Nibelungen Kurier | Wie sich Zukunftsperspektiven innerhalb eines Jahres „märchenhaft“ verändern können!

28.12.2002


Vor zwölf Monaten hoffnungslos abgeschlagener Tabellenletzter, stehen die Wormaten Ende 2002 vor einem möglichen Aufstieg in die Regionalliga


Die Arbeiten für eine neue Flutlichtanlage auf den Hartplätzen des Wormatia Stadions sind bereits in vollem Gange. Wenn weiterhin alles so gut läuft, könnte Ende Januar/Anfang Februar wieder dort trainiert werden können.
Gibt es sie noch die Märchen? In unserer heutigen, leider immer nüchterner werdenden Computerwelt, sind der Glauben an Märchen oder auch nur Träume immer ärmer geworden. Die Merkgrenze unserer Kinder was Märchen und Realität sind, sinken aufgrund der immer früher wirkenden Aufklärung auf immer kleiner werdende Jahre. Deshalb sei die Frage erlaubt, gibt es überhaupt noch Märchen, haben diese überhaupt einen realen Inhalt oder Zukunftsgehalt? Nun, wenn man den Monat Dezember 2001 und den Monat Dezember 2002 mit einander vergleicht, so hat es schon etwas märchenhaftes an sich, was sich in dieser Zeitepoche beim Wormser Traditionsverein VfR Wormatia tat, zumal wenn man sich dazu noch den 1. Juni 2002 zu schon etwas später Samstagabendstunde so kurz vor 20 Uhr auf dem Rasenplatz in Enkenbach in Erinnerung ruft. Es war der Augenblick, als das 11-m-Schießen zu Ende war und der VfR Wormatia durch den Fehlschuss von Goran Ognjanovic die letzte Chance zum Klassenerhalt in der Oberliga Südwest gegen den besten Verbandsligazweiten 1. FC Saarbrücken mit der damit verbundenen 0:1-Niederlage vertan hatte.

Unterschiedlich die emotionalen Empfindungen bei den kreideweiß im Gesicht sich darbietenden Spielern, einem völlig geschafften Trainer Peter Rabeck, maßlos enttäuchten Anhängern, nicht wegen der Leistung der Mannschaft, die an diesem Tage stimmte, sondern vielmehr ob des äußerst unglücklichen Endes einer Saison mit vielen Turbulenzen, worauf wir aber an dieser Stelle nicht mehr eingehen wollen. Auch, dass der Ehrenvorsitzende Karl-Heinz Hesch, Herzinfarkt gefährdet jedem der es nicht schon selbst wusste oder wissen wollte, das Ende einer einst ruhmreichen alten Dame Wormatia verkündete. Doch inmitten all dieser Tristesse und menschlichen Tragödien standen auf der Mittellinie des Enkenbacher Rasenplatzes und heftig miteinander diskutierend Fritz Bergemann-Gorski, damals noch in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Wirtschafts- und Verwaltungsrates, sowie der 2. Vorsitzende Jochen Schneider. „So nicht und jetzt erst recht", so waren sinngemäß die Inhalte der beiden um den Fortbestand des VfR Wormatia ringenden Duos. Es sollte ein Beginn einer sich ganz anders abzuzeichnenden Zukunft des VfR Wormatia Worms werden. Wenn dies heute viele der Wormatiaanhänger als Märchen bezeichnen, so kann man ihnen das nicht übel nehmen. Denn Märchen, oder besser Hoffnungen, oder auch Wünsche, brauchen zu ihrer Erfüllung auch viele glückliche Umstände. Besonders wenn es um
den Fußball geht.

