| Neunkirchen: Borussia eröffnet das Insolvenzverfahren

11.06.2003

Verwalter Staab macht Hoffnung: "Ich bin zuversichtlich" - Versöhnlicher Abschluss in Erfurt

Von MICHAEL KIPP

Saarbrücken. Günter Staab macht einen zufriedenen Eindruck. In einem ruhigen Ton erklärt er, "dass am Pfingstmontag das Insolvenzverfahren gegen Borussia Neunkirchen eröffnet wird. Trotz des Feiertages." Der Insolvenzverwalter des (Noch-)Fußball-Regionalligisten scheint erleichtert, und als er zu erzählen beginnt, welches Geld er den Gläubigern anbieten kann, erklärt dies seinen fröhlichen Gemütszustand. "Wir haben ungefähr 200000 Euro Insolvenzmasse zur Verfügung. Das heißt, dass wir den Gläubigern eine Quote von etwa zehn Prozent anbieten können." Das sei mehr, als er erwartet hatte, sagt er und erinnert daran, dass er 1999 bei der von ihm betreuten Insolvenz des FC 08 Homburg den Gläubigern gerade mal eine Quote von etwas mehr als zwei Prozent anbieten konnte. "Und damit kamen wir damals durch. Ich hoffe und bin auch recht zuversichtlich, dass auch die Gläubiger der Borussia der angebotenen Quote zustimmen werden."

Die 93 Gläubiger haben etwa sechs Wochen Zeit, bei Staab ihre Forderungen anzumelden. "Ich rechne damit, dass sich die Forderungen gegen die Borussia zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Euro belaufen werden." Hauptgläubiger werden dabei das Finanzamt Neunkirchen (480000 Euro) und die Sozialversicherungskassen (580000) sein. Staab: "Ich denke, sie werden die Quote mittragen."

Seit dem 13. Januar läuft das vorläufige Insolvenzverfahren. Staab musste alle Unterlagen sichten, rechnen, mit Sponsoren verhandeln, die Gläubiger an einen Tisch bringen und nochmals rechnen - und dies alles, um den Traditionsverein am Leben zu halten. "Es war beileibe nicht einfach", sagt der 44-Jährige, "ich hätte mir ab und an schon etwas mehr Unterstützung aus dem Verein gewünscht." Oft habe er laut werden müssen, erzählt er, oft sei es nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt habe.

Da war zum Beispiel die Geschichte mit dem Bau- und Lenkungsverein (BuL), der den Platz der Borussen-Hockeyabteilung finanziert hat und die investierten 700000 Euro im Rahmen des Insolvenzverfahrens vom Verein zurückhaben wollte . Inzwischen gab es mehrere Treffen zwischen Staab und den Vertretern des BuL. Moderator der Gespräche war Neunkirchens Oberbürgermeister Friedrich Decker. "Es waren harte Verhandlungen mit dem BuL", sagt Staab, "aber wir sind auf einem guten Weg, eine gütliche Einigung zu finden." Insider gehen davon aus, dass der BuL zwischen 30000 und 50000 Euro an den Verein zahlt, seine 700000 Euro-Forderung zurückzieht und dafür den Platz überschrieben bekommt. Die endgültige Entscheidung in Sachen Hockeyplatz steht allerdings noch aus.

Die finanzielle Vergangenheits-Bewältigung der Borussia ist also in vollem Gange. Doch wie sieht die Zukunft des Vereins aus? Staab hat inzwischen eine Planrechnung für die kommende Oberliga-Saison aufgestellt und ist dabei auf einen Gesamt-Etat von 280000 Euro gekommen. Die Summe basiere auf seriösen, defensiven Rechnungen und sei in jedem Falle zu halten. Damit bei der Borussia auch in Zukunft die Buchhaltung ihrem Namen wieder gerecht wird, hat Staab in seine Planrechnung bereits die Kosten für ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen einkalkuliert. "Die Unterlagen werden einmal im Monat geprüft, so dass es in der Zukunft nicht mehr zu solchen Ungereimtheiten kommt wie in der Vergangenheit." Bis September wird sich das Verfahren wohl noch ziehen. Danach ist Schluss, und der Verein hat dann seine Verwaltung wieder selbst in der Hand.