Wormser Zeitung | Die Mannheimer „Zweckehe“ steht

17.06.2002

Voraussetzung für Wormatias Oberliga-Verbleib

 
Vom 17.06.2002

 
bei/dpa – Die beiden alten Rivalen SV Waldhof und VfR Mannheim treten künftig gemeinsam in der 2. Fußball-Bundesliga an. Die Traditionsvereine gaben am gestrigen Sonntag bei einer Pressekonferenz mit ihrem neuen Hauptsponsor MVV Energie AG in Mannheim bekannt, dass sie ihre Profiabteilungen unter dem Namen SV Mannheim zusammenlegen werden. In der kommenden Saison tritt die neue Spielgemeinschaft allerdings noch als SV Waldhof Mannheim in der 2. Liga an. Der VfR beantragt keine neue Lizenz für die Regionalliga.

Damit steht nun fest, dass in der Regionalliga Süd zumindest ein Platz frei wird: nämlich der des VfR Mannheim. Und diese offene Position dürften höchstwahrscheinlich die Amateure des 1. FC Kaiserslautern, die in der abgelaufenen Saison den viertletzten Platz belegten, einnehmen. Der vermutliche Nichtabstieg der FCK-Amateure bedeutet zugleich, dass auch in der Oberliga Südwest ein Platz vakant wird. Und auf den hofft – wie in unserer Samstag-Ausgabe bereits berichtet – der VfR Wormatia. Die Wormser waren in der vergangenen Oberliga-Runde Viertletzter geworden und hatten nur wegen des zunächst erwarteten Abstiegs der FCK-Amateure ein Relegationsspiel gegen den Sieger der Verbandsliga-Vizemeisterrunde bestreiten müssen. Diese Partie verlor man gegen die Amateure des 1. FC Saarücken nach Elfmeterschießen. Der Anspruch des VfR Wormatia auf den nun vermutlich frei werdenden Platz scheint legitim, hängt aber letztlich von der Entscheidung des Regionalverbandes Südwest ab. Sollte dem Wormser Ersuchen stattgegeben werden, würde auch TuS Neuhausen in der Verbandsliga bleiben. Eine Entscheidung wird in den nächsten Tagen erwartet.

Die erste Voraussetzung für Wormatias möglichen Oberliga-Verbleib ist gestern mit der neuen Mannheimer Spielgemeinschaft geschaffen worden. „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass es so schnell geht“, kommentierte der Mannheimer Oberbürgermeister Gerhard Widder den Zusammenschluss sichtlich zufrieden. Er fügte allerdings sogleich hinzu: „Es war aber auch unvermeidlich.“ Das Energieunternehmen MVV hatte seine finanziellen Zuwendungen davon abhängig gemacht, dass beide Clubs ihre Profibereiche zusammenlegen. Der SV Waldhof soll angeblich für die kommende Saison 500000 Euro erhalten und kann damit die Forderungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für die Lizenzerteilung erfüllen. Der VfR soll 250000 Euro bekommen.

„Es gibt keine Tradition ohne Zukunft. Manchmal muss eine gute Mutter ihr Kind loslassen, damit es sich entwickeln kann“, warb Professor Hans Bauer, der Präsidiumssprecher des SV Waldhof, für die Fusion. Vor allem in dem alten Arbeiterverein regte sich massiver Widerspruch gegen eine „Zweckehe“ mit dem Lokalrivalen. Aber nur im Zusammengehen sehen Verantwortliche und Geldgeber die Chance, dass die Kurpfälzer künftig wieder einmal erstklassig werden können. „Wir haben uns in den letzten zwei Jahren redlich bemüht, haben aber in der Regionalliga einfach zu wenig Zuschauer und zu wenig Geld gehabt, um weiter bestehen zu können“, räumte VfR-Abteilungsleiter Wolfgang Ulrich die Notwendigkeit dieser Partnerschaft ein.

Trainer der Mannheimer Zweitliga-Mannschaft bleibt der Schweizer Andre Egli. Drei bis vier VfR-Spieler sollen Angebote für die 2. Liga erhalten. Offiziell müssen noch die Mitglieder auf ihren Hauptversammlungen am 8. Juli (VfR) und im Spätherbst (SV Waldhof) der Zusammenlegung zustimmen. Dies gilt jedoch als reine Formsache.