Vier Wochen im Amt – Trainer Ronny Borchers im Interview

Herr Borchers, seit vier Wochen bei der Wormatia als Trainer. Sehen Sie schon Licht im Dunkel der hinteren Tabellenplätze?

Ronny Borchers: „Okay, wir alle, also das Team, um das es jedesmal geht, wenn wir auflaufen, werden noch nicht geblendet, aber wir sehen schon ein Stück klarer. Wir sind nicht mehr abgeschlagen, sondern inzwischen ein kleines Stück vorangekommen. Sowohl die Jungs wie auch ich sind zuversichtlich, dass wir dem Abstieg entgehen und die Wormata neu ausrichten können. Dies kann allerdings bis zum letzten Spieltag gehen. Die Mannschaft ist ehrgeizig, spielfreudig und auch schon viel gefestigter, sehe ich nicht nur in den Punktspielen, sondern auch im täglichen Training.“

Sie wußten aber auch, dass viel Arbeit vor Ihnen liegt, oder waren Sie von vornherein als ehemaliger Nationalspieler von Hause generell noch zuversichtlicher?

R.B. „Egal in welcher Klasse oder Liga man als Trainer arbeitet, es gibt grundsätzlich mehr Arbeit als man außerhalb des Platzes sieht. Und dazu auch immer wieder Überraschungen, angefangen von Spielerverletzungen und längeren Ausfällen. Es gibt so vieles dazu zu sagen, aber nur soviel ganz nebenbei: Eine Mannschaft muss zunächst mal ausgelotet werden, man muss sich in die Jungs schnell einfühlen, um dann richtig mit ihren Qualitäten oder auch Schwächen umgehen zu können. Dazu muss in jeder Trainingseinheit Vertrauen aufgebaut werden. Alle diese Punkte machen mir Spaß. Aufgaben mit einer hohen Erwartungshaltung von der Stadt, die mir übrigens sehr gut gefällt und neben der Geschichte auch eine tolle Ausstrahlung hat, reizen ganz besonders. Das Publikum und die Verantwortlichen sind ganz wertvolle Stützen. Deshalb habe ich mich auch für die Arbeit bei dem Traditionsverein Wormatia entschieden. Es war absolut richtig, nach Worms zu gehen. Mehr kann ich nach vier Wochen nicht sagen, denn das wäre vermessen. Die Mannschaft befindet sich noch in der Entwicklung, dazu muss sie sich auch, und das bitte ich auch jedem einzelnen zuzugestehen, an mich als neuen Coach und meinen Stil sowie den Anspruch gewöhnen.“

Es gibt Trainer, die man gerne salopp – und damit auch oft falsch in der Einschätzung – als „harten Hund“ bezeichnet. Was für einer sind Sie?

R.B.: „Harte Hunde sind für mich Hunderassen, die zuwenig Liebe bekommen haben. Also auf solche Floskeln lasse ich mich nicht ein. Als Trainer ist man vieles, aber zunächst mal Lehrer, dazu Psychologe und Soziologe. Am liebsten sehe ich mich aber als Vertrauensperson, die konsequent mit guter Lebensart mit den Jungs arbeitet und an ihrem fußballerischen Können feilt. Das ist in jeder Liga nahezu gleiches Programm. Jeder Trainer hat jedoch seinen eigenen Stil. Nach meiner Erfahrung aus der Praxis des Profifußballs sind die so genannten harten Hunde in der Regel eher kurzfristig erfolgreich. Gegenseitiger Respekt ist wichtiger in meinen Augen. Wir zielen darauf, uns mittelfristig zu stabilisieren, um dann auch längerfristig gute Erfolge einzufahren. Immerhin haben wir es mit Jungs zu tun, die noch nicht im Vollprofitum angekommen sind. Die Mannschaft muss bei allem sportlichen Ehrgeiz auch Spaß empfinden, sowohl im Training wie dann auch im Spiel. Und wenn dann das Publikum so mitzieht, wie wir es bislang gemeinsam erlebt haben, dann läuft auch alles viel leichter. Rückschläge müssen auch die ganz Großen einkalkulieren. Es geht halt nicht jeder Ball rein, den man schon im Tor sieht.“

Wie sind Sie mit der kämpferischen Leistung der Wormatia zufrieden?

R.B.: „Ich sehe ständig kleine, aber erfreuliche Fortschritte, das war auch im letzten Punktspiel gegen Pfullendorf so. Wir mussten alles geben, um den Sieg einzufahren. Sie gab nie auf. Das muss man als Trainer honorieren – und sie hat zwei Tage frei bekommen.

Ist Worms eine Herausforderung der besonderen Art für Sie?

R.B.: „Jeder Trainerjob sollte dies sein, das versteht sich von selbst. Aber die Wormatia ist mir schon sehr nah, darf ich sagen. Der Ruf „Alla, Wormatia“ gefällt mir. Dem folge ich auch mit aller Kraft. Das können Sie mir so abnehmen, wie ich es sage. Und die Mannschaft tut dies, wie man sehen kann, ebenfalls."

Alla Wormatia.