„Wir haben fest daran geglaubt, trotzdem etwas holen zu können“

Das spricht die Wormser Zeitung:

Wormatia Worms feiert gegen den SVWW II "Das Wunder von Wiesbaden"

Wenn der bisherige Letzte beim Vorletzten gewinnt, ist das im Fußball nicht gerade ein sensationelles Ereignis. Doch der 2:1-Erfolg von Regionalligist Wormatia Worms beim SV Wehen Wiesbaden II wird lange in den Gedächtnissen aller Beteiligten haften bleiben.

Abgespeichert in den Gehirnwindungen der Wormser unter „das Wunder von Wiesbaden“. Schließlich haben die Nibelungenstädter nicht den etatmäßigen Unterbau der Hessen geschlagen, sondern deren Profitruppe zur Lachnummer degradiert. Gemeinsam mit 200 mitgereisten Fans zelebrierte das Team den Coup, der nach erfolgter Absage des letzten Spieltags ein Überwintern auf einem Nichtabstiegsplatz gewährleistet.

Selbstbewusst, hochkonzentriert und stets bemüht

So gar nicht wie ein in Not befindliches Ensemble präsentierten sich die Wormser in Wiesbadens schmucker Brita-Arena. Von Trainer Ronny Borchers taktisch bestens präpariert, wirkten sie selbstbewusst, hochkonzentriert und stets bemüht, selbst kniffligste Situationen mit spielerischen Mitteln zu lösen. Kurzum: In der Gäste-Crew war kein Schwachpunkt auszumachen.

Gino Lettieri, Chefcoach der Wehen Wiesbadener Drittliga-Profis hatte indirekt einen Anteil am Triumph der Nibelungenstädter. Nach der Absage der Drittliga-Partie in Babelsberg hatte er seine Spieler kurzerhand zum Charaktertest und zur Überbrückung der Spielpause mit Blick auf das Samstag-Spiel gegen Unterhaching eine Etage tiefer in die Abteilung römisch zwei versetzt. Eine fatale Maßnahme. „Als wir erfahren haben, dass Wehen seine Erste aufbieten würde, waren wir kurz geschockt. Danach hat sich die Mannschaft eingeschworen. Wir haben fest daran geglaubt, trotzdem etwas holen zu können. Das wurde dann auch richtig gut umgesetzt“, meinte Kevin Knödler.

Glanztat des Wormatia-Torhüters

Der Wormatia-Torhüter trug durch seine Glanztaten gegen die frei vor ihm auftauchenden Marcel Ziemer (36.), Marco Sailer (40.) und Alf Mintzel (48.) maßgeblich zum Erfolg bei. Ansonsten gestattete die Vierer-Abwehrkette um die zentralen Eckpfeiler Marco Stark und Sandro Rösner den lust- und fantasielos aufspielenden Wehenern keinerlei Freiräume und Lücken.

Belohnt wurde die mutige Wormser Marschroute mit zwei Stürmern in der 50. Minute, als Abwehr-Blondschopf Matthias Lang die scharf hereingezirkelte Ecke des agilen Lucas Oppermann mit dem Schädel ins Netz wuchtete. Elf Minuten später die Zugabe: Der für den verletzten Christian Grujicic gekommene Mario Cuc setzte von der linken Außenbahn zum Seitenwechsel an, Oppermann nahm an, flankte präzise auf Mittelfeld-Techniker Kevin Wittke, gegen dessen Direktabnahme kein Kraut gewachsen war.

