„Wir haben den Klassenerhalt geschafft und trotzdem alles gegeben“

Das schreibt die Wormser Zeitung:

Leistung trotz sicheren Klassenerhalts – Wormatia Worms besiegt Pfullendorf 2:1

Mit dem sicheren Klassenerhalt in der Tasche ist der VfR Wormatia noch einen Platz in der Tabelle nach oben gekraxelt. Durch den verdienten 2:1 (1:1)-Heimsieg gegen den SC Pfullendorf haben die Wormser Regionalliga-Kicker die SG Großaspach überholt und nehmen nun bereits Rang 13 ein. Gibt die Mannschaft in den verbleibenden drei Spielen weiterhin Gas, ist sogar noch eine Verbesserung auf einen einstelligen Tabellenplatz drin. – Warum sollte das kein lohnendes Ziel sein?

Zunächst einmal wird dabei freilich Torjäger Rudi Hübner zuschauen müssen. Der Wermutstropfen, den die Wormaten am Sonntag verdauen mussten, war die Rote Karte für ihren mit Abstand treffsichersten Stürmer. Der hatte nach zwei Elfmetern für beide Seiten, die eher der Dusseligkeit der jeweils verteidigenden Mannschaft zuzuordnen waren als konkreten Fouls, auch diesmal wieder für die Entscheidung gesorgt. In der 52. Minute hatte Matthias Lang rechts einen offensiven Geistesblitz gehabt, den Ball rasch nach innen gegeben, wo SCP-Verteidiger Wolfgang Narr die Kugel beim missglückten Abwehrversuch genau stoppte. Hübner rauschte ran und traf aus sechs Metern. Es war sein 17. Saisontreffer.

Rund 20 Minuten später war die Partie für Hübner dann vorbei: Im Laufduell traktierte der Pfullendorfer Matthias Kiefer den Wormser mit dem Ellenbogen. Ein Foul am Wormser, der sich freilich prompt mit einem Frust-Nachtreten revanchierte. Weil dies genau vor den Augen des Referees Tobias Helwig geschah, handelte der Hamburger sofort. Freistoß für die Wormatia, Gelb für Kiefer, Rot für Hübner. Das kann man sicher so entscheiden. Ob man das muss? Die beiden Trainer Helgi Kolvidsson (Pfullendorf) und Ronny Borchers (Worms) überzeugten später als Diplomaten, als sie zum Platzverweis und den beiden Elfmetern befragt wurden. „Ich bin kein Schiedsrichter“, lächelte Kolvidsson. „Dem schließe ich mich an“, ergänzte ein mindestens ebenso schmunzelnder Borchers.

Kolvidsson: Wormatia hat verdient gewonnen

Dem war es jedenfalls zuvor weitaus besser gelungen, seine Schäfchen an diesem heißen Nachmittag zum Laufen zu bringen, als seinem Gegenüber. „Einige meiner Spieler waren wohl schon im Urlaub“, schnaubte der Isländer. Dass ein Kicker nicht mehr rennen will, nur weil es angeblich in dieser Saison für ihn um nichts mehr geht, diese Haltung findet Kolvidsson eher abstoßend. „Aber solche Charaktere hast Du wohl in jeder Mannschaft“, ärgerte sich der Ex-Profi über mindestens ein bis drei desinteressiert wirkende Kicker seines Teams. „Daraus entsteht eine Kettenreaktion, und dann geht nichts mehr.“ Schon allein deshalb habe die Wormatia verdient gewonnen.

Dass Borchers seinen Kollegen offenbar mit einem ganz einfachen Mittel ausgetrickst hatte, wurde später bei der Pressekonferenz deutlich. „Wir hatten vorher ausgemacht, dass es zwei freie Tage gibt, wenn wir gewinnen“, legte der 53-Jährige offen. Das wirkte offenbar wie erlaubtes Doping. Einige Wormaten – allen voran Martin Gollasch – flitzten herum, als sei gar kein Schwimmbadwetter. Borchers lobte: „Ich muss meinen Spielern ein Kompliment machen. Wir haben den Klassenerhalt geschafft und haben trotzdem alles gegeben.“ Nur einmal geriet der Sieg noch in Gefahr, als die eine Viertelstunde in Überzahl spielenden Gäste durch den Ex-Mainer Michael Falkenmayer aus der Distanz endlich einmal gefährlich aufs Wormatia-Tor schossen. Da waren 87. Minuten gespielt und die Kugel ging knapp drüber. „Zu wenig“, knurrte Kolvidsson. Den Wormaten war es recht.