Weser-Kurier | Man sieht sich immer zweimal

15.08.2018

Ex-Bremer Ferfelis freut sich auf Pokalduell

Fünf Jahre lang spielte Dimitrios Ferfelis in der Werder-Jugend, dann musste er gehen. Mit Worms trifft der Stürmer nun im Pokal auf seinen Ex-Klub und freut sich besonders auf Florian Kohfeldt.

Dimitrios Ferfelis schlenderte gerade gemütlich vom Strand in Dubai zurück zum Hotel, als er seinen Ohren nicht traute. Rief da etwa jemand seinen Namen? „Wer kennt mich denn in Dubai?“, dachte der 25-Jährige, drehte sich um – und blickte in das grinsende Gesicht von Niclas Füllkrug. „Wir haben uns dann eine Weile über Fußball unterhalten“, sagt Ferfelis über das Treffen während seines Winterurlaubs Ende des vergangenen Jahres.

Zu erzählen hatten sich die beiden Stürmer einiges. Von 2008 bis 2011 spielten Ferfelis und Füllkrug zusammen in der Werder-Jugend, in der U17 und U19 bildeten sie regelmäßig das Angriffsduo. Seitdem ist vieles passiert. Füllkrug hat sich bei Hannover 96 zu einem der begehrtesten Stürmer der Bundesliga entwickelt. Borussia Mönchengladbach wollte kürzlich 18 Millionen Euro für ihn bezahlen, doch er blieb in Hannover. „Ich freue mich für ihn“, sagt Dimitrios Ferfelis. Der gebürtige Delmenhorster musste sich in diesem Sommer ebenfalls mit seiner Zukunft beschäftigen, um Millionensummen ging es dabei allerdings nicht. Er wechselte ablösefrei zu Wormatia Worms in die Regionalliga Südwest.

"Ich bedanke mich bei Werder"

Dass die Wormatia in der ersten Pokalrunde am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr) die Werder-Profis empfängt, war zwar nicht entscheidend für diesen Schritt, ist aber ein überaus willkommener Nebeneffekt. „Natürlich ist das Spiel etwas Besonderes für mich“, betont Ferfelis. „Ich habe meine Jugend bei dem Verein verbracht und bin durch gute sowie schlechte Zeiten gegangen. Ich bedanke mich bei Werder für die gute Ausbildung und die schönen Momente.“ Trotzdem möchte er den großen Favoriten ärgern: „Werder hat sich schon Ausrutscher im DFB-Pokal geleistet. Im Fußball kann alles passieren.“

Dieser Satz trifft auch auf die ungewöhnliche Karriere des 25-Jährigen zu. Ferfelis hat eine kleine Europatour hinter sich, die damit begann, dass er Werder 2012 verlassen musste. In seinem zweiten A-Jugend-Jahr hatte Ferfelis in 18 Spielen neun Treffer erzielt. Trotz dieser guten Quote bekam er keinen Platz im U 23-Kader. „Natürlich war ich enttäuscht. Damit hätte ich nicht gerechnet, da alles gut lief und wir einige Gespräche hatten“, blickt Ferfelis zurück, um dann etwas poetisch zu werden: „Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere.“

Ihn führte diese Tür nach Koblenz. Zwei Jahre lang spielte Ferfelis für die TuS in der Regionalliga und machte seine Sache gut. Nach 17 Toren in zwei Spielzeiten meldete sich der PEC Zwolle, damals amtierender Pokalsieger der Niederlande, und Ferfelis ergriff diese überraschende Chance. Sein alter Kumpel Füllkrug hatte nach dem Abschied von Werder schließlich auch erst über Umwege den Durchbruch geschafft. Vielleicht sollte es Ferfelis nun ähnlich ergehen?

Zwolle durfte als Pokalsieger an der Europa-League-Qualifikation teilnehmen. Die Bühne war also bereitet, doch eine hartnäckige Zehenverletzung ließ alle Träume vom internationalen Fußball zunächst platzen. Ferfelis verpasste fast die komplette Hinrunde. In der Rückrunde kam der Stürmer immerhin zu fünf Joker-Einsätzen in der Ehrendivision, doch das reichte nicht, um sich für einen Verbleib zu empfehlen. Missen will er die Zeit in den Niederlanden trotzdem nicht: „Ich hatte Mitspieler, die schon viel erreicht hatten. Da konnte ich einiges lernen.“

Auf internationalem Parkett

Zudem öffnete sich erneut eine Tür, und die führte in das Land, wo Ferfelis‘ familiäre Wurzeln liegen: Der Angreifer heuerte beim griechischen Erstligisten PAS Giannina an. Nach zwölf Liga-Einsätzen in der ersten Saison erlebte er im zweiten Jahr einen großen Moment der Vereinsgeschichte mit: Giannina spielte erstmals international, in der Europa-League-Qualifikation. Ferfelis stand im Hin- und Rückspiel gegen Odds BK aus Norwegen auf dem Platz und half mit, das Weiterkommen zu sichern. In der folgenden Runde war gegen Alkmaar Endstation. Anschließend blieb Ferfelis noch ein halbes Jahr bei Giannina, der große Durchbruch gelang ihm auch dort nicht.

Die Rückrunde bestritt er beim damaligen Zweitligisten PAS Lamia, ehe er Griechenland verließ. „Ich habe dort wichtige Erfahrungen gesammelt, positive und negative“, fasst er zusammen. Gerade abseits des Platzes sei es mitunter chaotisch zugegangen. Auch deswegen wollte der Delmenhorster vor einem Jahr zurück nach Deutschland. „Ich habe beschlossen, einen Neuanfang zu starten“, erzählt Ferfelis. Er wechselte zum Drittligisten FSV Zwickau, wo er nie richtig Fuß fasste. Also ging es weiter nach Worms. In den ersten vier Saisonspielen (zwei Siege, zwei Niederlagen) stand Ferfelis immer in der Startelf und traf einmal. Nun freut sich der Stürmer riesig auf das Pokalduell gegen Werder und Florian Kohfeldt. „Florian ist ein cooler Typ“, findet Ferfelis, der in der U 17 von Coach Viktor Skripnik und Assistent Kohfeldt trainiert wurde.

Wie Kohfeldt aus Delmenhorst

Auch der heutige Werder-Trainer erinnert sich gerne an den Angreifer, der wie er aus Delmenhorst stammt. „Wir hatten viel Spaß damals“, sagt Kohfeldt. Er glaubt, dass Ferfelis durchaus das Potenzial für höhere Spielklassen besitzt. „Er ist ein talentierter Stürmer. Ich war überrascht, dass er jetzt in der vierten Liga spielt.“ Ferfelis dürfte das gerne hören. Er betont, dass er immer noch große Ziele habe. „Ich muss mir jetzt alles neu erarbeiten, aber im Fußball können sich schnell Türen öffnen.“

Ein starker Auftritt gegen Werder, vielleicht sogar ein Tor, könnten ihn schlagartig wieder ins Gespräch bringen, das weiß der Ex-Bremer nur zu gut. Ferfelis überlegt kurz und sagt: „Ein geiles Gefühl wäre es bestimmt, ein Tor zu schießen.“ Außerdem hätte er dann eine spannende Geschichte zu erzählen, wenn er seinen früheren Sturmpartner Niclas Füllkrug demnächst mal wieder trifft.