Mannheimer Morgen | ''Das ist kein Abstiegsetat, aber große Sprünge sind nicht möglich''

19.12.2002

FUSSBALL: Mit 1,2 Millionen Euro plant Wormatia Worms für die Regionalliga / Trainer Dirk Anders bleibt

"Wenn wir als Spitzenreiter überwintern, dann hänge ich mir die Tabelle an den Weihnachtsbaum." Ob Dirk Anders, Coach des Klassenprimus VfR Wormatia Worms in der Fußball-Oberliga Südwest, dieses Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen wird, sei dahingestellt. Fest steht nur: Der Traditionsklub aus der Nibelungenstadt steht an der Schwelle zur Regionalliga Süd. Zwecks Zukunftsplanung lud daher die Vereinsführung nun zu einem Pressegespräch in den Tagungsraum auf dem Vereinsgelände.

"Wir werden die Lizenz für die Regionalliga beantragen, und sie wohl auch bekommen", so VfR-Finanzvorstand Siegfried Fröhlich. Dabei plant der VfR mit einem Etat von 1,2 Millionen Euro. Dieser setzt sich aus drei Säulen zusammen. 450 000 Euro an Fernsehgeldern, eine Summe zwischen 400 000 und 450 000 durch Haupt- und Co-Sponsoren sowie weitere 400 000 Euro dank weiterer Einnahmequellen, wie Bandenwerbung, Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschauer (kalkulierter Schnitt 1500) sollen die finanzielle Existenz der Wormatia in Liga drei sichern.

Im Vergleich zu einigen Regionalligisten nimmt sich dieser Betrag allerdings eher bescheiden aus. "Das ist aber kein Abstiegsetat", wie Fröhlich herausstellte, allerdings im gleichen Atemzug zu betonen wusste: "Er wird uns sicherlich auch nicht ins Mittelfeld katapultieren."

Außerdem hat die Wormatia beim DFB eine Kaution zu hinterlegen, die primär die Gehälter der Angestellten sichert. Gespräche mit der Hausbank wegen dieser Vorfinanzierung seien bisher positiv verlaufen, so Fröhlich. Vom finanziellen Standpunkt aus lautet das Fazit des Finanzvorstandes: "Große Sprünge sind nicht möglich."

Dies gilt auch in personeller Hinsicht. Nach Angaben der Vereinsoberen sollen "zwei, drei gestandene Spieler mit Regionalliga-Erfahrung" (Fröhlich) an die Alzeyerstraße gelotst werden: "Das muss im Rahmen sein. Außerdem wollen wir nicht das intakte Gefüge der jetzigen Mannschaft zerstören." Die Zusammenstellung des Kaders läuft inzwischen ebenfalls zweigleisig. Alle Spieler, die bleiben oder kommen möchten, haben sowohl für die Ober- als auch die Regionalliga zu unterschreiben. Die Vereinsführung hat bezüglich potenzieller Neuzugänge eine Liste mit 40 Spielern - die Hälfte davon sind Nachwuchsspieler aus der näheren Umgebung - erstellt. Gerade mit einigen Jüngeren sei zu erwarten, dass noch vor Weihnachten die Gespräche erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.

Mit sieben Spielern des jetzigen Kaders hat man sich bereits geeinigt, mit einem weiteren sind die Verhandlungen wahrscheinlich gescheitert. Auch Trainer Dirk Anders hat bereits sein Bleiben für die kommende Runde zugesichert, auch wenn der Aufstieg verpasst werden sollte und die Wormatia erneut in der Oberliga antreten muss.

Bauchschmerzen bereiten Worms dagegen die Stadionauflagen des DFB. Einige bauliche Maßnahmen seien durch Sondergenehmigungen zumindest ein Jahr aufschiebbar, andere - wie einen separaten Gäste-Block - sind zu realisieren. "Das macht einige Sorgen", gestand Fröhlich. Erfreulichere Neuigkeiten gab es dagegen mit Blick auf zwei andere Projekte zu vermelden. 35 000 Euro Spendengelder für einen weiteren Rasenplatz sind bisher vom Verein gesammelt worden, und die dazugehörende Flutlichtanlage soll Ende Januar eingeweiht werden.

Derweil arbeitet der ehemalige VfR-Akteur und Grafiker Tom Mix an der Neugestaltung des Vereinswappens. "Am Ende soll ein Maskottchen entstehen", wie Wormatias Zweiter Vorsitzender Jochen Schneider verriet. Es wird unter anderem die Fans im Stadion unterhalten - vielleicht schon nächste Saison in der Regionalliga Süd. elv