fussball.de | Biedermann: "Gegner haben Respekt vor mir"

31.01.2022

Man nennt ihn "King Kong": Kraftpaket Aleksandar Biedermann (27) kickt ab sofort für den Traditionsklub Wormatia Worms in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Für Ligakonkurrent TuS Mechtersheim erzielte er bis zur Winterpause 16 Tore in 19 Spielen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der frühere Nachwuchsspieler der TSG Hoffenheim und Profi aus Luxemburg über seinen Spitznamen und seinen Torriecher.

FUSSBALL.DE: 16 Tore in 19 Spielen - die bisherige Saison in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar hätte für Sie kaum besser laufen können, Herr Biedermann!

Aleksandar Biedermann: Absolut! Es freut mich, dass es so gut läuft. Alleine wäre das aber nicht möglich gewesen. Deshalb geht mein Dank auch an meine ehemaligen Mitspieler beim TuS Mechtersheim. Insgesamt muss ich zu meiner Torquote noch sagen, dass ich grundsätzlich in jeder Saison recht häufig treffe. Ich hatte noch nie ein wirkliches Formtief. Im Schnitt schieße ich bestimmt zwölf bis 15 Tore. Dennoch ist die Bilanz in dieser Saison bisher extrem gut.

Wie lautet Ihr Erfolgsgeheimnis?

Biedermann: Schwierige Frage. Meine Stärken können andere vermutlich besser bewerten. Aber ich würde sagen, dass ich den richtigen Riecher habe. Oft weiß ich einfach, wohin der Ball kommt und bin dann zur Stelle.

Sicherlich gehört auch Ihre enorme Kraft dazu. Man nennt Sie nicht umsonst "King Kong"! Wie kam es zum Spitznamen?

Biedermann: (lacht) Aufgrund meiner Statur kam ein Mitspieler bei Mechtersheim mal nach einem Tor jubelnd auf mich zu gerannt und nannte mich King Kong. Danach mussten wir beide lachen. Der Name hat sich anschließend irgendwie etabliert.

Sind Sie bei Ihren Gegenspielern als Kraftpaket gefürchtet?

Biedermann: Ich glaube schon, dass meine Gegenspieler viel Respekt - und vielleicht auch etwas Angst - vor mir haben. Wenn sie gegen mich spielen, zeigen sie noch einmal einen Tick mehr Aggressivität und wollen ihre Stärke beweisen. Aber damit habe ich kein Problem. Dann lege ich eben auch noch einen Zahn zu und erhöhe die Härte in den Zweikämpfen. (lacht)

Wie oft gehen Sie zusätzlich zum Fußball ins Fitnessstudio?

Biedermann: Tatsächlich war ich schon seit längerer Zeit nicht mehr im Fitnessstudio. Wenn ich zu oft dort bin, ist das auch kontraproduktiv für meine Karriere im Fußball. Ich baue sehr schnell Muskeln auf, beinahe zu schnell. Scheinbar habe ich extrem gute Gene. Das führt dazu, dass ich aufpassen muss, nicht zu muskulös zu werden. Aber ich halte mich trotzdem auch neben dem Platz fit, mache Klimmzüge, Liegestützen, Dips und verschiedene Stabilitätsübungen.

Es wird Leute geben, die sagen, dass Sie schon jetzt für einen höherklassig spielenden Fußballer zu muskulös sind und das schlecht für die Beweglichkeit ist. Was setzen Sie dem entgegen?

Biedermann: Dass es nicht stimmt. Ich fühle mich weder zu muskulös noch zu unbeweglich. Mehr Muskulatur kann auch zu einer besseren Athletik führen - man muss nur wissen, was man trainiert und wie man das tut. Wenn man einfach nur "pumpen" geht und darauf aus ist, dicke Arme und einen breiten Rücken zu bekommen, dann ist das sicher nicht förderlich für einen Sport, der Schnelligkeit und Ausdauer erfordert. Aber wenn man Krafttraining mit Athletiktraining verbindet und dem Dehnen viel Aufmerksamkeit schenkt, dann kann man auch mit viel Körpergewicht schnell und wendig sein. Ich habe beispielsweise mal mehr als 100 Kilo gewogen - aktuell sind es 92 - und auch zu dieser Zeit hatte ich nie das Gefühl, nicht mithalten zu können.

Während der Winterpause sind Sie innerhalb der Liga zu Spitzenreiter Wormatia Worms gewechselt. Was sind die Gründe für diesen Schritt?

Biedermann: Worms ist ein langjähriger Regionalligist, der zurück in die 4. Liga will. Das deckt sich mit meinen Ambitionen, eine Liga höher spielen zu wollen. Ich bin optimistisch, dass uns der Aufstieg in dieser Saison gelingen kann. Zunächst einmal geht es aber darum, den deutlichen Vorsprung in unserer Oberligastaffel ins Ziel zu bringen und uns für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren.

Das aktuelle Ligaformat in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar erklären Sie unserer Community am besten kurz.

Biedermann: Gern. Die Liga ist in die Gruppen Nord und Süd aufgeteilt. In beiden Staffeln spielen jeweils zwölf Teams. Wir sind derzeit Spitzenreiter der Gruppe Süd und haben acht Zähler Vorsprung auf den Tabellenzweiten Arminia Ludwigshafen. Nach der Gruppenphase erreichen jeweils sechs Vereine eine Meisterrunde, in der die besten Teams aus beiden Gruppen aufeinandertreffen. Der Meister steigt direkt in die Regionalliga Südwest auf. Der Zweitplatzierte hat noch die Chance, über die Relegation den Sprung zu schaffen.

Persönlich geht es für Sie auch um gleich zwei Titel - den des Torschützenkönigs in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar und die Torjägerkanone für alle. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen und wie viele Tore sollen es noch werden?

Biedermann: Es ist immer schön, Auszeichnungen zu erhalten. In der Jugend habe ich ständig irgendwelche Pokale gewonnen. (lacht) Aber allzu wichtig sind mir persönliche Titel nicht. Viel wichtiger ist es, mit dem Team erfolgreich zu sein. Dennoch will ich so viele Tore wie möglich erzielen.

Wormatia Worms ist in der Gruppe Süd nicht nur Spitzenreiter, sondern auch das Team mit den meisten Toren. Denken Sie, dass Sie Ihre Torquote in der Rückserie noch einmal erhöhen können?

Biedermann: Das ist auf jeden Fall möglich. Die Mannschaft hat eine riesige Qualität, das zeigen die Punkt- und die Torausbeute. Ich freue mich sehr, ab sofort ein Teil des Teams zu sein und hoffentlich meinen Teil dazu beizutragen, dass der Verein seine Ziele erreicht.