Ein Schritt nach vorne: 1:1 gegen Großaspach

Gegen die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga holt Wormatia einen Punkt. Es wird wieder gekämpft und gebissen – und deshalb gelingt auch der Ausgleichstreffer. Sogar ein Sieg war danach noch drin.

„Was ist denn das für eine Aufstellung?!“ So mancher Besucher rieb sich verwundert die Augen, dazu reichte ein Blick auf die Ersatzbank. Baljak, Müller, Jabiri, Bauer, Oppermann – alle nicht dabei. Auf einzelne Personalien wollte Trainer Hans-Jürgen Boysen hinterher in der Pressekonferenz nicht eingehen. Auf dem tiefen Platz seien neunzig Minuten anstrengender Kampffußball gefordert gewesen, und den konnten die Bankdrücker Boysens Meinung nach aus unterschiedlichen Gründen nicht leisten. Eine Entscheidung, die aus der Trainingsarbeit und den letzten Spielen resultiere, schlicht die Konsequenz des bisher erfahrenen sei. Stattdessen entschied sich Boysen für „Unbekümmertheit, Frische und Frechheit“ und stellte Debütant Björn Weisenborn ins linke Mittelfeld. Eine nicht risikofreie, aber letzlich richtige Entscheidung, denn der junge Weisenborn machte ein gutes Spiel. Gleiches galt für sein Pendant auf rechts Eugen Gopko, der nach der Rückkehr von Raschid El-Hammouchi nach vorne gerutscht war. Ganz vorne stand Alper Akcam als einzige Spitze und in der Zentrale spielte Landesligaleitwolf Marco Stark den Ballverteiler, zeigte wie schon in Ulm eine gute Leistung und wurde bei seiner Auswechslung mit viel Applaus bedacht.

Schon nach den ersten Minuten war erkennbar, dass auch mental eine andere Mannschaft auf dem Platz stand. Deutlich bissiger zeigten sich die Wormaten, lauffreudiger, kampfstärker – endlich wieder die Tugenden, die man als Fan erwartet und gerade in Worms sehen will. Natürlich waren die Gäste spielerisch stärker, aber insgesamt war kein Unterschied zwischen dem Tabellendritten und dem Fünfzehnten zu sehen. Das lag auch am Spielfeld, dass wie jedes Jahr im Herbst aussieht, als sei letztens Kartoffelernte gewesen und dadurch die spielerische Überlegenheit der Gäste nicht zur vollen Entfaltung kommen ließ (Gästestürmer Senesie nach dem Spiel: „Ich weiss ja nicht, was für ein Acker das ist. Das ist ja kein Regionalliganiveau, dieser Platz. Das ist ja unglaublich.“). Gerne versprang und hoppelte der Ball, sodass im ersten Durchgang kaum Torchancen zu bewundern waren. Marcel Abele traf nach Weisenborn-Flanke den Ball nicht richtig (20.), auf der anderen Seite rauschte Fischer an einer Flanke vorbei (24.) und setzte einen Fernschuss knapp neben das Tor (27.).

Unterhaltsamer wurde der zweite Durchgang. Da die Null hinten stand, trauten sich die Wormaten nun mehr in die Offensive. Stark (49.) und Kevin Wölk (53.) ballerten noch deutlich drüber, bei Gopkos Flachschuss aber musste Torwart Gäng sich mächtig strecken, um ihn um den Pfosten zu drehen (57.). Danach bot sich eine Riesenkonterchance, Gopko brachte den Ball nicht rüber zum mitgelaufenen Weisenborn (65.). Auf der Gegenseite zog es Kuhn zwei Mal mit Schwung zum Tor, der erste Schuss flog drüber (55.), den zweiten parierte Lucas Menz mit den Fäusten (59.). Kuhn war es auch, der einen ärgerlichen Ballverlust an der Seitenlinie ausnutzte und das Spielgerät zum gerade eingwechselten Rühle brachte. Dessen Pass in den Rückraum versprang, und zwar punktgenau über das grätschende Bein von Marco Steil zu Sahr Senesie, der eiskalt einschoss (70.). Würden die Wormaten nach dem Rückstand nun wieder einbrechen? Nein, schon fünf Minuten später fiel der Ausgleichstreffer. Ein Freistoß wurde zunächst abgeblockt, Gopko erkämpfte sich den Ball, spielte einen Doppelpass mit Abele und flankte an den kurzen Pfosten, wo Akcam die Fußspitze an den Ball bekam und dieser von Kuhns Bein ins Tor trudelte (75.). Offiziell ein Eigentor, ansonsten hätte aber auch der dahinter stehende Steil eingeschoben. Man kann auch mal Glück haben, muss es sich vorher, so wie in diesem Spiel, halt aber auch erarbeiten! Danach war der VfR dem Siegtreffer näher als die Gäste und Akcam hätte der Held des Tages werden können, semmelte nach Gopkos präzisem Pass in die Schnittstelle aber über den Kasten (82.). Just im Moment des Schusses war der Ball einmal mehr kurz aufgesprungen. Kurz danach erlief sich Akcam einen langen Ball von Wölk und wurde einen Meter vor der Strafraumgrenze von Schuster umgerissen. Notbremse und Rot für den Großaspacher (85.). Ein Siegtreffer lag weiter in der Luft, doch am Ende blieb es beim 1:1.

Ein Punkt gegen die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga. Dieser hilft auf dem Papier nicht viel im Abstiegskampf, doch egal mit wem man sich nach dem Spiel unterhielt, es herrschte die pure Erleichterung. Endlich endlich wieder ein Zeichen, dass die Mannschaft noch lebt und dass auch mal was klappt, wenn man nur konsequent rennt, kämpft und beißt. Und schon wird aus dem wehleidigen „wir holen keinen Punkt mehr“ wieder ein „jetzt können wir in Mainz gewinnen“. Hans-Jürgen Boysen weiss ganz genau, wie er all dies einzuordnen hat: Er habe eine sehr ordentliche Leistung mit ein paar guten Ansätzen gesehen. „Der Auftritt stimmt mich optimistisch.“ Mehr ist erst einmal nicht erreicht.

Tore: 0:1 Senesie (70.), 1:1 Kuhn (75./Eigentor)
Gelb: Himmel (41.), Abele (73.), B. Weisenborn (77.) / Senesie (54.)
Rot: Schuster (Großaspach/85.), Notbremse
Zuschauer: 750   Schiedsrichter: Faller (Karlsdorf-Neuthard)

Wormatia Worms
Menz – El-Hammouchi, Rösner, Steil, Himmel – Stark (69. Oppermann), Abele – Gopko, Wölk, B. Weisenborn (86. Jabiri) – Akcam.

Pressekonferenz (mp3)

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