Der VfR ist wieder da! / Elfmeterheld Wolff legt Grundstein zum 2:1-Sieg gegen Bochum

Werfen wir einen Blick zurück in die Winterpause. Mit Monetta und den Gataric-Brüdern wurden drei Stammspieler weggeschickt, völlig überfordert werde die Mannschaft wohl in der Rückrunde sein, Kanonenfutter für die anderen Teams, vermuteten einige. Wie viele Punkte holte Tasmania Berlin damals nochmal? Und nach dem 1:5 in Bonn sahen manche sich bestätigt. An solche Klatschen werde man sich gewöhnen müssen. Ob Wormatia überhaupt noch ein Spiel gewinnt? Elf magere Punkte standen zu Buche, genauso groß war der Rückstand. Nun, zwei Monate später, stehen 30 Punkte auf dem Konto, der Rückstand ist auf drei Punkte geschrumpft und die rote Laterne an Trier abgegeben – die in der Winterpause noch 13 Punkte (!) vor Wormatia standen. Kampf hatte Trainer Klotz damals gefordert und es waren keine leeren Worte. Es sind die alten Wormatia-Tugenden Kampf, Einsatz, Leidenschaft, die die Mannschaft des Jahres 2010 wieder verkörpert. Grandiose Siege gegen Essen, Trier und Mannheim nahmen die ausgehungerten Fans noch freudig entgegen, das Wort „Klassenerhalt“ lag bisher trotzdem nur absoluten Optimisten auf der Zunge. Doch nach dem heutigen Spiel, dass sich auf dem Platz und auf den Rängen endlich wieder nach guten alten Zeiten anfühlte, ist der Mannschaft jetzt wirklich alles zuzutrauen. Der VfR ist wieder da!

Vor der Partie standen die Zeichen allerdings schlecht. Dass Matthias Lang wohl nicht dabei ist, darauf war man gefasst. Doch nun hatte sich auch Philipp Stiller im Abschlusstraining den Fuß verdreht und musste draußen bleiben. Die absolute Hiobsbotschaft war jedoch ein Martin Gollasch in zivil. Er, der großen Anteil am Aufschwung der Wormaten hat, fällt mit Meniskusriss den Rest der Saison aus. Die rechte Seite wurde daher komplett mit Spielern aus dem Landesligakader besetzt und Tobias Klotz und Andreas Feller, soviel sei schon gesagt, machten ihre Sache gut. Johnny Mpassy gesellte sich zu Niels Magin in die Innenverteidigung. ZouZou Bouadoud und Manuel Rasp sollten vorne die beste Abwehr der Liga knacken. Auswärts hatten die Bochumer in 14 Spielen erst 8 Tore kassiert, doch ein kleines statistisches Detail ließ hoffen: Liegt Bochum auf fremden Platz erstmal zurück, gelingt ihnen höchstens noch ein 1:1 – dreimal blieb es beim 0:1. Ein frühes Tor musste her.

Und ein frühes Tor fiel tatsächlich. Fünf Minuten waren gespielt, Bochum hatte bereits den ersten Schuss abgefeuert, da setzten sich die Wormaten erstmals gegen die Bochumer Defensive durch. Imad Kassem-Saad tanzte links am Strafraum seinen Gegenspieler aus, passte an den Fünfmeterraum und Bouadoud stocherte den Ball ins Netz. Besser konnte es gar nicht laufen. Bochum antwortete glücklos, denn die bärenstarke neuformierte Viererkette mit Frank Schröer als Abräumer davor, war jederzeit Herr der Lage. Und wenn Bochum mal durch kam, war immer Manuel Wolff auf dem Posten. So parierte er ein 20-Meter-Pfund von Oliver Zech und gleich danach noch einen Kopfball von Mirkan Aydin (34.). Die Wormaten suchten vorne immer wieder Manuel Rasp, fanden ihn aber zu selten, während Bouadoud seinen Körper öfter gut einsetzte und gute Dribblings startete. Torchancen dagegen hatten Frank Schröer und Imad Kassem-Saad. Schröer feuerte im Anschluss an eine Ecke aus dem Rückraum einen Meter links vorbei (25.), Kassem-Saad zielte kurz vor Halbzeitpfiff wenige Zentimeter zu hoch.

Hatte man in der ersten Hälfte „nur“ ein ordentliches Spiel der Wormaten gesehen, entwickelte sich die zweite Hälfte zu einem echten Abstiegskracher mit viel Kampf, Leidenschaft und Emotionen von den Rängen. Startschuss war die 56. Minute, als Niels Magin bei einem Eckball mit den Händen an den Ball kam und Schiri Jöllenbeck auf Elfmeter entschied. Entsetzen bei Wormatia, denn Magin war in dieser Situation wohl leicht geschubst worden. Aydin schoss flach und plaziert nach rechts unten, doch Manuel Wolff fischte das Leder mit einer Großtat aus der Ecke. Der brachiale Jubel darüber von der Haupttribüne versetzte das Publikum regelrecht auf „Betriebstemperatur“ und ein Foul an Bouadoud gleich darauf an der Mittellinie hielt die Emotionen am kochen. Der VfR setzte nach und erhöhte durch Manuel Rasp, wunderbar freigespielt, auf 2:0 (70.). Kurz danach ertönte wieder ein Elfmeterpfiff, diesmal hatte Schröer den Ball an die Hand bekommen. Während die Gegengerade im Nachhinein mehrheitlich von einem berechtigten Elfer sprach, war sich die Haupttribüne sicher, dass Schröer hier lediglich angeschossen wurde. Oliver Zech war es egal, er schickte Wolff in die falsche Ecke (74.). Doch dank dieser Entscheidung war nun richtig Feuer im Spiel und die Atmosphäre erinnerte an das rettende 3:2 gegen Lotte letztes Jahr oder an glorreiche Spiele aus Oberligazeiten. In den Schlussminuten gab Bochum noch einmal richtig Gas und packte die Brechstange aus. Mpassy köpfte mehrere Flanken aus der Gefahrenzone, teilweise standen 6-7 Bochumer im Wormser Strafraum und in den trotzig geführten Zweikämpfen holten die Wormaten das Letzte aus sich raus, angefeuert von wütenden „VfR! VfR!“-Rufen der 1.361 Zuschauer. Der Abpfiff ging im Jubel unter und als die Ergebnisse von Mainz und Trier durchgesagt wurden, wurde allen schlagartig bewusst: „Der VfR, der VfR, der VfR ist wieder da!“

Wormatia Worms
Wolff – Feller, Mpassy-Nzoumba, Magin (89. Heidenmann), Krettek – Schröer – Klotz (75. Cuc), Gebhardt, Kassem-Saad – Rasp (80. dos Santos), Bouadoud