Mannheimer Morgen | Wormatia vor dem nächsten Umbruch

29.06.2023

Worms. Nach dem Regionalliga-Abstieg durchläuft der VfR Wormatia Worms einmal mehr einen großen Umbruch. Peter Tretter ist der Trainer, der den Neuaufbau leitet. Aktuell verfügen die Wormser gerade einmal über zwölf einsatzbereite Spieler. Saisonauftakt in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar ist am 29. Juli. Trainingsauftakt hatte das Team aus der Nibelungenstadt bereits am Montagabend.

„17 Spieler sind die Tür raus. Und jetzt denkt jeder, es kommen 17 neue die Türe einfach mal so wieder rein. So ist es aber nicht“, sagte Tretter nach der ersten Übungseinheit auf dem Sportgelände des TuS Weinsheim, weil der Rasen im eigenen Stadion gerade ausgebessert wird. Trainer Tretter erklärte: „Bis ins dreitägige Trainingslager, das wir vom 21. bis 23. Juli in Geiselwind absolvieren, möchte ich einen 24-Mann-Kader inklusive Torhüter haben.“

Nur wenige Stützen sind geblieben

Einer, der seinen Platz im neuen Wormatia-Team schon hat, ist Julian Marquardt. Der 22-Jährige kommt vom hessischen Oberliga-Absteiger SV Unter-Flockenbach. In der Jugend war Marquardt beim SV Waldhof und bei Eintracht Frankfurt aktiv. Vor seinem Engagement beim SV Unterflockenbach absolvierte der Mittelfeldspieler 48 Verbandsligaspiele für den SVW II. Bei den Hessen avancierte Marquardt zum Leistungsträger. In 38 Oberligaspielen für Unter-Flockenbach gelangen dem 22-Jährigen fünf Tore und elf Vorlagen. Dabei kam er meist auf der linken oder rechten Außenbahn zum Einsatz. Bei der Wormatia sieht sich der Lampertheimer eher im zentralen Mittelfeld.

„Die Hessenliga war gespickt mit robusten Mannschaften, das war in Ordnung“, sagte Marquardt, der betonte: „Als Lampertheimer verfolge ich die Wormatia schon seit mehreren Jahren, es ist ein ambitionierter Verein mit guten Trainingsbedingungen. Ich hatte gute Gespräche mit dem Trainer, mir gefällt seine Spielphilosophie und ich glaube, hier kann ich mich am Besten weiterentwickeln.“ Sein erster Eindruck nach dem Trainingsauftakt? „Der war sehr positiv. Klar, wir brauchen noch einige Spieler und das kriegen wir sicher hin“, sagte Marquardt.

Nur wenige Leistungsträger der vergangenen Saison sind geblieben. Darunter Kapitän Sandro Loechelt und Mittelfeldspieler Jannik Marx, die beide noch Vertrag bis 2024 haben. „Jannik ist privat in Köln, er wird später dazustoßen“, sagte Coach Tretter.

Die Torhüter Luca Pedretti und Leon Guth, die ihre Verträge verlängerten, Elias Holzemer und der eigentliche Abwehrchef Jean-Yves Mvoto stehen Tretter ebenfalls weiter zur Verfügung. Letzterer ist nach seinem Kreuzbandriss in der letzten Spielzeit noch einige Monate außer Gefecht. Neu sind neben Marquardt auch noch Außenstürmer Maximilian Fesser, der beim SV Sandhausen und danach dem 1. FC Kaiserslautern in der U17- und zweiten Mannschaft des FCK war er Leistungsträger, spielte dort unter Peter Tretter in 30 Oberligaspielen und sammelte 23 Scorerpunkte (zehn Tore, 13 Vorlagen). Auch der 19 Jahre alte Abwehrspieler Pascal Nicklis spielte zuletzt in der zweiten Mannschaft des FCK. Mittelfeldakteur Vincent Haber (21) kam vom Lokalrivalen TSG Pfeddersheim. Der 19-jährige Angreifer Marlon Ludwig ist ein Wormatia-Eigengewächs, kam von der eigenen A-Jugend. Er begann seine Fußballkarriere mit sechs Jahren bei Fortuna Heddesheim und war auch in der Waldhof-Jugend aktiv. Man merkt: Tretter baut auf junge Talente.

Beim Trainingsauftakt standen insgesamt 23 Akteure auf dem Platz. Nahezu die Hälfte waren Gastspieler. „Zwei Jungs haben es mir schon sehr angetan, die sprechen wir in den nächsten Tagen nun konkret an“, sagte Tretter. Beim Blick auf die Konkurrenten machte der Trainer klar: „Andere Vereine wie Eintracht Trier oder der FK Pirmasens spielen seit mehreren Jahren schon mit dem fast gleichen Gerüst. Nur hier bei der Wormatia herrscht in jedem Jahr eine Riesenfluktuation.“ Tretter möchte das nach eigenen Aussagen möglichst beenden. „Ich suche Spieler, die das Zeug für die Mannschaft und Liga haben, aber auch motiviert sind, mal für mehrere Jahre hier zu spielen und sich zu entwickeln. Das muss der Fokus einfach sein.“ Deshalb liege der Augenmerk auf Akteure aus der Region.

Aufstieg noch kein Thema

Beim ersten Testspiel der Wormatia am Donnerstag, 29. Juni, gegen den zukünftigen Ligakonkurrenten Arminia Ludwigshafen beim SAT-Cup auf dem Sportgelände des ASV Nibelungen Worms wird Tretter sein „Spielercasting“ fortsetzen. Der Coach betonte: „Vom Wiederaufstieg will ich derzeit nicht sprechen, wir müssen erst einmal eine Mannschaft aufbauen.“ Für den Trainer sind Eintracht Trier, der FK Pirmasens und der 1. FC Kaiserslautern II die eigentlichen Favoriten auf den Aufstieg.

Neben den 23 Akteuren auf dem Platz war auch der scheidende Sportliche Leiter, Norbert Hess, beim Trainingsauftakt als Zuschauer vor Ort. Hess wird seine Tätigkeit am 30. Juni beenden. Ein Nachfolger für ihn steht noch nicht fest. Tretter und der Sportvorsitzende Ibrahim Kurt haben deshalb nun die knifflige Aufgabe, ein schlagkräftiges Team für die Oberliga zu finden.