Interview mit den Fanbeauftragten Alexander Kropp und Moritz Mahla

Es ist doch immer das Gleiche: Auf Sommer- und Winterpausen könnten die meisten Fußballfans gerne verzichten. Klar, die Spieler haben sich ihren Urlaub redlich verdient – doch der Fan? Der darbt. Aus diesem Grunde möchte die Internetredaktion die Leidenszeit bis zum Anpfiff im neuen Jahr verkürzen und hält Sie, liebe Leser, mit interessanten Berichten und Interviews auf dem neuesten Stand. Für unseren aktuellen Beitrag sprachen wir mit den beiden Fanbeauftragten Alexander Kropp und Moritz Mahla.

Redaktion: Jeder größere Verein hat einen oder mehrere Fanbeauftragte. Doch was sind eigentlich Eure Aufgaben?

FB: Wir sehen uns als Bindeglied zwischen Fans, Polizei und Verein. Wo immer ein Problem auftritt, versuchen wir – so gut es geht – zu vermitteln. So geschehen beim Projekt „Rückkehr auf die Vortribüne“. Der Wunsch der Fans, die Spiele ihrer Wormatia wieder auf der Vortribüne zu verfolgen, wurde vielfach an uns herangetragen. In vielen Gesprächen mit Vertretern von Verein, Sicherheitsdienst und Polizei wurde dieses Anliegen dann realisiert, um nur ein Beispiel zu nennen. Darüber hinaus fungieren wir natürlich auch als Ansprechpartner für die Fanbeauftragten der anderen Vereine. Hier geht es meistens darum zu klären, welche Beschränkungen bezüglich Fanutensilien wie Fahnen, Doppelhalter etc. gelten und ob sonst etwas im Stadion der Heimmannschaft zu beachten ist.

Redaktion: Nach dem katastrophalen Saisonstart der Wormatia waren viele Fans enttäuscht. Dementsprechend war auch die Stimmung im Stadion. Mittlerweile ist die Stimmung wieder prächtig – ist der Funke von den Fans auf die Mannschaft übergesprungen oder war es umgekehrt?

FB: Der Funke ist ganz klar von der Mannschaft auf die Fans übergesprungen. Andersherum ist dies auch kaum möglich, wie auch Herr Borchers in seinem ersten Interview als neuer Trainer richtig erkannt hat. Die Mannschaft zeigt endlich wieder Kampfgeist und Leidenschaft und spielt dazu zeitweise noch richtigen guten Fußball. Dies wird von Fanseite natürlich mit der entsprechenden Unterstützung honoriert.

Redaktion: Thema Vortribüne: Viele haben den Eindruck, dass sie einen erheblichen Teil zur Stimmung beiträgt. Als Fanvertreter seid ja immer vor Ort – deshalb die Frage: Was macht den Reiz der Vortribüne aus?

FB: Gegenüber der weitläufigen Gegengerade hat die Vortribüne vor allem den Vorteil, dass sie um einiges enger und kompakter ist. Auf der Gegengerade hat sich leider alles immer verlaufen, weshalb es schwierig war, gute Stimmung zu erzeugen. Dies ist auf der Vortribüne anders. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Vortribüne als Fanblock deklariert ist. Dementsprechend stehen dort fast ausschließlich Fans, die die Mannschaft auch lautstark und mit Hilfe von Fahnen oder Gesängen unterstützen möchten. Auf der Gegengerade hingegen finden sich eben auch Leute ein, die „nur“ in Ruhe Fußball gucken möchten. Des Weiteren ist man auf der Vortribüne eben auch wieder ein Stück näher an der Mannschaft. Sei es durch die Auswechselbänke, die nur wenige Meter entfernt stehen oder die Tatsache, dass man sich im Clubheim endlich mal wieder über die Füße läuft. Dieses Vereinsleben hat lange Zeit gefehlt, und obwohl hier noch einiges aufzuholen ist, sind wir diesbezüglich auf einem guten Weg. Die Zuschauer und Fans gehen wieder gerne ins Stadion.

