Wormser Zeitung | Kienle steigt schon wieder aus

11.09.2006

Ex-Profi verlässt Wormatia nach nur sechs Wochen auf eigenen Wunsch

Vom 11.09.2006

Der VfR Wormatia war am Wochenende in der Oberliga spielfrei, hat aber dennoch für Schlagzeilen gesorgt. Nur knapp sechs Wochen nach der Verpflichtung von Marc Kienle wurde der Vertrag am Samstag mit sofortiger Wirkung wieder aufgelöst, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Ex-Profis.

 
Von

Frank Beier

"Er hat einfach den riesigen zeitlichen Aufwand für die Fahrten zwischen seinem Wohnsitz hinter Stuttgart und Worms unterschätzt", nannte Vorsitzender Jochen Schneider "vier bis fünf Mal pro Woche fast vier Stunden auf der Autobahn" als Hauptgrund für den überraschenden Ausstieg Kienles. Man habe den Spieler vor der Vertrags-Unterzeichnung auf den sehr langen Anfahrtsweg hingewiesen, aber, so Schneider: "Er wollte trotzdem unbedingt zu uns."

Der VfR-Vorsitzende bestritt allerdings nicht, dass auch das bisher arg enttäuschende Abschneiden Wormatias bei der Entscheidung von Kienle eine Rolle gespielt hat: "Er war sicher unzufrieden mit der sportlichen Situation." Bei Erfolgen nehme man Strapazen wie die lange Autobahnfahrt eben leichter in Kauf. Einen anderen Verein schließt Schneider als Grund aus: "Das macht keinen Sinn, denn er ist nun ja bis zum 31. Januar 2007 gesperrt und kann vorher gar nicht wechseln." Auch finanzielle Gründe haben nach Ansicht des Vorsitzenden keine Rolle gespielt: "Kienle hat zweimal ganz normal und pünktlich sein Geld bekommen." Die Summe setzte sich aus einem Grundbetrag des Vereins und der zusätzlichen Unterstützung durch einige Gönner zusammen.

Jochen Schneider bedauerte den Weggang von Kienle ausdrücklich, weil der 33-Jährige "menschlich hoch anständig" sei und sich innerhalb seiner kurzen Zeit in Worms allseits Achtung, Anerkennung und Sympathie erworben habe.

Als Riesenverlust aus sportlicher Sicht bezeichnete Trainer Alois Schwartz den allzu frühen Ausstieg seines "Wunschspielers". "Ich habe alles versucht, ihn noch umzustimmen, aber leider ist es mir nicht gelungen", sagte der arg frustrierte VfR-Coach. Kienle sollte nach den Vorstellungen des Trainers eine Führungsrolle übernehmen. "Diese Lücke ist jetzt nicht mehr zu schließen", könne man höchstens noch einen "arbeitslosen Profi" verpflichten. Mit dem Langzeitverletzten Claude Brancourt, mit Holm Hentschke (Kreuzband riss im zweiten Spiel) und dem nun abgesprungenen Marc Kienle fehlen Schwartz drei erfahrene Akteure, die in der Lage wären, den verfahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen. So wächst der Druck auf den Trainer, der aber vom Vorstand volle Rückendeckung erhält. "Wir werden uns nicht vor Ablauf des Vertrages von ihm trennen", bekräftigt Jochen Schneider.