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14.06.2002

Fußball: Schiedsrichter-Obmann Roland Schäfer kündigt Konsequenzen nach Spielabbrüchen an

LUDWIGSHAFEN. Durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass die Schiedsrichter-Vereinigung Ludwigshafen in der kommenden Saison eine oder zwei Wochen keine Unparteiischen zu den Jugendspielen entsendet.

 
Diese würden dann von Schiedsrichter aus anderen Kreisen geleitet, sofern deren Kapazität ausreicht. "Wir können diese Vorfälle nicht mehr länger hinnehmen, von den meisten Vereinen kommen nur Lippenbekenntnisse, aber es passiert nichts. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen", ereifert sich Obmann Roland Schäfer und belegt nach ungezählten Vorkommnissen in der Vergangenheit mit zwei aktuelle Fällen die Verrohung auf den Sportplätzen, auch oder gerade im Jugendbereich.

Im ersten Fall musste ein B-Junioren-Spiel abgebrochen werden. Nach einem verbalen Angriff habe der talentierte Nachwuchsreferee den Jugendspieler mit einer Zeitstrafe vom Feld gewiesen, so Schäfer. Draußen angekommen, beleidigte der Spieler, ungebremst von seinem Trainer, Betreuern und Zuschauern den Unparteiischen mehrfach auf übelste Art und Weise. Der Schiedsrichter zeigte dem Spieler die Rote Karte, worauf ihm der Kicker ins Gesicht spuckte. Im zweiten, noch viel unglaublicheren Fall, streckte ein Zuschauer bei einem E-Junioren-Turnier (!) einen Torhüter mit einem Tritt zu Boden. Dem Schiedsrichter, der den Zuschauer vom Feld weisen wollte, drohte der Mann nicht nur Schläge an, sondern holte auch zum Schlag aus. Zum Glück konnte der Unparteiische ausweichen und brach das Spiel ab.

Da passt ein Spielabbruch bei einem AH-Spiel ins Bild. Hier sah ein Spieler nach grobem Foulspiel die Rote Karte. Auf dem Weg nach draußen und später an der Seitenlinie beleidigte er den Schiedsrichter, einen renommierten Landesliga-Referee, so übel, dass der Unparteiische den Spielführer bat, dafür zu sorgen, dass der Spieler vom Feld entfernt wird. Nach Angaben des Schiedsrichters soll der Akteur ihm gesagt haben: "Wenn ich fort soll, dann brauchst Du einen Revolver." Nach dem Abbruch habe er ihm die Fußballschuhe heftig an die Brust geworfen. Wenn dann laut Schiedsrichterbericht der Leiter einer Fußballschule sich schon nach fünf Minuten mit Worten wie "ich habe Beziehungen, Du pfeifst heute Dein letztes Spiel" und ähnlichen Aussagen brüstet, dann gibt das ein ganz erbärmliches Bild ab.

"Da muss man sich wirklich fragen, wo hier die Vorbildfunktion für Jugendliche ist", kritisierte Schäfer. Der Obmann teilte ferner mit, dass der betroffene Verein keine Schiedsrichter aus der Vereinigung Ludwigshafen mehr erhalte, da dies bereits der zweite Fall binnen kurzer Zeit dort gewesen sei. (thl) Einwurf