FuPa.net | Simon Joachims: Traumstart bei Wormatia

08.01.2022

Im Fußball findet der junge Simon Joachims Ausgleich zu den Corona-Belastungen

Worms. Nur zwei Ampelkarten standen einer makellosen Bilanz im Weg. 27-Mal trat Wormatia Worms seit dem Saisonstart 2020/21 in der Oberliga an, 25-Mal war Simon Joachims am Ball, 24-mal in der Startelf. Mehr Stammspieler geht nicht, was bemerkenswert ist für jemanden, der erst seit Anfang Dezember kein Teenager mehr ist. Und dessen Jahr doch so ganz anders verlief als gedacht.

Im Frühjahr hat der Kriegsheimer am Wormser Gauß-Gymnasium sein Abitur gebaut. Die Zeugnisse gab es mit Masken und auf 1,50-Meter-Abstand in der Aula. Abistreich, Abi-Tour, das enthusiastische Feiern des bewältigten Lebensabschnitts – alles gestrichen. Das vom Jahrgang gesammelte Geld für den gemeinsamen Kurztrip konnte im Sommer, als die Infektionszahlen niedrig lagen, zumindest für eine große Party genutzt werden. „Meine Freunde, die etwas älter sind, sagen, dass das die beste Zeit überhaupt ist“, erzählt Joachims, „bei mir war es eigentlich sehr langweilig. Das bedauere ich sehr.“

Er wäre wohl in eine Zwickmühle geraten. Wäre der Spielbetrieb nicht im Herbst 2020 abgebrochen worden, hätte Wormatia mit ziemlicher Sicherheit ein sehr entscheidendes Wörtchen um den Aufstieg mitgeredet, während Joachims und seine Klassenkameraden erst hätten büffeln müssen und dann die Sau rauslassen wollen. Ein halbes Jahr zwangsweise nur Laufen, das empfindet der Dribbler als Verlust in seiner fußballerischen Entwicklung. „Der Rhythmus ist weg, es ist, als wäre man ein halbes Jahr verletzt gewesen“, blickt er auf die Sommer-Vorbereitung zurück.

Statt mit den Kollegen auf dem Platz zu zocken, verband man seine Spielkonsolen via Internet zum digitalen Leistungsvergleich. „Natürlich ist das nicht dasselbe, wie gemeinsam in der Kabine zu sitzen“, sagt Joachims, „aber wir sind alle ganz gut befreundet.“ Der Team-Spirit war schnell wieder da, der Rhythmus auch, der Stammplatz sowieso. „Ich wäre gern aufgestiegen, um zu sehen, wie das Niveau in der Regionalliga ist“, sagt der 20-Jährige, „nun hoffe ich, dass es in diesem Jahr klappt.“ Dass er als Eigengewächs eine Liga höher ins Hintertreffen geraten könnte, befürchtet Joachims nicht. „Ich habe genug Selbstvertrauen, um weiter an mir zu arbeiten und meinen Platz zu behaupten.“

Ein ganzer Reigen von Wünschen für 2022

Allerdings verbesserten sich die Perspektiven der Talente aus dem eigenen Stall mit dem Abstieg 2019 deutlich, was in den Jugendmannschaften aufmerksam registriert wird. Aber so schnell zur festen Größe zu werden, „habe ich nicht erwartet“, gibt Joachims zu. Schon im Oktober, mit 17 Jahren, wurde der 1,78-Meter-Wirbelwind eher ad hoc aus der U19 in die Erste beordert, debütierte und wurde bald zur festen Größe. Fußball ist für ihn Spaß, Genuss – erst recht in Zeiten des Heimunterrichts und der Online-Vorlesungen. Wirtschaftswissenschaft studiert er in Mainz, derzeit hybrid, im wochenweisen Wechsel zwischen Hörsaal und heimischem Schreibtisch. „Zum Glück habe ich wenigstens den Fußball, als Ausgleich.“

Der Rückblick auf 2021 legt nahe, was sich Simon Joachims für 2022 wünscht: dass die Oberliga zu Ende gespielt wird, dass Wormatia den Aufstieg schafft, dass wenigstens der Uni-Alltag sich normalisiert. Dass von den Jahren auf dem Sprung vom Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins „echte Leben“, an die man sich später so gern und emotional erinnert, möglichst viel aufgesaugt werden kann. Und dass Wormatia wieder dorthin zurückkehrt, wo der Verein gefühlt sportlich und strukturell hingehört. Der frühere Horchheimer, der in der U16 zu Wormatia kam, ist heimatverbunden, will auch später zumindest in der Nähe leben. Immer Wormatia? Denkbar, aber mit 20 kann man das natürlich nicht versprechen. Sein Karriere-Ziel: „Irgendwann würde ich gern Dritte Liga spielen.“