Zum „Offenen Brief“ der Regionalligisten

Im Namen des VfR Wormatia nimmt Sportvorstand Ibrahim Kurt ebenfalls Stellung zum „Offenen Brief der Regionalligisten“.

Liebe Fußballfreunde,

auch wir haben den „im Namen des Großteils der Vereine“ verfassten „Offenen Brief“ des Ligasprechers der Regionalliga Südwest einigermaßen erstaunt gelesen. Andere Oberligisten haben sich bereits dazu geäußert, wir möchten dem nun etwas hinzufügen.

Vieles unklar – was ist gerecht?

Es ist unklar, in wessen Namen der Ligasprecher in diesem Fall tatsächlich spricht und ob „der Großteil“ tatsächlich hinter allen genannten Aspekten steht. Es ist dort jedenfalls viel von Gerechtigkeit die Rede. Gerechtigkeit, die – man kann es angesichts der Rechenbeispiele und rhetorischen Fragen eigentlich nicht anders interpretieren – offenbar nur dann idealerweise hergestellt wird, wenn es in der Regionalliga Südwest keine Absteiger und aus den Oberligen keine Aufsteiger gibt. Dass man sich dann auch noch herausnimmt, ziemlich offen die Annullierung der Regionalligen Nord, Nordost und Bayern (= keine Aufsteiger in die Dritte Liga) und stattdessen ein weiteres Aufstiegsrecht für den eigenen Vizemeister zu fordern, ist höflich gesagt sowohl dreist als auch unverschämt und hat mit Anstand nicht viel zu tun.

Worum geht es in Wirklichkeit?

Es geht in diesem offenen Brief weder um „Gerechtigkeitsempfinden“, noch um den „Charakter unseres Sports“. Worum es in Wirklichkeit geht? Darum, dass jeder für sich das Beste herausholen will – was auch legitim ist. Es sollte aber auch darum gehen, dabei anständig, fair und ausgewogen zu bleiben.
Wir befinden uns nach wie vor in einer weltweiten Pandemie. Es ist ein unglaubliches Privileg für die Regionalliga Südwest, den Spiel- und Trainingsbetrieb fortführen zu dürfen. Ein Privileg, dass man sich auf dieser Ebene nur mit der Regionalliga West teilt und das weder die Oberligisten, noch Millionen Kinder und Jugendliche haben. Nicht nur vor diesem Hintergrund sollte man sich fragen, ob die eigenen Forderungen der Situation angemessen und nicht zuletzt regelkonform sind.

Wir weisen auf folgende Tatsachen hin:

Die Oberligisten haben sich die Situation nicht ausgesucht, haben anders als die Regionalliga Südwest keine Sonderrechte und hatten angesichts dessen auch keine echte Wahlmöglichkeit zur Fortsetzung der Saison.
Die Spielordnung der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar hat von Anfang an auch bei Abbruch die Meldung eines Aufsteigers und eines Teilnehmers an der Aufstiegsrunde vorgesehen.

Die Regionalliga Südwest hat sich vor der Saison ganz bewusst für die Zahl von sechs Absteigern entschieden.
Sie hat sich ebenso bewusst für eine Fortsetzung der Saison entschieden, was aufgrund politischer Entscheidungen nur ihr und der Regionalliga West möglich war. Die „extrem ungerecht und fragwürdig“ empfundene Situation, dass der Nordost-„Meister“ mit elf Spielen aufsteigen darf und ein Südwest-Vize mit 42 Spielen nicht, hat man damit wissentlich selbst herbeigeführt.

Es wird im offenen Brief folgende „rhetorische“ Frage gestellt:

„Wenn auch die RL Südwest den Spielbetrieb unterbrochen bzw. abgebrochen hätte, bevor 50 % der Spiele absolviert worden wären, würden alle 22 Vereine satzungsgemäß in der Liga verbleiben – auch der Erstplatzierte! Frage: Würden wir dann mit vier Oberligaaufsteigern in der nächsten Saison mit 26 Mannschaften spielen?“

Die Oberliga RPS hat in dieser Saison sogar sieben Aufsteiger aufgenommen und spielt mit 24 Mannschaften in zwei Staffeln. Eine Variante, die damals von Walter Desch, Präsident des Fußballverbands Rheinland, vorgeschlagen wurde. Schwierige Zeiten erfordern eben flexible Lösungen. Warum soll das für die Regionalliga Südwest nicht gelten?

Verständnis, aber bitte nicht auf Kosten der Oberligisten

Wir können natürlich verstehen, wenn man nach einer solchen Mammutrunde mit 42 Meisterschaftsspielen nicht absteigen will. Das ist absolut nachvollziehbar. Aber bitte nicht auf Kosten der Oberligisten! Auch diese haben hart gearbeitet und Geld investiert für den sportlichen Erfolg, es handelt sich schließlich teils um langjährige frühere (mindestens) Regionalligisten.

Gesellschafterversammlung muss entscheiden

Die Gesellschafterversammlung der Regionalliga Südwest, bestehend aus den Präsidenten der jeweiligen Fußballverbände, muss letztlich darüber beraten und eine Entscheidung treffen, wie mit den Absteigern und den Aufsteigern aus der / in die Regionalliga umzugehen ist. Wir erwarten, dass dabei alle Probleme und Möglichkeiten abgewogen werden, was nicht leicht sein wird.

Aufstiegsrecht für die Oberligisten!

Wir fordern ausdrücklich den Aufstieg der Oberligisten. Dafür werden wir kämpfen – regelkonform, anständig und ohne dabei die Rechte anderer zu negieren. Dazu sind wir entsprechend vorbereitet.
Was uns selbst betrifft, hoffen wir für den „vierten Aufsteiger“ weiterhin auf eine sportlich faire Entscheidung über die Aufstiegsspiele. Sollte das nicht möglich sein, fordern wir analog zur letztjährigen Regelung (Hessen Kassel) das Aufstiegsrecht als dem Quotienten nach bester Tabellenzweiter. Diesbezüglich sind wir bereits rechtlich gut beraten.

Mit sportlichen Grüßen

VfR Wormatia 08 Worms
Ibrahim Kurt
– Sportvorstand –