Einzig nach dem Anschlusstor durch Milad Salem (88.) verloren die Wormser einige Augenblicke die Übersicht, um kurz darauf jubeln zu dürfen. „Ich habe nicht auf die Aufstellung des Gegners geschaut, sondern nur auf meine Mannschaft. Ich vertraue ihr voll und ganz. Sie ist stabil und beständig geworden“, analysierte Ronny Borchers ohne Anflug von überbordener Euphorie. Kevin Knödler streicht Borchers‘ Anteil an Aufschwung und gewachsener Harmonie heraus, während Kevin Wittke den Erfolg über ein Drittliga-Ensemble nicht als sonderlich große Überraschung interpretierte: „Wir wissen schließlich, was wir können.“

Das spricht der Nibelungen Kurier:

Der Schuss des SV Wehen ging nach hinten los

Es wurde schon im Vorfeld gemunkelt, dass wenn das Spiel des SV Wehen I in der 3. Liga bei SV 03 Babelsberg ausfällt, dass die Wormaten bei ihrem letzten Auftritt im alten Jahr bei der 2. Mannschaft des SV Wehen Wiesbaden antreten muss, eigentlich deren erste Profi-Elf als Gegner haben wird. Genauso war es der Fall, doch von Angst und gar den "Schwanz einziehen" konnte auf Wormatia-Seite keine Rede sein. Vielmehr gab es vor dem Spiel auf Wormatia-Seite eine absolut positive Verschwörung, getreu dem Motto: "Jetzt erst recht und wir wissen mittlerweile was wir fußballerisch alles können". Gerade dieses mittlerweile erreichte Selbstbewusstsein, Fußball spielen können sie Alle, ist auch mit das große Verdienst von Trainer Ronny Borchers. Der  Wormatia-Coach, den vor einem Spiel sowieso der Gegner nicht besonders interessiert, sondern er  nur auf seine Schützlinge setzt, sprach denn  auch nach dem Spiel von einer extrem läuferisch, kämpferisch und bis auf die letzten Viertelstunde auch spielerisch sehr gute Leistung von Kapitän  Sandro Rösner und seinen Mitspielern.

Doch Ronny Borchers würde sich seiner Linie nicht treu bleiben, wenn er dennoch noch etwas im positiven und aufbauenden Sinn zu kritisieren hatte, was besonders die letzte Viertelstunde des Spiels betraf. Denn ab diesem Zeitpunkt vernachlässigten die Wormaten ihre spielerischen Fähigkeiten und nur noch mit hohen Bällen nach vorne agierte. "Die Mannschaft hat das Potenzial dazu und muss noch lernen über volle 90 Minuten, sich auftuende Aktionen eines am Ende sich buchstäblich  blamierten Gegners und damit sich ergebende Probleme weiter spielerisch zu lösen, wie dies in den 75 Minuten zuvor der Fall war. Mit anderen Worten, über die volle Spielzeit Konzentration und nötige Spannung zu halten, um damit auch nicht in unnötige Turbulenzen zu kommen. Dennoch, Ronny Borchers gilt ein großes Kompliment,  wobei seine gesamte Konzentration der Mannschaft gilt, jedem Spieler wieder mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln. Auch darin ersichtlich, dass die Körpersprache der Spieler mittlerweile eine ganz andere ist, als er bei seinem Amtsantritt vorfand und dies auch in seiner ersten Expertise bei seiner Vorstellung auch als erstes zu lösen galt. Die spielerische Effektivität ist seitdem von Spiel zu Spiel gewachsen  und hat noch etliche Reserven um weiter entwickelt zu werden.

Diese Mannschaft  hat mehr fußballerisches Potential, als die bisherigen Vorgänger in den zwei Jahren in der Regionalliga Süd-West, wie dies auch die NK-Sportredaktion schon zu Beginn der Saison voraus sagte. Erfolgreicher Fußball braucht  eine intakte Mannschaft, Spaß im Zusammenspiel, einen guten Charakter und auch die nötige Identifikation mit dem Verein. Aber auch  gewisse Freiheiten auf dem Platz, um vorhandene individuelle  Qualitäten, Spielwitz und spielerisches Potenzial letztlich im Sinne der Mannschaft auch erfolgversprechend ausschöpfen zu können. Sonderlob verdient Trainer Ronny Borchers und sein Trainerteam für das Heranbringen verletzter, verunsicherter oder formschwacher Spieler. Besonders deutlich im Fall von Matthias Lang, mit dem Ronny Borchers sogar an Sonntagvormittagen zusätzliche Trainingseinheiten absolvierte. "Der Matthias Lang ist ein sehr guter Spieler, den wir noch dringend brauchen werden", so Ronny Borchers damals. Mittlerweile ist Matthias Lang wieder der Alte, wenn auch auf der rechten Außenposition in der Vierer-Abwehrkette und dies in Wiesbaden  mit einem Kopfballtor fünf Minuten nach dem Seitenwechsel zur 1:0-Führung auch deutlich unterstrich.
  
