben es vorgemacht.

Wormatia Worms
Knödler – Lang, Rösner, Stark, Krettek – Wittke (87. Grujicic), Schröer, Böcher, Gollasch (81. Cuc) – Hübner, Oppermann.

Die Stimmen zum Spiel