| Weingarten: Rubecks Standpauke bringt die Wende

15.09.2003

 

FUSSBALL: Dank toller zweiter Hälfte besiegt Oberligist SV Weingarten den TuS Koblenz mit 2:1

WEINGARTEN (jez). „Heute haben wir – im Gegensatz zum Spiel in Hauenstein am Montag, als wir völlig verdient gewannen – glücklich gewonnen, weil meine Mannschaft in den ersten 25 Minuten überhaupt nicht auf dem Platz war", sagte SVW-Coach Peter Rubeck nach dem 2:1-Erfolg im Oberliga-Spitzenspiel gegen den TuS Koblenz am Freitag (wir berichteten bereits am Samstag).

In der Halbzeitpause habe er an die Ehre seiner Mannschaft appelliert, sie wachgerüttelt, worauf sie in den zweiten 45 Minuten guten Fußball gezeigt habe, meinte Rubeck. In der ersten Hälfte fand sein Team kein probates Mittel, um die gut eingestellten Gäste unter Druck zu setzen. Der SVW hätte sich auch nicht beschweren dürfen, wenn Koblenz nach einer halben Stunde 2:0 geführt hätte. Im zweiten Durchgang spielte Weingarten, angetrieben vom überragenden Andreas Backmann, dann aber so engagiert, dass der Sieg auch hätte höher ausfallen können – und letztendlich hoch verdient war.

Rubecks Team fand lange kein Mittel gegen die gut gestaffelte Koblenzer Defensive. Die Gäste machten geschickt die Räume eng. Immer drei TuS-Spieler attackierten den ballführenden SVW-Akteur. In der 15. Minute traf Velemro Grgic zum überraschenden 0:1. Aus gut und gerne 20 Metern hatte der Koblenzer Angreifer einfach mal abgezogen. Aus Sicht des Schützen schlug das Leder flach links unten im Kasten von Thomas Antes, der den verletzten Stammtorhüter Michael Zoll vertrat, ein. Unhaltbar schien der Ball nicht.

Unmittelbar vor der Gäste-Führung hatte Weingartens Mittelstürmer Karl-Heinz Gauch die Riesenchance zum 1:0 auf dem Kopf. Vier Minuten vor dem Pausenpfiff traf Gauch dann doch noch zum 1:1.

Wer Rubeck kennt, kann sich vorstellen, dass es in Weingartens Kabine ordentlich gerappelt hat. Ein weiteres Indiz: Bereits nach acht Minuten kamen die Spieler des SV Weingarten, angeführt von Kapitän Sahin Pita, wieder aufs Feld. Die Kabinenpredigt zeigte Wirkung. Der SVW wirkte wie ausgewechselt: Angetrieben von Backmann, steigerte sich die gesamte Mannschaft merklich. Auch Pita blühte jetzt auf, genauso wie Marc Buchmann, der bei seinem zweiten Einsatz im rechten Mittelfeld, viel besser agierte, als am Montag in Hauenstein. Über den rechten Flügel trug Weingarten jetzt zahlreiche sehenswerte Angriffe vor. Die Chancen häuften sich.

In der 74. Minute erzielte Buchmann den längst verdienten Siegtreffer für den SVW. Backmann hatte Pita mit viel Übersicht auf dem rechten Flügel angespielt, Pita setzte sich gegen drei Koblenzer toll durch, passte flach vor das Tor der Gäste und Buchmann war zur Stelle. Die 612 Zuschauer in der Arena hielt es vor Begeisterung nicht mehr auf ihren Sitzen. In der 80. Minute musste Weingarten noch eine Schrecksekunde überstehen, als der Koblenzer Nehat Shalaj einen Freistoß nur um Millimeter am langen Pfosten vorbei zirkelte.

Nach 31 Minuten hatte Rubeck überraschend Christian Slatnek ausgewechselt. Der Supertechniker stapfte stinksauer in die Kabine. „Wenn jemand von acht Zweikämpfen sieben verliert, dann muss er damit rechnen, dass er ausgewechselt wird", erklärte der SVW-Trainer nach Spielende. Gauchs Analyse: „Wir brauchen offenbar manchmal einen Tritt in den Hintern. Der Sieg war auf alle Fälle enorm wichtig. Jetzt müssen wir auch in Neunkirchen punkten."