6:0-Kantersieg gegen 1860 München II – letzte Zweifel weggewischt

Martin Röser, Rudi Hübner, Kevin Wittke, Martin Gollasch und zwei Mal Lucas Oppermann beseitigen mit ihren Toren vor 1.282 Zuschauern die letzten Zweifel am Klassenerhalt.

Sechs zu null! Eine derartige Torflut im Wormatia-Stadion gab es zuletzt vor fast genau drei Jahren beim 7:0 gegen Eintracht Bad Kreuznach. Auch am Tage danach steht die etwas ungläubige Frage: Was ist denn da passiert? Die Vorzeichen nämlich standen vor dem Spiel eigentlich nicht allzu gut. Die teils erschreckende Defensivleistung aus den ersten 45 Minuten gegen Frankfurt noch im Hinterkopf, konnte man schon ein wenig nervös werden, als Marco Stark wenige Minuten vor Spielbeginn beim Warmlaufen umknickte und das Spiel für ihn bereits vor Beginn gelaufen war. Für ihn musste dann doch der angeschlagene Frank Schröer (Leiste) ran, Matthias Lang rückte in die Innenverteidigung und Martin Wagner nach rechts in die Viererkette. Gleich mehrere kurzfristige Umbauten also.

Doch die Nervosität hielt nicht lange an, denn bereits nach zwei Minuten sorgte Martin Röser für die wichtige frühe Führung. Er selbst war rechts in der Nähe des Strafraums gefoult worden und drückte die Freistoßflanke von Lucas Oppermann ziemlich unbedrängt ins Tor. Schon etwas überraschend ging es auch danach nur in Richtung des Gästetores. Röser hatte nach einer schnellen Körperdrehung gleich das zweite Tor auf dem Fuß, Vitus Eicher verhinderte dies jedoch per Fußabwehr (10.). Rudi Hübner verfehlte per Flachschuss (11.) und Kopfball (28.) jeweils knapp das Tor und senste bei einer weiteren Gelegenheit in guter Position am Ball vorbei (24.). Zuvor widerstand Lucas Oppermann der Möglichkeit, sich vom heranrauschenden Torwart Eicher im Strafraum elfmeterreif umhauen zu lassen und versuchte – vergebens – den Ball an diesem vorbeizulegen (13.). Als Kevin Wittke dann auch noch einen Freistoß knapp über die Latte setzte (32.), machte bereits das berühmte „wenn sich das mal nicht rächt“ die Runde. In der Tat wurde es bei zwei Kopfbällen brenzlig: Bei einem der beunruhigend häufigen Freistöße verfehlte der lange Jure Colak das Tor nur knapp (26.) und kurz vor der Halbzeit prüfte Frank Schröer per Flugkopfball seinen eigenen Hintermann (43.).

Ohrenzeugen zufolge wurde Ronny Borchers in der Kabine etwas lauter, damit seine Mannen ja nicht auf die Idee kamen, im zweiten Durchgang das Ergebnis zu verwalten. Nun, er hatte offensichtlich den richtigen Ton getroffen, denn der VfR zelebrierte denkwürdige 45 Minuten Spaßfußball vom Feinsten. Schon zuvor hatten die Wormaten zwar immer wieder mal gezeigt, was in ihnen steckt (Wehen, Stuttgart, Kassel), doch meist war hierzu ein enormer kämpferischer und läuferischer Kraftaufwand nötig. Diesmal jedoch gelang dies mit der spielerischen Leichtigkeit einer Spitzenmannschaft. Wie schon im ersten Durchgang ging es konzentriert, zielstrebig und unaufgeregt nur in eine Richtung, nun jedoch erfolgreicher. Kein angestrengtes Kurzpassspiel auf engstem Raum, kein „Gefuddel“ – einfach nur unkompliziert Richtung Tor. Das 2:0 ließ nicht lange auf sich warten und war eine Kopie des zweiten Treffers gegen Kassel: Ein Konter über rechts, Martin Röser flankte flach und präzise an den Fünfer, wo Rudi Hübners Direktabnahme diesmal nicht direkt den Weg ins Tor fand, sondern erst im Nachsetzen (51.). Nach einer knappen Stunde war das Spiel dann dank der Münchner Passivität bereits entschieden. Lucas Oppermann kam im Strafraum zum Abschluss, Eicher konnte nur nach vorne abklatschen – doch gleich drei Abwehrspieler zeigten kein besonderes Interesse am Spielgerät, dass Oppermann dankend gleich wieder retour schickte und zum 3:0 versenkte (58.). Drei Minuten später folgte der schönste Spielzug der Partie, als Kevin Wittke nach doppeltem Doppelpass im Strafraum den Ball zum 4:0 an Eicher vorbei legte. Nach einem langen Ball zunächst im letzten Moment abgeblockt (67.), konnte sich dann auch Martin Gollasch in die Torstatistik einreihen. Einmal mehr trat Lucas Oppermann in Erscheinung, behauptete selbst strauchelnd im Strafraum den Ball und flankte von der Torauslinie in hohem Bogen an den langen Pfosten, wo Gollasch zum 5:0 einköpfte (70.). Ausgelassene Stimmung, „oh wie ist das schön“-Gesänge und der Torreigen war noch immer nicht beendet. Lucas Oppermann krönte seinen Auftritt nach einem Konter über links mit einem frechen Schuss in die kurze Ecke – 6:0 (81.).

Auch wenn man angesichts dieser tadellosen Mannschaftsleistung niemanden hervorheben sollte, so tat sich doch Lucas Oppermann mit zwei Toren und zwei Torvorlagen in der Statistik besonders hervor – zum Dank wurde er von den Fans nach Spielschluss lautstark auserkoren, die „Humba“ mit der Vortribüne anzuführen (Borchers: „Ich wusste gar nicht, dass er so schön singen kann.“). So ging bei perfektem Fußballwetter ein denkwürdiger Abend zu Ende, der allem Anschein nach die letzten Bedenken eines noch möglichen Abstieges beiseite wischte. Zehn Punkte Vorsprung sind es nun auf Wehen-Wiesbaden, die ihrerseits nur noch maximal zwölf Punkte holen können. Am Ostersonntag könnten die Wormaten bereits den rechnerischen Klassenerhalt feiern, sollte Wehen-Wiesbaden dann am 29. Spieltag (Wormatias Gegner wäre Weiden gewesen, daher spielfrei) sein Heimspiel verlieren. Gegner: TSV 1860 München II! Für den VfR geht es dagegen am Ostermontag nach Waldalgesheim zum Viertelfinale des Südwestpokals. Bis dahin wird Ronny Borchers mit Sicherheit, falls notwendig, seine Schäfchen alle mit dem Lasso wieder eingefangen haben.

Wormatia Worms
Knödler – Wagner, Rösner, Lang, Krettek – Schröer (73. Förster) – Röser, Wittke (82. Pantano), Gollasch (78. Barnes) – Hübner, Oppermann.

TSV 1860 München II
Eicher – Schilk, Strobl, Colak, Kappelmaier – Knartz, Trkulja (68. Willsch), Sternisko, Manga Lembe – Gümüssu (60. Ziereis), Imbongo Boele.

Tore: 1:0 Röser (2.), 2:0 Hübner (51.), 3:0 Oppermann (58.), 4:0 Wittke (61.), 5:0 Gollasch (70.), 6:0 Oppermann (81.)
Gelb: Krettek – Eicher, Gümüssu, Strobl, Manga Lembe
Zuschauer:
1282   Schiedsrichter: Foltyn (Mainz-Kastel)

Pressekonferenz (MP3)