Nibelungen Kurier | Die nächsten zwei Jahre mit neuem Schwung in Richtung 100-jähriges Jubiläum

29.04.2006

Jochen Schneider tritt die Nachfolge von Fritz Bergemann-Gorski als 1. Vorsitzender des VfR Wormatia Worms 08 an Stellvertreter sind Jürgen von Massow und Jan Donner


Der neue Wormatiavorstand, von links nach rechts: Andreas Hahn (Beisitzer und Trainer der C-Jugend), Jan Donner (Stellvertreter und besonders für den Bereich Jugend und zweite Mannschaft zuständig), Jochen Schneider (1. Vorsitzender), Jürgen von Massow (Stellvertreter und für die Finanzen zuvorderst zuständig) sowie Sven Jorissen (Beisitzer).
in Blick zurück in das Jahr 2002: Wer Wormatiaanhänger ist, wird wohl nie das Geschehen vergessen, das sich am 1. Juni 2002 auf dem Rasenplatz in Enkenbach abspielte. Weinende Spieler am Boden liegend oder sitzend, ein völlig deprimierter Trainer Peter Rubeck und besonders der Spieler Goran Ognjanovic. Hatte Letzterer doch den entscheidenden Elfmeter gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken im Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt in der Oberliga Südwest verschossen, womit auch das „Rogonkonzept“ seine endgültige Bruchlandung erlebte. Keiner wusste wie es weiter- gehen sollte und eine Welt schien für den Wormser Traditionsverein in jeglicher Hinsicht zusammenzubrechen. Kein 1. Vorsitzender, im Nachhinein auch kein Trainer mehr, keine ausreichende Anzahl an Spielern, kein Geld und die große Un-gewissheit, wo muss und darf der Wormser Traditionsverein in der nächsten Saison spielen. Ein „Muss“ war die Verbandsliga Südwest, „darf“ die Hoffnung auf weiteren Verbleib in der Oberliga Südwest. Diesbezüglich hatte man aus Richtung Mannheim etwas verlauten gehört, dass der dortige VfR auf seinen Platz in der Regionalliga verzichten würde, womit aus dieser Regionalliga ein Südwestverein weniger absteigen müsste. Da könnte doch eigentlich der VfR Wormatia Worms in der Oberliga weiterspielen, so die Hoffnung, an die sich die Fans und die Wormatiaverantwortlichen klammerten. Letztlich war dies nach einigen Wochen auch Realität. Doch war dies nicht der einzige Punkt, der die Fans und Wormatiaverantwortlichen an diesem frühen Abend in Enkenbach beschäftigte. Wer war bereit in dieser Situation Verantwortung übernehmen zu wollen, in einer der dunkels-ten sportlichen Stunden beim VfR Wormatia Worms? Auch das Ende einer Saison, in deren Verlauf viel Porzellan zerschlagen wurde. Doch da standen mit Jochen Schneider, Dieter Muth, dem die Wormatia viel zu verdanken hat, und Fritz Bergemann-Gorski auch sichtlich enttäuschte drei Männer in reger Diskussion auf dem Enkenbacher Rasenplatz beisammen und niemand konnte ahnen, dass damit der erste Schritt aus der Wormatia-Tristesse gemacht werden sollte. Was danach folgte, mit dem neuen Hauptsponsor EWR AG, Trainer und neuen Spielern, darauf braucht man näher nicht mehr einzugehen, auf jeden Fall ging es wieder langsam aufwärts. Neue Leute wie Siggi Fröhlich (leider nur für kurze Zeit), Andreas Hahn, Jürgen von Massow und Sven Jorissen kamen als Vorständler dazu. Dazu ein neuer Verwaltungs- und Wirtschaftsrat mit Helmut Antz, Norbert Eschenfelder und Dieter Hees. Mitgliederversammlung mit wichtigen Entscheidungen für die Zukunft All die vorgenannten Fakten gingen sicherlich so manchem der 89 Mitglieder durch den Kopf, die am letzten Montag bei der alljährlichen Mitgliederversammlung wichtige Entscheidungen für die weitere Zukunft und Neuwahlen nahezu einstimmig trafen. Mit Recht durfte der in den letzten vier Jahren als 1. Vorsitzender fungierende Fritz Bergemann-Gorski, der leider aus beruflichen und privaten Gründen sein Amt an Jochen Schneider abgab, eine auch sichtbare Bilanz dieser vier Jahre ziehen, die viel Positives für den VfR Wormatia gebracht haben und das Werk Vieler war. Dies betrifft insbesondere die Infrastruktur des Vereins und auch die Darstellung nach außen. Neue Flutlichtanlage, die Umwandlung eines der maroden Hartplätze dank enormer Spenden-freudigkeit in einen Jugendrasenplatz, Verbesserung der Jugendarbeit mit Mannschaften aller Altersklassen. „Im Wormatiastadion ist wieder fast jeden Tag viel Leben durch Training und Spiele“, so Fritz Bergemann-Gorski in seinem Rückblick. Aber auch nicht verhehlte, dass das Licht am Horizont noch weiter aufgehellt und besonders für die Jugendarbeit noch mehr getan werden muss, will man wieder an einstige Glanzzeiten anknüpfen. Doch dazu braucht es noch mehr Trainer und vor allen Dingen Betreuer, deren