Wormser Zeitung | ''Alte Dame'' jetzt flotter Feger

27.05.2003

Wormatia: Eklatante Heimschwäche hat den ganz großen Wurf verhindert

Vom 27.05.2003

Nur allzu oft war der Fußball-Oberligist VfR Wormatia Worms in den zurückliegenden Jahren das Epizentrum für schlechte Nachrichten: sportlich bescheidene Leistungen, hohe Fluktuation auf der Trainerbank, verwaiste Vorstandsposten und finanzielle Nöte. Als am 24. Mai diesen Jahres um 17.21 Uhr der letzte Schlusspfiff der Runde 02/03 ertönte, stellte sich die Situation als eine fast gänzlich andere dar: Die "alte Dame" Wormatia präsentierte sich als "flotter Feger".

 
Von unserem

Mitarbeiter

Sebastian Elvers

Mit dem 5:2-Kantersieg über den 1. FC Saarbrücken II zog die Truppe von (Spieler)-Trainer Dirk Anders den Schlussstrich unter eine überaus erfolgreiche Saison, an deren Ende ein dritter Rang zu Buche steht - die weitaus beste Platzierung seit einer halben Ewigkeit. Von daher "überwiegt auch nicht die Enttäuschung", ob des verpassten Regionalliga-Aufstiegs, wie Vorsitzender Fritz Bergemann-Gorski resümiert: "Mit dem Abschneiden kann man zufrieden sein." Aber: Es hätte durchaus auch noch mehr werden können.

Bei der Suche nach der entscheidenden Phase kommt einem sofort die Durststrecke von gerade einmal zwei Zählern aus sechs Partien unmittelbar nach der Winterpause in den Sinn. Eine Zeit in der Dirk Anders teilweise mit dem letzten Rest vom Schützenfest (vergeblich) am großen Coup bastelte. "Ich behaupte: ohne dieses Verletzungspech wären wir Meister geworden", ist sich Bergemann-Gorski sicher. Beim Topspiel gegen Mainz (0:2) umfasste die Verletztenliste beispielsweise zehn Akteure. Dazu gesellte sich eine auffallende Heimschwäche. Erst in der Endphase der Saison fuhren die Wormaten Sieg um Sieg ein und schoben sich in der Heimtabelle auf den siebten Rang vor - zu wenig. "Dieser Mittelfeldplatz ist Wahnsinn", hadert Dirk Anders und ballt dabei die Faust. Was fehlte, war die Abgezocktheit. "Manchmal wollten wir zu Hause auf Teufel komm raus gewinnen", setzten sich die Spieler selbst unter Druck, der kontraproduktiv wirkte. "Dabei haben wir 90 Minuten Zeit", predigte der sportliche Leiter, dass "wir es auch mit Geduld packen können". Dies hätten seine Schützlinge nun gelernt, und das "wollen wir in der neuen Runde fortsetzen, in der wir es insgesamt ein bisschen besser machen möchten". Also ein erneuter Anlauf in Richtung Meisterschaft? Bergemann-Gorski übt sich in Zurückhaltung. "Das nächste Jahr wird schwierig", ist er sich sicher, denn: "Der Verein ist ein Armenhaus und bleibt es auch bis auf weiteres." Und so empfindet der Vorständler "auch ein bisschen Wehmut, weil ich nicht alle Spieler halten kann, die ich gerne halten würde".

Der Absprung der ambitionierten Arijan Bersiha und Ralf Schmitt scheint besiegelt. Vor allem der Weggang von Goalgetter Schmitt wäre ein herber Verlust. Bergemann-Gorski: "Wir sind bei ihm bis an die finanzielle Schmerzgrenze gegangen." Dennoch: Die Zeichen stehen auf Trennung.

Ansonsten aber ist es Wormatias Verantwortlichen gelungen, fast alle Leistungsträger für ein weiteres Jahr an den Verein zu binden. Jüngst unterschrieben mit Holger Blasius und Matthias Dehoust die Spieler 13 und 14 des bisherigen Kaders, und mit dem offensiven Mittelfeldakteur Tomasso Fontana (SV Schwetzingen) sowie Keeper Sven Jenner (TV Lampertheim) wurden zwei weitere Neuzugänge vorgestellt. Für die Defensiv-Zentrale "haben wir noch einen an der Angel" (Bergemann-Gorski), womit sich seiner Einschätzung nach das "Defizit von der Abwehr in den Angriff verlagern wird".

Doch Trainer Dirk Anders ist optimistisch: "Die Mannschaft wird mit Sicherheit nicht schlechter sein als dieses Jahr." Vor allem wisse sie nun, "was alles möglich ist". Und vielleicht ist ja noch ein bisschen mehr als diese Rundeƒ