Viel Prominenz bei Jahresempfang von Wormatia Worms

Ein Name auf der Gästeliste des Jahresempfangs des VfR Wormatia Worms sorgte für Spannung: Harald Strutz, wegen seiner Bezüge in die öffentliche Kritik geratener Präsident des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05, war der Ehrengast, und die große Frage war. Würde er zum Thema etwas sagen? Er machte es, auch, weil ihm der Wormatia-Vorsitzende Tim Brauer in seinem Eingangs-Statement vehement zur Seite sprang. Bei all dem, was da jetzt geschrieben würde, „30 Jahre Ihres Wirkens werden da außer Acht gelassen“, meinte Brauer und sprach von einer Gefahr für das Ehrenamt insgesamt.

Strutz selbst erklärte den geladenen Gästen, dass er verwundert sei, über den Zeitpunkt, zu dem die Vorwürfe erhoben würden. Seine Bezüge bezeichnete er als „der Satzung entsprechende Regelung“. Wer über die Höhe verwundert sei, berücksichtige nicht die Verantwortung, die er als Präsident eines Großvereins und Fußball-Bundesligisten habe. Und was die Offenlegung seiner Bezüge angehe? „Christian Heidel hat mir gesagt, ihn habe noch nie jemand nach der Höhe seine Bezüge gefragt.“ Ein bisschen komme ihm das wie eine Hetzkampagne gegen ihn und seine Vorstandskollegen vor.

Doch Strutz war nur einer der Protagonisten des Jahresempfangs, auf dem die Gäste aus dem Mund des 05-Präsidenten auch zu hören bekamen, dass der Aufstieg in die Dritte Liga ein realistisches Ziel für den Traditionsverein sei. So weit wollte sich Brauer dann doch nicht aus dem Fenster lehnen. Ein Mittelfeldplatz in der Regionalliga sei in Worms Realität. Eingezwängt zwischen den Fußballstädten Mainz und Mannheim sowie Kaiserslautern und neuerdings auch Hoffenheim und Darmstadt müsse sich sein Verein eben auf die Jugend und die Region stützen. „Wir müssen gewappnet sein, dass es auch einmal eine Stufe runtergeht, aber auch bereit sein, wenn sich die Chance nach oben bietet“, rief der Vorsitzende den Mitgliedern und Gönnern des Vereins zu.

"Können mit Erreichtem zufrieden sein"

Ein riesiger Fehler wäre es, Wormatia auf seine Regionalligamannschaft zu reduzieren, da waren sich alle einig. „Die Jungendarbeit ist die Kernarbeit des Vereins“, sagt Brauer und verwies auch auf den anhaltenden Aufschwung im Frauen- und Mädchenfußball. „Wir als Wormatia müssen ein gesellschaftlicher Faktor sein.“ Und da kommt dann auch Hauptsponsor EWR ins Spiel. „Unser Sponsoring bedeutet, der Region auch etwas zurückzugeben“, begründet Vorstand Günter Reichart das finanzielle Engagement des lokalen Energieversorgers, in dessen Räumen der Jahresempfang ausgerichtet wurde.

Zum ersten Mal durfte Steven Jones als Coach der Regionalliga-Fußballer diesmal auf das Podium steigen, um gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter Marcel Gebhardt seine Sicht zu Zustand und Zukunft der Mannschaft zu beleuchten. Ihr Fazit: Gemessen an den schwierigen Umständen zu Beginn der Saison mit den Heim-Auswärtsspielen in Pfeddersheim und Ludwigshafen könne man mit dem Erreichten zufrieden sein, meinte Gebhardt. Und Jones gab Einblick in seine im Herbst so arg durcheinadergeratene Karriereplanung: „Es war absolut nicht mein Plan, so schnell Cheftrainer zu werden. Aber der Vorstand hat mich überzeugt und jetzt gehen wir das gemeinsam an.“ Und einen kleinen Seitenhieb auf seinen direkten Vorgesetzten Gebhardt konnte er sich nicht verkneifen: „Schon als Spieler musste ich für ihn arbeiten“, ist diese Hierarchie für ihn nichts Neues.

Wo die Reise hingeht, darüber blieben die Beiden eine deutliche Antwort allerdings schuldig. Nur so viel sickerte durch: Der von anderen Vereinen umworbene Kapitän Florian Treske bleibt an Bord, der Trainer hat immer einen Plan, auch wenn der nicht immer komplex und kompliziert sein muss, und jetzt sollen schnell die Punkte zum Klassenverbleib eingesammelt werden, damit frühzeitig für die kommende Saison geplant werden kann.

Von Carsten Dietel