Zuerst keine Mannschaft, kein Trainer, kein Geld und eine Zukunft, die nur mit dicken, dunklen Wolken versehen war, sollte sich alsbald mit rosaroten ersten Hoffungsschimmern öffnen. Der Rest ist bekannt und braucht deshalb an dieser Stelle nicht noch einmal aufgezählt werden. Wormatia blieb durch glückliche Umstände in der Oberliga. Dirk Anders übernahm das Traineramt und strafte alle Besserwisser, in dem er mit dem Rest der Mannschaft und weiteren jungen Spielern aus der Region eine so gute Mannschaft aufbaute, die als Tabellenführer der Oberliga Südwest in die Winterpause ging. Mit dem neuen Hauptsponsor ERW AG wurde das so lange gesuchte „Große Los“ gezogen. Ein neuer und verjüngter Vorstand verbesserte zusätzlich so das Umfeld, dass der VfR Wormatia mittlerweile wieder eine gute Adresse für Werbung und Marketing geworden ist. Diesbezüglich wird auch viel zusätzliches getan. So gab es schon längere Zeit Gespräche zu einer Kontaktaufnahme mit der hiesigen Fachholschule, obwohl dort Sportmarketing nicht auf dem Hörplan steht. Über Stephan Keller, Sohn eines alten Wormatianhängers kam dies nun unlängst zustande, der mit Unterstützung von Professor Strobel nunmehr eine Diplomarbeit über Marketing und Imageanalyse über den VfR Wormatia verfassen wird. Hierzu wurden beim letzten Spiel gegen den VfL Hamm Fragebogen ausgeteilt, deren Auswertung sicherlich mit besonderer Spannung erwartet wird. Wie man überhaupt seitens des Wormatiavorstandes mit
vielerlei Unterstützung an der Verbesserung des Images und damit
einher gehender besserer Werbewirksamkeit arbeitet und sich auch schon entsprechende Erfolge abzeichnen.

Denn sonst könnte man sich nicht um eine Linzenzvergabe für das Regionalligaspieljahr 2003/2004 bewerben. Da kann und will man nicht mit Fantasiezahlen hantieren, worüber wir schon in unserer letzten Ausgabe berichtet haben. Man ist vielmehr optimistisch, mit einem Etat von 1,2 Millionen Euro, bei entsprechender sportlicher Qualifilkation, auch hinsichtlich der Bedingungen des DFB alle Aufglagen erfüllen zu können. Dies gilt aber nicht, was das Wormatiastadion und sein äußeres Umfeld betrifft. Hier werden sicherlich vor der Lizenzerteilung noch etliche Auflagen kommen, wobei man seitens des Vorstande optimistisch ist, einen Großteil vorerst mit machbaren Ausnahmeregeln erfüllen zu können. Doch diese gelten auch nur höchstens für ein Jahr. Da wären einmal zu nennen, die nötige Trennung der einzelnen Fanblocks durch Gitterzäune. Die Möglichkeit für die Polizei vor und während des Spiels direkt rund um das Stadion fahren zu können. Derzeit liegt das ganze Stadion, sieht man einmal vom Flutlicht auf dem Hartplatz und einer Lampe am Clubhaus ab, völlig im Dunkeln. Da sind auch
noch viele andere Dinge vonnöten, wie auch die Sicherheit der Stehränge wohl noch einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Auch verfügt die Tribüne nicht über die geforderten 1000 Sitzplätze, auch ein immens größerer Ordnungs- und Kassendienst wird vonnöten sein.
Erfreulich ist dagegen, dass sich hinsichtlich der neuen Flutlichtanlagen auf den beiden Hartplätzen schon Einiges getan hat. Andreas Hahn, der auch für die Konzeption des neuen Jugendrasenplatzes verantwortlich zeichnet, ist bei entsprechender Witterung optimistisch, Ende Januar mit dem Aufstellen der Flutlichtmasten rechnen zu können.

Dank der Mithilfe der Stadt Worms konnten schon die Gräben ausgehoben werden, das EWR wird die Leitunge verlegen, die Lampen von der Firma Schuch in Worms sind auch schon da, die neuen
Masten sollen im Januar folgen. Für bisher geleistete Arbeit möchte sich Andreas Hahn an dieser Stele bei den Baufirmen Assmus und Lucht bedanken. Wollen wir für dieses Jahr unseren letzten Bericht über den VfR Wormatia damit beenden, dass Märchen oder auch Träume durchaus wahr werden können. Doch muss man dafür nicht nur das nötige Glück haben, sondern sich dies durch harte und ehrliche Arbeit auch erkämpfen. Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit- und Partnerschaftsfähigkeit sind hierbei unabdingbare Voraussetzungen. Wollen wir hoffen, dass dies den Verantwortlichen des VfR Wormatia auch im Jahr 2003 stets weiter so gelingt, wie im letzten Halbjahr 2002.