Gollasch trifft doppelt beim 2:1 gegen Hoffenheim / Wormatia bleibt oben dran

Gegen eine verstärkte U23 der TSG Hoffenheim gelingt Wormatia der sechste Sieg in Serie (2:1) und lässt sich noch nicht vom Spitzentrio abschütteln.

Die spannendste Frage vor Anpfiff war natürlich: Wie sieht der Kader der Gäste aus? Bei Hoffenheim II herrscht bekanntlich wegen des Busunfalls im Trainingslager Personalmangel, weshalb das Spiel von Samstag auf Sonntag verlegt wurde. So konnten Spieler aus dem Bundesligakader und der U19 mitfahren. Nun, von der U19 war weit und breit niemand zu sehen, denn aus dem erweiterten Profikader konnten genug Spieler mitreisen, sodass man auf Nachwuchskräfte verzichtete. „Unsere U19 hat gestern verloren und musste kräftezehrend eine Stunde in Unterzahl spielen, aus dieser Mannschaft wollte ich keinen rausnehmen und auf die Bank setzen, wenn es nicht notwendig ist“, erläuterte Gästetrainer Schäfer die Maßnahme. Mit Strobl, Conrad, Groß, Szarka, Herdling und Torwart Casteels hatte er sechs Stammspieler in die Startelf beordern können, mit Neupert saß ein weiterer angeschlagen auf der Bank, wo auch die Dauerjoker Recktenwald, Heister und Gyau sowie der angeschlagene Torwart Paterok Platz nahmen. Aufgefüllt wurde die Startelf aus dem Bundesligakader mit Talent Kaiser, den Winterzugängen Thesker und Wieser (gab gestern gegen die Bayern sein Debüt) – und für einen deutlichen Qualitätsschub in der Offensive sorgten Peniel Mlapa und Sejad Salihovic. Letzterer hatte sich freiwillig angeboten und marschierte vorneweg, verteilte in der Halbzeitpause fleissig Ratschläge an den Nachwuchs und verhielt sich auch sonst wie ein vorbildlicher Profi – Markus Babbel, der ihn für zwei Spiele in der Bundesliga suspendiert hatte, dürfte es auf der Haupttribüne registriert haben.

Hatte Hoffenheim nun Vorteile durch die Unterstützung von oben oder überwog doch die fehlende Eingespieltheit des Teams? Nun, nur in wenigen Situationen blitzte auf, dass Salihovic und Mlapa auch alleine einen Angriff zum Erfolg führen könnten, ansonsten gab es auch durch Unkenntnis der Laufwege einige Fehlpässe. Nicht zuletzt stand die Wormatia-Abwehr aber auch ganz hervorragend, in der ersten Halbzeit wurden lediglich drei Schüsse zugelassen – und nur der wuchtige Fernschuss von Salihovic brachte wirklich Gefahr (17.). Die gegnerische Abwehr ließ ebenfalls nicht viel zu, dafür machte Wormatia ihre einzige Torchance aber auch eiskalt rein. Ein Böcher-Einwurf von rechts wurde in die Mitte abgewehrt, Marcel Abele spielte den Ball direkt wieder in den Strafraum, wo ihn Martin Gollasch an Casteels vorbei ins Tor spitzelte (21.). Mit zunehmender Spieldauer wurden die Wormaten ballsicherer, begeisterten mit mehreren gelungenen anspruchvollen Doppelpässen und hatten somit technisch sogar die Nase ein wenig vorn.

