Ein Lehrer namens Benni

Der VfR Wormatia ist nicht nur der weitaus bekannteste und erfolgreichste Wormser Sportverein – er ist noch eine ganze Menge mehr. Gerade in der jüngeren Vergangenheit wurde die so erfreuliche sportliche Aufwärtsentwicklung begleitet von einem stetig wachsenden sozialen Engagement außerhalb des Spielfeldes. Zu jenen Spielerinnen und Spielern, die sich bei verschiedenen Aktionen uneigennützig engagieren, gehört auch unser erfolgreicher Regionalligaspieler Benni Himmel. Der 23-Jährige geht jede Woche einmal als “Lehrer” in die Wormser Pestalozzi-Schule. Was er dort so macht und tut, darüber sprach die Wormatia-Redaktion mit dem Mittelfeldspieler.

Wormatia-Redaktion: Hallo Benni, oder soll ich jetzt “Herr Lehrer Himmel” zu Dir sagen?

Benni Himmel, lachend: Nein, nein. Ich habe auch den Kindern gleich gesagt, dass sie mich nicht mit ’Herr Lehrer’ ansprechen müssen, sondern einfach Benni zu mir sagen sollen. 

Wormatia-Redaktion: Wie läuft Dein Fußball-Unterricht in der Praxis ab?

Benni Himmel: Zunächst muss man wissen, dass die Pestalozzi-Grundschule eine Ganztagsschule ist und meine Fußball-AG  immer montags in der letzten Stunde am Spätnachmittag stattfindet. Da sind die Kinder vom vorausgegangenen Unterricht schon ziemlich müde und möchten eigentlich gern nach Hause.

Wormatia-Redaktion:  Du musst Dich also erst mal als Motivator betätigen? 

Benni Himmel: Nein, das ist nicht nötig. Die Kinder kommen gerne und freuen sich darauf, nach den langen Sitz-Stunden noch etwas Bewegung zu bekommen. Natürlich muss ich mir schon etwas einfallen lassen, um den 9- bis 10-Jährigen auf interessante, möglichst spielerische Weise das Fußball-ABC näherzubringen – durch wechselnde Trainingsformen, kleine Turniere und ähnliches.   

Wormatia-Redaktion:  Worauf legst Du neben den rein sportlichen Übungen noch besonderen Wert?

Benni Himmel: Ich möchte den Kindern vor allem ein Gefühl für Respekt vermitteln – Respekt keineswegs nur vor dem Lehrer, sondern besonders gegenüber den Mitspielern und den sportlichen Gegnern. Das ist mir ein großes Anliegen.

Wormatia-Redaktion: Interessieren sich die Kids auch für Dich als Spieler und für die Wormatia? 

Benni Himmel: Viele kommen zu unseren Heimspielen, und die fragen dann montags schon mal nach der einen oder anderen Spielszene: “Wie war das da…? Warum habt ihr nicht gewonnen? Hat der Tritt weh getan?“. Aber viel mehr fragen sie mich nach persönlichen Dingen: “Welche Nationalspieler kennst Du und hast Du sie schon mal getroffen? Auf welcher Position spielst Du am liebsten? Hast Du schon mal ‘ne Rote Karte bekommen, und wie viele Tore hast Du geschossen?”

Wormatia-Redaktion:  Gibt es in Deiner Fußball-AG eigentlich auch Mädchen?

Benni Himmel: Genau ein Mädchen, aber die ist gut. Sie hat vor allem einen richtig harten Schuss.

Wormatia-Redaktion:  Die Arbeit mit den Kindern macht Dir offensichtlich Spaß. Wäre das für Dich auch ein Betätigungsfeld nach der Fußball-Karriere?

Benni Himmel: Ich trainiere ja jetzt schon mit Jens Blüm unsere E-Jugend. Und ich kann mir gut vorstellen, später mal als Trainer einer aktiven Mannschaft tätig zu sein. Die entsprechenden Trainerscheine möchte ich auf jeden Fall erwerben. Denkbar ist aber auch, dass ich dem Fußball in anderer Form verbunden bleibe. Ich habe gerade ein Sportmanagement-Fernstudium mit Erfolg abgeschlossen und will mich demnächst im Studiengang zum Sportfachwirt weiterbilden.

Wormatia-Redaktion:  Zum Schluss noch ein Wort zur sensationell verlaufenen Vorrunde. Wie ist die Leistungsexplosion gegenüber der so enttäuschenden letzten Saison zu erklären?

Benni Himmel: Das ist ganz einfach: In der neuen Runde passt einfach alles zusammen – die Spieler, das Trainerteam, die Sportliche Leitung. Alle ziehen an einem Strang. Wie gefestigt die Mannschaft ist, hat sich gerade bei unserem ersten kleinen Tief im Oktober gezeigt. Mit Entschlossenheit haben wir uns da gemeinsam wieder herausgezogen, drei Siege in Serie errungen…

Wormatia-Redaktion:  …und der vierte Streich soll nun auf dem “Betze” folgen?

Benni Himmel: Ja natürlich wollen wir auch dort etwas holen. Wie schon gegen Saarbrücken gehen wir die Sache ganz locker an, denn niemand setzt uns unter Druck. Auch wir Spieler selbst tun das nicht, keiner träumt von der 3. Liga. Aber so lang wie möglich oben dran bleiben, das wollen wir alle, und dafür werden wir auch alles geben.

Wormatia-Redaktion:  Dazu drücken wir ganz fest die Daumen und danken Dir herzlich für dieses Gespräch.

Das Interview führte Frank Beier