| Trainer Milan Sasic über die Zeit beim Fußball-Oberligisten TuS Koblenz, den Höhenflug, die Ursachen

13.12.2003

"Die größte Stufe im Fußball"  
 

TuS Koblenz überwintert als Spitzenreiter der Fußball- Oberliga Südwest - es ist der Verdienst des Kroaten Milan Sasic, der nach dem Krisenjahr 2002 nunmehr eine homogene und schlagkräftige Mannschaft formiert hat. "Wir hatten in den letzten fünf Monaten viel Spaß", sagt der TuS-Trainer.

Er ist ohne Frage der Vater des Erfolges: Milan Sasic. Im Sommer 2002, als TuS Koblenz tief im Insolvenzverfahren versunken war und ums nackte Überleben kämpfte, da kam der Kroate als Trainer ans Deutsche Eck und bewerkstelligte anschließend unter schwierigsten Bedingungen (Sasic: "Kleiner Kader, viele Verletzte, viele Rote Karten") den Verbleib des Klubs in der Fußball-Oberliga Südwest. An diese Zeit im Juni 2002 erinnert der TuS-Trainer auch jetzt, da seine Mannschaft nach dem ersten Teilstück der Saison 2003/2004 als Spitzenreiter der Südwest- Staffel überwintern darf und die Regionalliga im Blick hat. "Wenn man sich jetzt freut und stolz ist, darf man eines nicht vergessen: Der Grundstein wurde gelegt, als auf Initiative von Hans-Peter Schössler eine große Runde in der Lotto-Zentrale die Rettung der TuS beschlossen hat", sagt Milan Sasic. "Aufbruch 2002 - ich bin dabei" hieß seinerzeit die konzertierte Aktion von Funktionären, Politikern und Unternehmern. Der Aufstieg in die Regionalliga lasse sich ebenfalls nur im Zusammenwirken aller Kräfte bewerkstelligen, so Sasic am Donnerstag im Gespräch mit der RZ.

Darf man behaupten, dass die letzten fünf Monate zu den schönsten in ihrer bisherigen Trainerkarriere gehören, Herr Sasic?

Wenn man es aus Sicht von TuS Koblenz betrachtet: Ja. Aber ich möchte nicht vergessen, dass ich schon andere erfolgreiche Stationen hatte und unter anderem zweimal Rheinlandpokal-Sieger war und im DFB-Pokal gespielt habe. Natürlich haben wir bei der TuS in den letzten fünf Monaten viel Spaß gehabt und erreicht, was nur wenige uns zugetraut haben. Es war eine schöne Zeit. Aber...

Aber?

...man darf nicht nur die fünf Monate sehen, sondern muss das ganze Jahr resümieren. Im Sommer haben wir unter schwierigen Verhältnissen die Klasse gehalten. Das war das sportliche Fundament für den jetzigen Erfolg. Es ist für mich auch eine neue Situation und große Erfahrung gewesen, gegen den Abstieg spielen zu müssen.

Worauf führen Sie zusammengefasst den sportlichen Höhenflug zurück?

Wir hatten außer den Langzeitverletzten keine muskulären Probleme bzw. Verletzungen. Nur so konnte die Mannschaft stabil werden und Kontinuität entwickeln. Es reicht nicht aus, ein guter Fußballer zu sein - man muss diese Leistung auch immer wieder bestätigen.

Stichwort Verletzte: Wie steht es um Fatih Cift und Nikolai Foroutan?

Ich bin zuversichtlich, dass Fatih nach der Winterpause die Vorbereitung mit der Mannschaft aufnehmen kann; er absolviert nach seiner Bänder- OP derzeit Aufbautraining. Bei Nikolai Foroutan wird sich in den nächsten Wochen zeigen, inwieweit er nach seiner Operation am Knie Fortschritte macht.

Nach der Winterpause stehen dreizehn Endspiele an. Wie passt es da, dass die TuS im Januar gleich bei drei Hallenturnieren auflaufen wird. Sollten die Spieler nicht lieber vor Verletzungen geschont werden?

Ich bin kein Typ, der darüber spekuliert. Ein Risiko ist immer da, auch wenn ich die Treppe runtergehe. Wir können zwei Tage trainieren, wir können aber auch zwei Tage Hallenfußball spielen. Und gesunden Jungs macht das eben auch Spaß. Aber natürlich wird es Spieler geben, die bei den Turnieren nicht auflaufen werden.

Ihr eigener Vertrag gilt bis ins Jahr 2005. Die meisten Spielerverträge enden nach unseren Informationen im Juni 2004. Haben Sie und Sportwart Peter Simon einen Zeitplan für diesbezügliche Verhandlungen, die ja nicht einfach sein dürften - angesichts der Ungewissheit über die Klassenzugehörigkeit in der kommenden Saison?

Die Situation ist einfach: TuS Koblenz wird in der kommenden Saison zu 100 Prozent in der Fußball-Oberliga vertreten sein und hat zudem reelle Chancen, in der Regionalliga zu spielen. So klar war die Situation noch nie; wir können nicht mehr absteigen. Aber jetzt über Verträge zu reden, macht keinen Sinn. Wir reden dann darüber, wenn wir wissen, wo wir spielen. Dann können wir uns konkret mit Spielern unterhalten. Der Aufstieg war ja auch nicht unser Ziel. Aber jetzt sind wir wegen der guten Ergebnisse verpflichtet, auf diesem Wege weiterzugehen.

Letzte Frage: Wie werden Sie über den Jahreswechsel abschalten? Fahren Sie in Urlaub?

Nein, ich kann jetzt nicht abschalten. Es gibt viel zu tun und viel zu besprechen mit dem Vorstand. Denn die größte Stufe im deutschen Fußball ist der Schritt von der Oberliga in die Regionalliga - sportlich und wirtschaftlich. Und finanziell ist dieser Schritt nur möglich, wenn die gesamte Region inklusive Wirtschaft und Politik den Verein TuS Koblenz unterstützt.