Auf solidem Fundament

Nicht nur sportlich hat sich beim VfR Wormatia zuletzt eine ganze Menge Positives getan. Mehrere Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur sind bereits vollendet, in vollem Gange oder in Planung. Zu diesen und anderen Themen äußerte sich den 1. Vorsitzende Tim Brauer im Gespräch mit der Wormatia-Redaktion. 

Wormatia-Redaktion: Hallo, Tim Brauer. Wie sieht der Vorsitzende den Verein  im Sommer 2015 aufgestellt?

Tim Brauer: Der Verein steht heute so gut da wie seit 25 Jahren nicht mehr. Ganz entscheidend für die sportlich positive Entwicklung in den letzten Jahren war die Forcierung der Jugendarbeit. Die große Nachwuchsabteilung stellt heute das sportliche Fundament des Vereins dar und ist eine echte Bereicherung. Rein leistungsmäßig haben wir zwar noch keinen zweiten Andrew Wooten hervorgebracht, aber wir sind auf einem guten Weg und werden eines Tages auch die Früchte dafür ernten.

Wormatia-Redaktion: Der neue Hybridrasenplatz ist im Bau, das zweite Kunstrasen-Spielfeld wurde gerade eingeweiht, ein dringend benötigter Funktionsbau ist für nächstes Jahr geplant. Wie kann der Verein all diese Maßnahmen finanziell stemmen?  

Tim Brauer: Bereits seit einigen Jahren haben wir stabile wirtschaftliche Verhältnisse. Die finanzielle Situation ist zwar nicht üppig, sie erlaubt uns aber, notwendige infrastrukturelle Dinge mit dem nötigen Augenmaß und großem Einsatz von vielen voranzubringen. Allein unser Eigenanteil an der Neuanlage des Stadionrasens beträgt 100.000 Euro. Davon bringen wir einen beträchtlichen Teil durch Eigenhilfe auf. Auf ähnliche Weise wollen wir im kommenden Jahr auch den Bau eines Funktionsgebäudes im hinteren Stadionbereich angehen. Zwar reicht schon jetzt die Kapazität der Umkleide- und Sanitärräume unter der Tribüne für unsere 13 Jugendmannschaften und die stark angewachsene Frauenabteilung bei weitem nicht mehr aus. Doch wir können die Dinge – auch Clubhaus, Gaststätte und VIP-Bereich sind renovierungsbedürftig – nur nacheinander in kleinen, unserer Finanzlage angemessenen Schritten angehen und realisieren. 

Wormatia-Redaktion: Geht das alles denn ohne größere Einschnitte beim Sport-Etat? 

Tim Brauer: Nein, allerdings heißt dies nicht zwangsläufig, dass die fußballerische Qualität unserer Mannschaft darunter zu leiden hat. Die Fußballlandschaft hat sich in eine Richtung verändert, in der solides Wirtschaften immer wichtiger wird. Kein Verein kann sich heute mehr ein finanzielles Harakiri erlauben. Unsere 1. Mannschaft wird zwar immer im Blickpunkt stehen, aber der Klub besteht eben nicht nur aus diesem einen Team.

Wormatia-Redaktion: Und er beschränkt sich schon seit geraumer Zeit auch nicht mehr allein auf sportliche Aktivitäten. Was hat die Verantwortlichen zu dieser Entwicklung bewegt?

Tim Brauer: Wormatia ist zweifellos der namhafteste Verein in Worms. Wir fühlen uns als Teil dieser Stadt und sehen darin auch eine Verpflichtung zu sozialem und gesellschaftlichem Engagement. Wir bieten Jugendlichen eine sportliche Heimat und übernehmen – wie andere Sportvereine auch – eine ganz wichtige Rolle bei der Integration von Migranten. Darüber hinaus helfen und engagieren wir uns an vielen anderen Stellen, ohne darüber groß zu reden. Tagtäglich sind in unserem Verein 50 bis 70 Personen auf den unterschiedlichsten Feldern ehrenamtlich tätig. Diese vielfältigen Aktivitäten für die Öffentlichkeit wahrnehmbar zu machen, ist eines der Ziele unseres mit der Hochschule Worms erarbeiteten Leitbildes. 

Wormatia-Redaktion: Der Fußball ist mittlerweile längst keine Männer-Domäne mehr. Wie sieht der Vorsitzende die Entwicklung im Frauenbereich?

Tim Brauer: Die Frauenabteilung ist mittlerweile fester Bestandteil des Vereins,  und sie soll nach dem Willen des Vorstands weiter expandieren. Das war bisher nicht möglich, weil der Unterbau gefehlt hat. Nun wurden die ersten weiblichen Nachwuchsteams gebildet, die uns hoffentlich weiter nach vorne bringen. Andererseits macht jedoch gerade der erfreulich starke Zuwachs im Frauenbereich den Bau eines zweiten Funktionsgebäudes unabdingbar notwendig. 

Wormatia-Redaktion: Wegen der Rasen-Neuanlage finden die Vorrundenspiele des Regionalligateams in Pfeddersheim und Ludwigshafen statt. Inwieweit belastet dieser “Umzug” das Vereinssäckel zusätzlich?

Tim Brauer: Allein durch die vier Spiele im Südwest-Stadion entstehen uns Mehrkosten von etwa 20.000 Euro. Gleichzeitig müssen wir dort auch geringere Zuschauereinnahmen einkalkulieren. Um das Derby gegen Waldhof mache ich mir allerdings keine Gedanken. Vielleicht kommen da sogar mehr Fans aus Mannheim rüber nach Ludwigshafen als nach Worms gekommen wären. Ansonsten freue ich mich, dass wir zumindest vier Spiele in Pfeddersheim austragen können. Das ist für Wormser Besucher sicherlich eine einfachere Anreise wie nach Ludwigshafen. Daneben bin ich sicher, dass wir in Pfeddersheim eine tolle Atmosphäre haben werden.

Wormatia-Redaktion: Fußballclubs in höheren Spielklassen sind ohne Sponsoren nicht konkurrenzfähig. Wie wichtig ist diese finanzielle Unterstützung?

Tim Brauer: Wir sind sehr froh, dass uns unsere Hauptsponsoren nun schon seit mehreren Jahren die Treue halten. Das gibt uns eine gewisse Planungssicherheit. Zugleich sind wir aber auch dankbar für die langjährige Unterstützung durch kleine und mittelständische Unternehmen. Natürlich sind wir ständig bemüht, noch mehr Hilfen von außen zu erhalten, doch das ist nicht einfach. Das Sponsoring in der Regionalliga gestaltet sich sehr schwierig, auch weil das Südwest-Fernsehen keine Spiele der 4. Liga zeigt – ganz im Gegensatz zu Hessen und dem Saarland, wo mitunter sogar Oberligaspiele übertragen werden.

Wormatia-Redaktion: Zum Abschluss: Was wünscht sich der 1. Vorsitzende für die kommende Saison

Tim Brauer: Ich hoffe sehr, dass wir unsere verschiedenen Projekte wie vorgesehen alle stemmen können und zu einem guten Abschluss bringen. Sportliche wünsche ich mir, dass wir die Vorrunde ohne echtes Heimspiel ordentlich hinkriegen und dann auf unserem neuen Rasen so richtig loslegen.

Wormatia-Redaktion: Dazu drücken wir fest die Daumen und bedanken uns ganz herzlich für das interessante Gespräch.

Das Interview führte Frank Beier