Wirken über das Training und Spiel hinausgehen muss. Zusätzliche Impulse erhoffen sich die Wormatiaverantwortlichen mit dem Ende Mai schon beginnenden Umbau des zweiten Hartplatzes in ein Kunstrasenfeld. Zu dessen Verwirklichung wurden am letzten Montag auch wichtige Beschlüsse durch die Mitgliederversammlung gefasst. Der neue Kunstrasenplatz wird 350.000 Euro kosten. Davon werden 40 Prozent durch Landeszuschüsse und 20 Prozent durch die Stadt Worms getragen. Durch Vorsteuer-erstattungen von 10.000 und angesammelte Spenden von 20.000 Euro, muss der VfR Wormatia noch 116.000 Euro selber einbringen. Bis auf eine Gegenstimme und eine Enthaltung stimmten die Mitglieder gleich zwei wichtigen Voraussetzungen zu, damit der Verein diesen Betrag, wozu auch handwerkliche Eigenleistungen erbracht werden müssen, aufbringt. Dies mit einer Mitgliederumlage zusätzlich zu den Beiträgen bei Erwachsenen von 2,50 Euro, sowie allen anderen Mitgliedern von 1,50 Euro. Desgleichen wurde der Vorstand ebenso nahezu einstimmig beauftragt, bei der Sparkasse Worms-Alzey-Ried, sowie der Volksbank Worms-Wonnegau zwei Darlehen von jeweils 40.000 Euro aufnehmen zu dürfen. Nach zehn Jahren will man diese Darlehen zuzüglich der Zinsen durch die Mitgliederumlage bezahlt haben. Kommt es durch Spenden oder sonstigen positiven Ereignissen zu einer früheren Tilgung der beiden Darlehen, wird die Mitgliederumlage umgehend wieder eingestellt. Was die sportliche Seite der 1. Mannschaft betrifft, so hatten wohl alle Beteiligten einschließlich der Fans, doch etwas größere Erwartungen gehegt. So auch vor Beginn dieser Saison, wo man etliche Regionalliga erfahrene Spieler verpflichtete. Diese neu formierte Mannschaft mit dem neuen Trainer Alois Schwartz eröffnete auch hoffnungsvoll das Spieljahr 2005/2006, doch im September und Oktober letzten Jahres folgte eine unerfreuliche Negativserie, die die Mannschaft in die untere Tabellenhälfte abrutschen ließ. Danach lief es allmählich wieder besser und bis zur etwas unglücklichen 0:2-Niederlage am Freitag letzter Woche in Oggersheim gab es eine Serie von zehn ungeschlagenen Spielen in Folge, dazwischen aber das kaum fassbare Ausscheiden aufgrund einer sehr schwachen Vorstellung im Verbandspokal gegen den SC Hauenstein. Für das neue Spieljahr hat man mit dem Kooperationsvertrag mit Franz Gerber, wir berichteten in unserer letzten Ausgabe, neue Akzente gesetzt und man darf gespannt sein, welches Gesicht die Oberligamannschaft für die Saison 2006/2007 haben wird. Auch gilt es der zweiten Mannschaft mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, denn je höher eine zweite Mannschaft als Unterbau für eine erste Mannschaft spielt, könnte dies auch ein vermehrter Anziehungspunkt für talentierte junge Spieler sein, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Zweiter wichtiger Punkt der umfangreichen Tagesordnung waren die anstehenden Neuwahlen. Auch hierzu waren im Vorfeld bereits die Hausaufgaben gemacht worden, wobei der neue 1. Vorsitzende Jochen Schneider und seine beiden Stellvertreter Jürgen von Massow (Finanzen) und Jan Donner (für die zweite Mannschaft und Jugend besonders zuständig), die einstimmige Ernennung durch die anwesenden 89 Mitglieder erfahren durften. Zuvor hatte für die Kassenprüfer Patrice Feierabend, auch im Namen von Stephan Bachmann, die Kassengeschäfte als geordnet begutachtet, so dass der alte Vorstand einstimmig entlastet wurde. Ein Kassenbericht wurde nicht vorgelesen, was jedoch im September/Oktober erfolgen wird. Wurde doch durch ebenso einstimmigen Beschluss auf Antrag des Vorstandes von den Mitgliedern festgelegt, dass das Wirtschaftsjahr beim VfR Wormatia analog der Saison jeweils wieder vom 1. Juli eines jeden Jahres bis zum 30. Juni des folgenden Jahres ausgelegt sein wird. Der aus dem Vorstand ausscheidende Fritz Bergemann-Gorski wurde ebenso wie Andreas Hahn für ihre Verdienste mit der goldenen Verdienstnadel des Vereins ausgezeichnet. Die Uhr zeigte exakt 20.55 Uhr, womit diese Mitgliederversammlung genau eine Stunde und 15 Minuten dauerte. Diese relativ kurze Zeitspanne bei solch für die Zukunft wichtigen Entscheidungen, war beileibe nicht nur ein Abnicken durch die Mitglieder, sondern sicherlich auch darin begründet, dass zum einen der Vorstand in den letzten vier Jahren durch seine Aktivitäten enormes Vertrauen auf vielen Ebenen, besonders auch bei den Mitgliedern, wieder zurückgewonnen hat, und dass man auch seine Hausaufgaben vor dieser Mitgliederversammlung gemacht hatte.