Redaktion: Nach den jüngsten Vorfällen beim Spiel gegen die Stuttgarter Kickers wurde die Vortribüne reflexartig infrage gestellt. Insbesondere die Wormser Polizeichefin fordert höhere Zäune oder gar den Wechsel auf die Gegengerade. Der Verein lässt sich hingegen nichts diktieren und baut auf die Vernunft der Fans. Wie schätzt Ihr diese Diskussion ein? Schließlich wart ihr bei den Gesprächen ja beteiligt…

FB: Für uns kam diese Diskussion ehrlich gesagt recht überraschend – gerade die Forderung nach höheren Zäunen. Schließlich haben sich unsere Fans vorbildlich verhalten, als einige Fans die Zäune des Gästeblocks überwanden und in Richtung Vortribüne liefen. Kein Wormser Fan hat die Aschenbahn betreten. Beim Spiel gegen Wehen-Wiesbaden sah dies noch ganz anders aus. Trotz hoher Zäune. Durch Aufklärungsarbeit haben wir den Fans bereits vor dem Umzug auf die Vortribüne klar gemacht, dass ein noch so kleiner Vorfall das sofortige Ende der Ära Vortribüne mit sich bringt. Dessen sind sich die Fans auch bewusst, weshalb eine Art Selbstregulation eintritt. Sie wollen sich das, wofür sie so lange gekämpft haben, nicht wegen einer unüberlegten Aktion wieder nehmen lassen. Verwundert waren wir allerdings vor allem über die Tatsache, dass von Polizeiseite kein Versuch unternommen wurde, mit den Fanvertretern über die Vorfälle zu sprechen. Hier hätten wir uns doch ein bisschen mehr Kooperationswillen erhofft, schließlich hatten auch wir uns ein Konzept überlegt, wie solche Situationen in Zukunft verhindert werden können. Verein und Sicherheitsdienst hingegen haben sich vorbildlich verhalten und uns direkt in die laufenden Gespräche eingebunden, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Auch hat sich der Vorstand, vor allem in Person von Jan Donner, schützend vor die Fans gestellt, um gemeinsam mit uns gegen die Schließung der Vortribüne anzugehen. Generell bleibt aber zu sagen, dass wir doch stark den Eindruck hatten, dass die Polizei den Schwarzen Peter gerne weit weg von sich schieben wollte. An besagtem Tag haben alle Parteien Fehler gemacht – Verein, Polizei, Sicherheitsdienst und natürlich auch einige Fans. Bis auf die Polizei haben sich allerdings alle Parteien diese Fehler auch eingestanden und Besserung gelobt. Die Polizei hingegen versucht mit reißerischen Forderungen – etwa nach höheren Zäunen – von sich und den gemachten Fehlern abzulenken. Schade, dass es zu keinem gemeinsamen Dialog kam.Diesen Dialog haben wir im Übrigen auch mit den Vertretern der Presse vermisst. Trotz mehrmaliger Aufforderung von Vereinsseite, man möge sich diesbezüglich auch mal an die Fanbetreuer wenden, blieb ein Anruf aus. Stattdessen wurde mit Überschriften im Bildzeitungsniveau erneut Stimmung gegen Verein und Fans gemacht.

Redaktion: Vor drei Jahren spielte die Wormatia eine beachtliche Hinrunde und hatte sich ein Polster von 14 Punkten auf den ersten Nichtaufstiegsplatz erarbeitet. Doch dann kam der Einbruch. Wie kann verhindert werden, dass die jüngste Erfolgsserie unter Ronny Borchers wieder der Winterpause zum Opfer fällt?

FB: Hier vertrauen wir komplett auf Trainer, sportliche Leitung und natürlich die Mannschaft selbst. Herr Borchers hat in den Spielen seit seinem Amtsantritt eindrucksvoll bewiesen, was mit dieser Mannschaft möglich ist. Dementsprechend gehen wir davon aus, dass er die Winterpause nutzen wird, um die Mannschaft perfekt auf die verbleibenden Spiele einzustellen. Und wer weiß, vielleicht trägt beim ersten Spiel der Rückrunde auch der ein oder andere neue Spieler das Trikot unserer Wormatia. Auf jeden Fall gehen wir Fans zum ersten Mal seit langen zufrieden in die Winterpause, mit dem Gefühl, den Klassenerhalt dieses Jahr auch endlich mal sportlich zu erreichen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.