Das setzte sich im zweiten Durchgang fort, auch wenn es zunächst einen energischen Wiederbeginn der Gäste zu überstehen galt. Salihovic schlenzte in dieser Phase knapp am Ausgleich vorbei (47.). In der Szene zuvor hatte Romas Dressler den Ball bereits eingenetzt, Vorlagengeber Chris Böcher war jedoch ins Toraus gedribbelt. Fast den gleichen Angriff gab es wenige Minuten später. Martin Röser wurde rechts eingesetzt, spielte den Ball früher als Böcher nach innen und an der gleichen Stelle wie Dressler zuvor stand nun Martin Gollasch, der unhaltbar zum 2:0 einschoss (49.). Gleich danach hätte Gollasch fast den dritten Treffer eingeleitet, auf dem an dieser Stelle etwas holprigeren Rasen gelang Dressler die Ballannahme jedoch nicht wie gewünscht und sein Schuss ging über das Tor (52.). Mit dem Anschlusstreffer durch Kai Herdling zwei Minuten später nahm das Spiel dann richtig Fahrt auf und die Gäste drängten im Minutentakt auf das Wormatiator, wo Kevin Knödler zwei Mal bei Schüssen von Herdling auf der Hut sein musste. Im Gegenzug boten sich den Wormaten Konterchancen im Dutzend, doch immer wieder fand der entscheidende Pass sein Ziel nicht wie gewollt (Schürg/63., Toch/82., Bauer/84.) oder wurde gar nicht erst gespielt (Gollasch/64., Toch/74., Bauer/86.). Die dickste Gelegenheit hatte der, wie Sturmkollege Schürg, unermüdliche Dressler, der eine Bauer-Flanke mit dem Hinterkopf knapp am langen Eck vorbeilenkte (70.). Sekunden nach dieser Möglichkeit erhielten die Hoffenheimer Ausgleichsbemühungen einen herben Dämpfer, als Kai Herdling zur allgemeinen Überraschung die Rote Karte sah. Beide Trainer wussten nach dem Spiel mit dieser Entscheidung nichts anzufangen, offenbar hatte Herdling aber versucht, den zu Boden gegangenen Abele zu treten – und bereits der Versuch ist strafbar. Vielleicht hätte Schiri Rott ein Auge zugedrückt, wenn Herdling nicht zuvor während Gollaschs Auswechslung penetrant auf ihn eingeredet hätte. Ohne Kapitän Herdling und den bereits vorher ausgewechselten Mlapa ging der Hoffenheimer Angriffsdruck spürbar zurück, trotzdem blieben die Gäste weiterhin gefährlich, weshalb die vergebenen Konterchancen der Wormaten mit der Zeit ein wenig an den Nerven zehrten. Salihovic versuchte, aus 30 Metern Knödler zu überlisten (84.), Groß zielte knapp daneben (87.), Wittke verpasste im Zusammenspiel mit Schürg die Entscheidung (90.) – es blieb beim 2:1.

Sechs Siege in Serie, das gab’s zuletzt in der Oberliga-Saison 2006/07. Weil Fürth und Ingolstadt verloren haben, konnte sich Wormatia an diesem Wochenende ein wenig absetzen. Vier Punkte Vorsprung sind es jetzt auf Platz fünf, genauso groß ist nach wie vor der Rückstand auf Platz drei – Stuttgart ist mit acht Punkten Vorsprung immer noch außer Reichweite. Auf den Plätzen 1-3 wird sich am nächsten Wochenende jedoch definitv etwas verändern, denn Eintracht Frankfurt II empfängt die Stuttgarter Kickers zum Spitzenspiel. Großaspach empfängt den SV Waldhof, Fürth und Ingolstadt nehmen sich gegenseitig Punkte weg… Wormatia könnte zur großen Gewinnerin des nächsten Spieltags werden – wenn die Siegesserie am Freitag gegen den FC Memmingen anhält. Michael Schürg wird sich das Spiel von der Tribüne ansehen müssen, denn bei seiner Auswechslung sah er seine fünfte Gelbe Karte und ist ein Spiel gesperrt.

Tore: 1:0 Gollasch (21.), 2:0 Gollasch (48.), 2:1 Herdling (54.)
Gelb: Schürg – Wieser, Salihovic, Strobl
Rot: Herdling (70./Hoffenheim), Nachtreten
Zuschauer: 1.435   Schiedsrichter: Rott (Dortmund)

Wormatia Worms
Knödler – Böcher, Rösner, Metzger, Bauer – Abele – Röser, Toch (86. Wittke), Gollasch (68. Krettek) – Schürg (90. Oppermann), Dressler.

1899 Hoffenheim II
Casteels – Strobl, Thesker (71. Neupert), Conrad, Szarka – Wieser (83. Recktenwald), Kaiser, Salihovic, N. Groß – Herdling, Mlapa (61. Gyau).

Pressekonferenz (MP3)