In Wiesbaden präsentierte sich ein großes mannschaftliches Kollektiv, das vor keinem Gegner mehr Angst hat, wenn auch das Toreschießen noch verbesserungswürdig ist.  Die Mannschaft präsentierte sich wahrlich nicht als Tabellenletzter, sondern wusste auch fußballerisch zu überzeugen und die Wehener Profitruppe war am Ende böse blamiert. Nicht weniger als zehn  Profi-Spieler hatte der Wehener Chef-Coach Gino Lettieri aufgeboten, Darunter der Ex-Neuhauser Marcel Ziemer, der in der 36. Minute eigentlich das 1:0 hätte machen müssen. Aber nur hätte, denn Wormatias Nummer Eins im Kasten  Kevin Knödler war genauso  hoch motiviert und konzentriert, so dass er in der 40. und 48. Minute zwei ähnliche Situationen gegen Marco Sailer und Alf Mintzel ebenso bravourös meisterte. Ansonsten ließ die Wormatia-Abwehr nicht viel zu. Zusätzlich zu bewundern ist und was am Ende auch belohnt wurde, war die taktische Maßnahme von Ronny Borchers auch gegen die Wehener Profitruppe mit zwei Angreifern in der vordersten Front zu agieren, obwohl Rudi Hübner wegen Gelbsperre fehlte. Dies waren vornehmlich Lucas Oppermann und Martin Gollasch. dahinter Kevin Wittke  sowie in der Dreierreihe vor der Abwehr Christian Grujicic, der bei seinem ersten Einsatz von Beginn an, der in der 29. Minute bereits leider verletzt gegen Mario Cuc ausgewechselt werden musste sowie die beiden "Sechser"  Christoph Böcher und  Frank Schroer. Die Innenverteidigung mit Sandro Rösner und Marco Stark gehört sowieso mittlerweile zum Besten was die Regionalliga Süd zu bieten hat. Auch Artur Krettek ließ über links nichts anbrennen.

Mit anderen Worten, diese Wormatia-Elf hatte in der  Brita-Arena von Wiesbaden,  keinen schwachen Punkt vorzuweisen. Erster Lohn fünf Minuten nach der Pause, als Matthias Lang eine Ecke von Lucas Oppermann per Kopf und unhaltbar  für den Wehener Keeper Domaschke in die Maschen setzte. Wormatia war weiter die spielbestimmende Mannschaft und führte in  der 59. Minute sogar mit 2:0. Torschütze war Kevin Wittke, der nach gelungener Vorarbeit von Mario Cuc und Lucas Oppermann, per Direktaufnahme traf, Das Anschlusstor der Gastgeber durch Milad Salem (88.) sorgte noch einmal für einen etwas heftigen Wind im Wormatia-Strafraum, doch am Ende feierten die Wormaten und ihr Anhang ei8nen großartigen Sieg. Platz 15 und damit gute Hoffnungen zum sportlichen  Klassenerhalt im  Jahr 2011. Letztes Training ist am heutigen Mittwoch, das von der Mannschaft frei gestaltet wird. Danach ist Weihnachtsfeier und Pause angesagt, ehe Trainer Ronny Borchers am 9. Januar 2011 zur siebenwöchigen Vorbereitungsphase wieder zum Training bittet.