Wormser Zeitung | ''Uns Uwes'' Rat: Den Ball einfach reinhauen

11.10.2003

Der 72-fache Nationalspieler präsentiert in Worms seine Biografie / Bildband über Wormatias Geschichte

Vom 11.10.2003
 
Von unserem

Redaktionsmitglied

Frank Beier

Eigentlich wollte er gar kein Buch schreiben. "Aber weil ich dem Fußball so sehr viel verdanke", begründet Uwe Seeler, "habe ich mich doch dazu entschlossen." Und so trägt die im Rowohlt-Verlag erschienene Biographie den beziehungsreichen Titel "Danke, Fußball!". Die von dem Journalisten Roman Köster aufgezeichnete Lebensgeschichte des 72-fachen Hamburger Nationalspielers wurde jetzt von der Buchhandlung Gondrom in der Wormser Markthalle präsentiert. Zugleich stellten Matthias und Stephan Bachmann ihren ebenfalls brandneuen Bildband über die Geschichte des VfR Wormatia vor.

Treue und Loyalität, zwei positive Tugenden aus der Nibelungensage, verkörpere auch das große Vorbild und Idol Uwe Seeler, schlug Oberbürgermeister Michael Kissel in seiner Begrüßung die Brücke zwischen dem prominenten Gast und Worms. Kissel, von Haus aus Handballer, erwies sich auch als Fußball-Kenner: "Uwe Seeler hat Tore mit allen Körperteilen erzielt, sogar mit dem Hinterkopf", erinnerte er an den legendären 2:2-Ausgleich gegen England bei der WM 1970 in Mexiko. Mit einer Einladung zu den Nibelungenfestspielen im nächsten Jahr bedankte sich der OB bei der "lebenden Legende" Seeler, der sich anschließend ins Goldene Buch der Stadt eintrug.

Der jetzige Besuch Uwe Seelers in Worms war der zweite, der erste liegt runde 33 Jahre zurück: Im "Ablösespiel" für den von Wormatia nach Hamburg gewechselten Torhüter Rudi Kargus kickte "Uns Uwe" mit dem HSV im Stadion. Aber natürlich kannte er schon vorher den Namen des Wormser Traditionsvereins. Als "Fußballer mit Leib und Seele" kannte er "die" Wormatia natürlich längst aus deren glorreichster Zeit im ersten Nchkriegsjahrzeht, als die Wormser um die Deutsche Meisterschaft und später auch um den Bundesliga-Aufstieg spielten. "Ich wünsche der Wormatia sehr, das der Weg wieder nach oben geht", versprach der Ehrenspielführer der deutschen Nationalelf und fügte augenzwinkernd ein "Patentrezept" hinzu: "Sagen Sie den Stürmern, wenn sie nicht wissen, wohin mit dem Ball, sie sollen ihn einfach reinhauen."

Ähnlich locker ging die Buchvorstellung vonstatten. Uwe Seeler und sein Schreiber Roman Köster ("Bild", "Hör zu") spielten sich geschickt die Bälle zu: Vom "lütten" Uwe, der auf der Straße in Eppendorf bolzte ("Wir haben immer HSV gegen St. Pauli gespielt"), über das berühmt-berüchtigte Wembley-Tor 1966 ("Da hat der Schiedsrichter Dienst Manschetten gehabt") bis zu Uwe Seelers großem Vorbild und Freund Fritz Walter ("Ich kann nicht verstehen, dass heutige Nationalspieler sagen, sie wollten kein Vorbild sein").

Auf eine Zuschauerfrage nahm Uwe Seeler auch zur Nationalmannschaft und dem heutigen EM-Qualifikationsspiel Stellung: "Ich bin gegen Angsthasenfußball. Unsere Mannschaft muss auf den Platz gehen und sagen: die Isländer hauen wir weg." Zugleich äußerte er Hochachtung vor den deutschen Damen, die morgen das WM-Finale bestreiten: "Die spielen einen exzellenten Fußball. Da können sich die Herren ein Beispiel nehmen." Und auch für den kleinen Burkhard, der wissen wollte, ob er auch ein Tor mit links geschossen habe, hatte "Uns Uwe" eine plausible Antwort parat: "Ein guter Stürmer muss beidfüßig schießen können."

Als "zwei junge Leute, die Wormatias große Zeit gar nicht miterlebt haben", stellte VfR-Vorsitzender Fritz Bergemann-Gorski die Autoren des neuen Wormatia-Bildbandes, Matthias und Stephan Bachmann, vor. Die in der Reihe "Sportarchiv" des Sutton-Verlags erschienene Broschüre zeichnet die 95-jährige Geschichte des Wormser Traditionsvereins in 217 Fotos und Dokumenten nach. Der Bilderbogen reiht historische Höhepunkte von den Gründerjahren bis zur aktuellen Saison aneinander. "Der Betrachter soll", so die Gebrüder Bachmann, "weniger in melancholischen Erinnerungen schwelgen, als vielmehr aus dem Bewusstsein um die große Tradition und Geschichte des VfR Wormatia Kraft schöpfen und Visionen für eine erfolgreiche Zukunft entwickeln."