| Ingelheim: Haag in der Schusslinie

04.11.2003

Schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden der Spvgg. Ingelheim

Vom 04.11.2003
 
tt. - Die Spielvereinigung Ingelheim, der neue "FC Hollywood" der Fußball-Oberliga Südwest, sorgt weiter für Schlagzeilen - für Negativschlagzeilen. Im Anschluss an die 1:3-Heimniederlage im Rheinhessen-Derby gegen Wormatia Worms geriet Vorsitzender Bert Haag gehörig unter Beschuss. Besorgte Vereinsmitglieder, ehemalige Vorstandsmitglieder und enttäuschte Sponsoren machten bei der bis kurz vor Mitternacht andauernden und von hitzigen Diskussionen geprägten Pressekonferenz den 45-jährigen Architekten dafür verantwortlich, "dass die Stabilität innerhalb der Spielvereinigung mehr und mehr verloren geht".

Thomas Habermann von Hauptsponsor H&R Investment, der nach dem Rauswurf von Trainer Max Reichenberger seinen Rückzug verkündet hat, warf Haag vor, den Verein in ein "Trümmerfeld" verwandelt zu haben, "und ich bezweifele, dass es immer an der anderen Seite liegt". Man könne sicher darüber diskutieren, ob die Trainer-Figur Max Reichenberger in Ingelheim langsam ausgereizt sei, "aber angesichts der Art und Weise, wie das hier durchgezogen wurde, muss man die Frage stellen, ob Sie, Herr Haag, richtig mit Leuten umgehen können".

Der Vorsitzende, so ein langjähriges Mitglied der Spielvereinigung, hätte sich darüber im Klaren sein müssen, dass er mit der Ablösung Reichenbergers den laufenden Spielbetrieb gefährde. Es sei doch abzusehen gewesen, dass sich Teile der Mannschaft mit dem langjährigen Trainer solidarisieren und der Hauptsponsor abspringen würde. "Ich kann nicht verstehen, wie man die Karre so in die Sch... laufen lässt." Hermann Becker, ehemaliger Manager der Spielvereinigung, sprach aus eigener Erfahrung: "Wenn unter einem Vorstand solche Querelen entstehen, dann stimmt was nicht. Ich habe damals die Konsequenzen gezogen und bin im Interesse des Vereins zurückgetreten." Für ihn sei es ein Rätsel, wie ein Verein, der kein Geld habe, zwei Trainer bezahlen könne. Er habe zudem den Eindruck, "dass hier etwas abseits der Wahrheit formuliert wird".

Beckers Aussage bezog sich auch auf einen neuerlichen Disput zwischen Otto Schwamberger und Haag. Schwamberger, Sportlicher Leiter und Stellvertretender Vorsitzender, warf dem Vorsitzenden vor, zu Sitzungen des geschäftsführenden Vorstandes nicht eingeladen worden zu sein, was von Haag vehement bestritten wurde. Der Vereinschef hatte erhebliche Mühe, sich an diesem Abend seiner vielen Kritiker zu erwehren. Nur wenige der rund 40 Besucher der Pressekonferenz standen auf seiner Seite. In die Enge getrieben, zeigte sich Haag kämpferisch. "Ich würde mir wünschen, dass sich die Leute die Mühe machen zu erkennen, welch große Chance sich dem Verein in dieser Situation bietet", orakelte der Vorsitzende.

Die Frage, worin konkret diese Chance besteht und wie er die Spielvereinigung aus dem Chaos zu führen gedenkt, ließ er allerdings unbeantwortet. Haag: "Schauen Sie doch einfach mal, wie es weiter geht." Natürlich erwarte er nach den jüngsten Vorkommnissen nicht, "mit einer Sänfte Beifall umrauscht um die Aschenbahn getragen zu werden", aber er stehe unverändert zu der Entscheidung, die "Unter-Reichenberger-Ära" (Haag: "Achten Sie bitte auf die Betonung, die liegt auf dem Wort unter...") mit der Entlassung des Trainers beendet zu haben.

Die für den kommenden Freitag anberaumte außerordentliche Mitgliederversammlung bei der Spvgg. will er nicht dazu nutzen, "die Keule auspacken, um auf andere Leute loszuschlagen". Vielmehr wolle er den Mitgliedern detailliert aufzeigen, "was zu was geführt hat".