Darmstädter Echo | Ein wenig wie die Quadratur des Kreises

28.06.2008

Fußball: DFB steht vor der kniffligen Aufgabe, bis 4. Juli Vereine auf die drei neuen Regionalliga-Staffeln zu verteilen

Noch steht die Fußball-Europameisterschaft im Blickpunkt. Doch bereits in vier Wochen beginnt die neue Fußball-Saison in Deutschland. Nach der beim Mainzer DFB-Bundestag im vergangenen Herbst beschlossenen Spielklassenreform, die mit der Dritten Liga einen neuen, 20 Vereine umfassenden Unterbau zu den Bundesligen erhält, startet eben diese Klasse am 25. Juli in die Saison. Gewollt früh, denn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat mit dem Termin Werbung für die neue Liga im Sinn. Alle anderen Klassen starten erst Mitte August in die Saison 2008/2009.

Dazu zählt auch der Unterbau zum Unterbau. Denn die Regionalliga verändert ihr Gesicht. Eine dreigleisige Staffel – Süd, West, Nord/Nordost – mit jeweils 18 Mannschaften bildet das Bindeglied zwischen Dritter Liga und den höchsten Klassen der Landesverbände. Nachdem Bayernliga-Meister Spvgg Bayreuth sowie den insolventen Sportfreunden Siegen die Lizenz verweigert worden war, rückten Eintracht Bamberg und – weil die Spvgg Weiden die Tauglichkeit nicht rechtzeitig per 6. Juni nachweisen konnte – die Spvgg Unterhaching II nach. Zwei bayrische Vereine deshalb, weil das Reglement vorsieht, Vereine aus jenem Landesverband aufsteigen zu lassen, der die meisten Männermannschaften hat.

Zwar stehen mittlerweile die qualifizierten 54 Vereine fest, die für die Regionalliga eine Lizenz erhalten haben, aber die Einteilung, wer in welche Staffel einklassiert wird, steht noch aus. Am 4. Juli will der DFB die Einteilung öffentlich machen.

Hauptkriterium der Zuteilung ist die geographische Lage. Doch fließen auch andere Gesichtspunkte ein, die das Gesicht der neuen Regionalligen beeinflussen. Ganz besonders eine „gerechte Verteilung“ der insgesamt 21 zweiten Mannschaften von Bundesligisten auf die drei Staffeln zählt zu diesen Kriterien. Eine Ausnahme dürfte Unterhaching II bilden, da die erste Mannschaft in der Dritten Liga antritt.

Die Aufgabe der DFB-Kommission erinnert an die Quadratur des Kreises – eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Als relativ sicher gilt, dass die Vereine aus dem Saarland der West-Staffel zugeordnet werden. Denkbar wäre zudem, dass auch Clubs wie Mainz 05 II und Wehen-Wiesbaden II in die Weststaffel rücken – die dann allerdings zehn zweite Mannschaften aufnehmen müsste. Auch deshalb könnte es einen Austausch zwischen Nord-Verein SV Cloppenburg etwa mit Dortmund II geben, was besonders die Dortmunder schmerzen würde. Auch Hessen Kassel gilt als Manövriermöglichkeit: West oder Nord/Nordost. Obwohl die Nordhessen den Süden bevorzugen würden, scheint dies angesichts der Konstellation nicht machbar zu sein.

Der SV Darmstadt 98, Waldhof Mannheim und Wormatia Worms haben beantragt, gemeinsam in die Südgruppe eingestuft zu werden. Zumindest im Fall von Worms könnte aber auch die Zuteilung nach West der Fall sein – paradox.

Auch der FSV Ludwigshafen-Oggersheim zählt zu jenen Vereinen, die sich plötzlich in der West-Staffel wiederfinden könnten. Und das nur, weil sie auf der „falschen“ Rheinseite beheimatet sind. Was schon merkwürdig wäre: Derbys gegen Waldhof, Worms oder auch Darmstadt wären dann ausgeschlossen. Doch es könnte auch den SV 98 treffen – Nachteil für eine erste Mannschaft, die als die Nördlichste im Süden eingestuft werden kann.

Auf die DFB-Kommission, die bis spätestens Donnerstagabend die Entscheidungen für die neue Spielzeit zu treffen hat, wartet eine knifflige Aufgabe. Dass alle Regionalligisten mit der Zuteilung zufrieden sein werden, ist ausgeschlossen. Zumindest bei einigen Clubs ist bis zur Veröffentlichung am Freitag höchste Spannung garantiert.



Hans-Jürgen Kalweit
28.6.2008


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