Trierscher Volksfreund | Eintracht Trier im Aufstiegscheck: Wenn nicht jetzt, wann dann…

26.02.2020

Trier Schafft Eintracht Trier im dritten Anlauf nach dem Abstieg 2017 die Rückkehr in die Regionalliga Südwest? Der TV analysiert wenige Tage vor dem mit Spannung erwarteten Oberliga-Heimspiel gegen Wormatia Worms Chancen und Risiken.

Eintracht Trier liegt nach 19 Spieltagen in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar als Drittplatzierter nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Schott Mainz. Eine gute Ausgangslage. Doch sie könnte angesichts von fünf Auswärtsniederlagen noch besser sein.

Schafft Trier den Sprung auf Platz eins oder zwei (der zur Teilnahme an einer Aufstiegsrelegation mit den Vizemeistern aus Hessen und Baden-Württemberg berechtigt)? Der TV macht den Check.

Die Winter-Vorbereitung: Anders als in den Jahren zuvor verlief sie nahezu reibungslos. Das Wetter spielte mit, so dass die Mannschaft nicht nur auf Kunstrasen unterwegs war, sondern in der Endphase drei Testspiele auf Rasen austragen konnte. Das vom Trainerteam geplante Pensum konnte abgespult werden. Draufgesattelt wird außerdem inzwischen mit einer zusätzlichen Dienstagvormittags-Einheit für rund zehn bis zwölf Spieler, die dafür die nötige Zeit haben.

Während der Vorbereitung blieb das Team von Verletzungen verschont. Aus dem Kreis der Stammspieler muss sich aktuell nur noch Christoph Anton gedulden. Nach seiner Schulteroperation vor vier Monaten soll er Anfang März wieder komplett ins Mannschaftstraining einsteigen können.

Der Kader: Im Winter gab es keine Neuzugänge, obwohl sich Trainer Josef Cinar zwei Ergänzungen – für die Offensive und die Defensive – gewünscht hätte. Wenn nichts passiert (längere verletzungsbedingte Ausfälle oder Sperren), ist der Kader gut genug, um am Ende auf Platz eins oder zwei zu landen.

Doch an manchen Stellen ist das Aufgebot auf Kante genäht. Im Sturm hätte dem Team die Verpflichtung von Amodou Abdullei gut getan, der nach seiner Vertragsauflösung bei der TuS Koblenz zwischenzeitlich auf dem Markt war. So fehlt dem Kader eine erfahrene Alternative zu den Angreifern Jan Brandscheid und Tim Garnier. Gleiches gilt für die Torwartposition, wo der SVE mit Denis Wieszolek sehr gut besetzt ist. Doch dahinter gibt’s ausschließlich Nachwuchskräfte, die talentiert sind, mitunter aber noch flattrig agieren.

Um Ausfälle zu kompensieren, ist ein homogenes Aufgebot Gold wert.  Hier hat die Eintracht mit einem Problem zu kämpfen.  Für Spieler im Wartestand gibt es keine Möglichkeit, in der zweiten Mannschaft Spielpraxis zu sammeln, um so die Lücke zum Stammpersonal klein zu halten. Der SVE hat zwar inzwischen wieder eine Reserve, die muss sich aber von der D-Klasse aus erst wieder nach oben robben.

Heimmacht/Auswärtsschwäche: Zehn Spiele, sieben Siege, keine Niederlage, lediglich sechs Gegentore: Zu Hause ist die Eintracht im bisherigen Saisonverlauf kaum aus der Balance zu bringen. Dem SVE kommt der große Platz im Moselstadion entgegen, auf dem die Mannschaft ihr Spiel hervorragend aufziehen kann.

Von dem Selbstbewusstsein war auswärts in dieser Spielzeit bislang zu wenig zu sehen. Vier Siege, fünf Niederlagen – in der Fremde verkörpern die Moselaner nur Mittelmaß. Hier liegt ein Schlüssel für die Restsaison: Nur wenn es dem SVE gelingt, auch auswärts Dominanz auszustrahlen und Widerständen  zu trotzen, ist er ein Titelkandidat.

Trainer: Den direkten Sprung vom Spieler zum Trainer haben Josef Cinar nicht alle zugetraut. Doch der 36-Jährige hat sich in seiner neuen Rolle zurechtgefunden. Er ist ein akribischer Arbeiter, der Autorität ausstrahlt. Mit seinem Verhalten (Detailkritik,  Denkzettel bei Verstößen gegen interne Regeln) verkörpert er Zielstrebigkeit und den nötigen Siegeswillen.

Das Umfeld: Bei Eintracht Trier ist es traditionell schwankend – das hat auch die aktuelle Saison schon gezeigt. Als sich die Eintracht mit erfrischendem Fußball direkt in der Oberliga-Spitzengruppe eingenistet hatte, kamen zum prestigeträchtigen Duell mit der TuS Koblenz Mitte September knapp 2500 Fans ins Moselstadion – eine für Oberliga-Verhältnisse ungewohnt große Kulisse.

Nach fünf Auswärtsniederlagen in Folge im Herbst inklusive der Pokal-Pleite in Engers machten Teile des Anhangs mit „Cinar-Raus-Rufen“ ihrem Unmut Luft – und das, obwohl der Coach für 2019 einen Zwei-Punkte-Schnitt pro Spiel für sich reklamieren kann.

Gelingt es der Eintracht, am Samstag (16 Uhr) direkt mit einem überzeugenden Auftritt zu Hause gegen Worms neue Euphorie zu entfachen, kann das positive Zusammenspiel mit den Fans im weiteren Saisonverlauf tragen.

Fazit: Die Eintracht hat es in der eigenen Hand, die Konkurrenz in Schach zu halten. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben. Es gibt in dieser Saison keine Übermannschaft wie in den vergangenen zwei Saisons, als sich frühzeitig Homburg und Pirmasens (2017/2018) sowie Rot-Weiß Koblenz (2018/2019) vorne abgesetzt hatten. So dass für Trier gilt: Wenn nicht jetzt, wann dann …