FuPa.net | SWFV - "Wenigstens konnte spielen, wer wollte"

06.12.2021

Spitzenfunktionäre der Fußball-Verbände können mit der Lawine an Spielabsagen leben

Mainz. Die Flucht vieler Fußball-Vereine in eine vorgezogene Winterpause haben Spitzenfunktionäre des Südwestdeutschen Fußballverbands und des Regionalverbands emotionslos zur Kenntnis genommen. Viel mehr Bauchweh bereitet die Frage, wie es im neuen Jahr weitergehen wird. „Zwei-G wird bleiben“, ahnt Thomas Bergmann, der Vorsitzende des Regionalverbands. Das hat sportpraktische und -juristische Konsequenzen, die bedacht werden wollen, so der Vorsitzende Richter am Oberlandesgericht in Koblenz. Lothar Renz, der Spielausschussvorsitzende im SWFV, kündigte für diese Woche eine Sitzung seines Gremiums an, in der die neue Sachlage mit Blick auf die Spielsituation besprochen werden soll. In vielen Ligen müssen irgendwann und irgendwie zwei Spieltage nachgeholt werden.

Am Freitagmorgen hatten beide Verbände ihren Vereinen die Möglichkeit eingeräumt, ihre nächsten Punktspiele ganz unkonventionell abzusagen – und zwar in Zusammenhang von Unwägbarkeiten mit der Corona-Bekämpfungsverordnung. Danach hagelte es von der Oberliga bis in die C-Klassen Spielabsagen. „Diese Flut kann ich nicht verstehen“, sagt Lothar Renz. Nicht wenige Klubs dürften die kurzfristige Änderung in den Verbandsstatuten zum Anlass genommen haben, auch aus anderen Gründen als Corona ihre Spiele abzusagen. Immerhin war es nie leichter als diesmal. Eine Nachricht an den Staffelleiter reichte aus, dass die Partien gecancelt wurden. Nicht mal der Gegner hatte Mitspracherecht.

Thomas Bergmann meint: „Das war zu erwarten. Ich sehe das relativ entspannt“. Der Alzeyer war Entscheidungsprozess beteiligt, der zu dieser einmaligen Absage-Regelung der Verbände führte. Sie war der Kompromiss, auf den sich Regionalverband sowie die Fußballverbände Rheinland, Südwest und Saarland verständigt hatten – der Hauptnenner aus den Extrempositionen Unterbrechung der Saison (Saarland) und Weitermachen (Rheinland und Südwest).

Bergmann sagt, er sei in dieser Frage „leidenschaftslos“ gewesen. Er hätte genauso mit der Unterbrechung des Spielbetriebs leben können wie mit der Option des Weiterspielens. Die Lösung, auch wenn sie zu dieser Lawine von Spielabsagen führte, habe auch ihren Vorteil: „Die Vereine, die weiterspielen wollten, konnten das dann auch tun.“

Hier und da wird die Anregung laut, man hätte die neue Corona-Spielordnung auf dieses Wochenende begrenzen können. Da aber habe sich der Standpunkt durchgesetzt, dass es in Anbetracht der nahenden Winterpause egal sei. „Das wäre etwas anderes gewesen, wenn wir Oktober hätten“, schildert Bergmann.

Mit einer kritischen Debatte dieser Regelung ist noch zu rechnen. Mannschaften, die zum Pausieren gezwungen waren, weil der Gegner nicht spielen wollte, dürften mächtig sauer sein. Lothar Renz kann es nachvollziehen, sagt aber auch: „Die Regel erlaubte, dass die Teams die Absetzung von Spielen beantragten. Dann ist das eben so.“

Es gab keine Lösung, die allen Interessen gerecht worden wäre. Und sicher hätte man das Problem auch anders lösen können. Die sachliche Kritik sei völlig legitim. Aber alle, die es besser wüssten, sollten wissen, dass sich keiner der Verantwortlichen die Entscheidung leicht gemacht hätte, sagt Bergmann.