| Köllerbach: ''Nichtabstieg wäre mehr als eine Sensation''

17.07.2003

Fußball-Oberligist SF Köllerbach muss als Aufsteiger lernen, mit Niederlagen umzugehen

Von MICHAEL KIPP

Köllerbach. Es ist verdammt heiß, als Norbert Groß an der Hermann-Neuberger-Sportschule in die Mensa hetzt. "Sorry, ich bin aufgehalten worden", entschuldigt er sein zehnminütiges Zuspätkommen. Ist ja nichts Besonderes. Kommt vor. Nur eines ist auffällig: Trotz seiner offensichtlichen Hetze nach Pünktlichkeit und der noch offensichtlicheren bulligen Hitze ist der Trainer des Fußball-Oberligisten SF Köllerbach nicht geschwitzt. Nein, dafür ist der 46-Jährige einfach zu fit. Krafttraining, Laufen, Radfahren und natürlich Fußball zählt der Meistertrainer mit A-Lizenz zu seinen Fitmachern. Vorbildlich.

Der Trainer geht mit gutem Beispiel voran und so ist es nicht verwunderlich, dass er ähnliches Engagement von seinen sportfreundlichen Jungs auf dem Trainingsplatz verlangt. Seit dem 25. Juni bereitet sich seine Mannschaft auf die Oberliga vor. Der von ihm erstellte Trainingsplan ist dabei so voll geschrieben wie der Beipackzettel eines Hustensaftes. Innerhalb von 35 Tagen absolviert der Aufsteiger 33 Trainingseinheiten einschließlich Testspiele.

"Wir sind Aufsteiger, haben kaum Geld für starke Neuzugänge, da müssen wir einfach topfit in die Runde gehen", erklärt Groß und macht eine Pause, als er nach dem Saisonziel gefragt wird. "Unser Ziel dieses Jahr ist es, einmal nicht Erster zu werden", sagt er und beginnt zu lachen. "Doch jetzt mal im Ernst: Wenn wir nicht absteigen, wäre das mehr als eine Sensation." Die Niederlagen werden kommen, da sind sie sich im Köllertal ganz sicher. Doch mit Niederlagen umgehen zu können, das muss die junge Mannschaft mit diesem "unglaublichen Zusammenhalt" (Groß) wohl erst wieder lernen. Dafür waren die vergangenen Jahre einfach zu erfolgreich.

Seit drei Jahren ist Groß verantwortlich. Damals kickten die SF noch in der Landesliga. In der ersten Saison wurde seine Mannschaft Zweiter. Im darauf folgenden Jahr schaffte sie den Aufstieg in die Verbandsliga. Doch dort hielt sie sich nicht lange auf. Im Gegenteil: Der direkte Durchmarsch in die Oberliga fordert nach Wörtern wie: sensationell und unglaublich. "Wir haben am wenigsten damit gerechnet", erinnert sich auch Rudi Detzler, Spielausschuss-Vorsitzender des knapp 500 Mitglieder zählenden Vereins. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir die nötige Infrastruktur für die Oberliga stellen können." Und das ist nicht einfach. Grund: Der Verein hat nur einen Kunstrasenplatz. Und den teilen sich zwölf Jugend-, zwei AH- und drei Aktiven-Mannschaften. "Da kommt es vor, dass die erste Mannschaft sich beim Training den Platz teilen muss", so Detzler. Nicht gerade optimal. Doch der Aufbruchstimmung tut dies keinen Abbruch. Die Kabinen und die sanitären Anlagen werden gerade komplett renoviert und auch über einen Ausbau der Stehränge wird nachgedacht. "Es bewegt sich einiges in die richtige Richtung", erklärt Detzler und hofft darauf, "dass wir irgendwann auch einen zweiten Platz bekommen". Doch diese Investition in die Zukunft scheint derzeit genauso unbezahlbar wie Oberliga-erfahrene Spieler. "Es wird ein verdammt schweres Jahr für uns", so der Spielausschuss-Vorsitzende, "sollten wir tatsächlich absteigen, wird die Mannschaft aber nicht auseinander fallen. Dafür haben wir schon gesorgt."