Nibelungen Kurier | Eine Niederlage, die weh tat und etliche Fragen aufwirft

19.10.2005

Der Oberligist VfR Wormatia verlor nach einer völlig indiskutablen ersten Halbzeit mit 1:3 gegen den Aufsteiger FSV Oggersheim


Der Schreiber dieser Zeilen hatte sich zur Pause am Freitagabend eigentlich vorgenommen, diesen Platz für andere und erfreulichere Sportereignisse zu verwenden. Denn nach diesen ersten 45 Minuten waren die Schützlinge von Trainer Alois Schwartz nicht eine Silbe wert um gar darüber zu berichten. Es war einfach und schlichtweg chaotisch, was die Mannen um Kapitän Sven Jenner den 1500 Zuschauern boten und hatte mit Oberligaformat schon gar nichts mehr zu tun. Da ist jedes weitere Wort einfach überflüssig, über eine Oberliga-Mannschaft zu berichten, die nicht nur 45 Minuten lang, sondern auch eine Minute nach der Pause, jenseits aller fußballerischen Qualitäten agierte. Oggersheim spielte sicherlich sehr beindruckend und nutzte die Freiräume, um die Wormaten regelrecht an die Wand zu spielen. Besonders fatal war, dass zwei Ex-Wormaten auf Oggersheimer Seite den ersten Dolchstoß zur Wormatia-Niederlage setzten. So Andre Nenning, der in der 24. Minute auf der rechten Seite überhaupt keine Gegenwehr fand und seine Hereingabe vom weiteren ehemaligen Wormaten Christopher Kaczmarek zur Führung für Oggersheim ausgenutzt werden konnte. Ging dem zweiten Tor der Gäste durch Günay (29.), der für den sich beim Aufwärmen verletzten ehemaligen Pfed-dersheimer Kallie Gauch in die Mannschaft gekommen war, auch eine Abseitsstellung voraus, so hatten die Wormaten wahrlich keinen Grund sich zu beschweren. Sie konnten vielmehr dankbar sein, dass es nicht zur Pause gar 0:5 hieß, ja eigentlich hätte stehen müssen. Da stand eine regelrecht leblose und ohne Herz und Leidenschaft spielende Wormatiaelf auf dem Platz, die zumindest noch nichts davon zu hören gehabt schien, dass zu einem erfolgreichen Fußballspiel zuvorderst Kampf, Leidenschaft und Siegeswillen gehört. Doch der absolute Höhepunkt und das berühmte (versauerte) Sahnehäubchen auf einen schwarzen Freitagabend sollte sofort nach der Pause (46.) folgen, als die Wormatiaabwehr nach allen Regeln der Kunst und wie schon lange nicht mehr gesehen – das war schon eine Beleidigung gegenüber den Zuschauern – ausgespielt wurde und erneut Günay auf 3:0 für die Gäste erhöhen konnte. Doch war dies offensichtlich zu viel des Bösen und als Marcel Gebhardt in der 55. Minute der Anschlusstreffer zum 1:3 gelang, ging so etwas wie ein Ruck durch die Wormatiamannschaft. Der Ex-Wormate Christopher Kaczmarek war eine Minute zuvor verletzt ausgewechselt worden – auch ein Spieler der zu Dirk Anders Zeiten unterschätzt wurde – und schon kam etwas Sand in das Getriebe der vor der Pause in allen Belangen dominierten Oggersheimer Mannschaft. „In dieser Phase spielten wir optimal und konnten all das umsetzen, was wir uns auch vorgenommen hattenâ€, so der Oggersheimer Trainer Koch. Freundlicherwiese vergaß er aber zu erwähnen, dass seine Schützlinge in dieser Phase mit den Gastgebern machen konnten was sie wollten und kaum auf entsprechende Gegenwehr trafen. Sicherlich war es überzeugend hinsichtlich aggressivem Forechecking, Laufvermögen, spielerisch klaren Vorteilen, dem weitaus besseren Spiel ohne Ball, mannschaftlicher Geschlossenheit und vor allen Dingen Leidenschaft, was der Aufsteiger aus Oggersheim zu bieten hatte. Doch was war mit den Wormaten bis zum 1:3 los? Schlicht und einfach gesagt absolut nichts! Denn von all diesen positiven Oggersheimer Tugenden waren die Wormaten bis dahin meilenweit entfernt und es darf die Frage gestattet sein, weshalb man eigentlich ab 19.30 Uhr auf dem Platz stand? Etwa um Fußball zu spielen? Nun, dies sah eigentlich anders aus, als das die Gastgeber 46 Minuten lang bis zum 0:3 den 1500 Zuschauern boten. Nach dem 1:3-Anschlusstreffer ging es doch auch anders. Zumindest kämpfte man mehr – wenn auch spielerische Defizite sich weiter auftaten – und es häuften sich auch die Tormöglichkeiten für die Wormaten. Sicherlich war auch Pech beim Lattentreffer des vor der Pause sich wenigstens bemühenden Stefan Ertl dabei, aber auch Unvermögen. So besonders von Christian Müller, der es fertig brachte aus wenigen Metern die Lederkugel wenig technisch gekonnt über die Querlatte zu bugsieren. Auch Steven Jones und Kamil Mouktar hätten mehr aus ihrer Chance machen können, ja müssen. Ob es nun gar ein halbes Dutzend guter Tormöglichkeiten zu einer Ergebnisverbesserung waren oder nicht, ist aber im nachhinein absolut unwichtig. Denn einen Punkt oder gar einen Sieg hatten die Wormaten auch nicht verdient, wenn man 46 Minuten lang alles vergisst was zu einem erfolgreichen Fußballspiel im positiven Sinn dazu gehört. Oggersheim konnte sich in den letzten zehn Minuten wieder frei machen und war hierbei dem 1:4 näher als die Wormaten dem 2:3. Wormatiacoach Alois Schwartz wechselte zur Pause Björn Miehe für den angeschlagenen Claude Brancourt und Sebastian Glasner für Erwin Bradasch ein. Doch ehrlich gesagt, der Trainer hätte zur Pause gar Dreiviertel der Mannschaft auswechseln können. Dennoch musste er sich bei der Pressekonferenz die Frage gefallen lassen, weshalb er den in den bisherigen Spielen im linken Defensivbereich bisher sehr konstant spielenden Björn Miehe zunächst überhaupt aus der Mannschaft nahm und dafür hoffte, dass Steven Jones über die linke Seite mehr für die Offensive tun könnte. Nun, da hätte dieser Steven Jones sich zusätzlich aber auch darauf verlassen müssen können, dass der enorm an diesem Tage zweikampfschwache Christian Müller ihm dabei in der Rückwärtsbewegung mehr zu Hilfe eilt. Doch dem war nicht so und Steven Jones wurde meist von zwei und mehr Gegenspielern angegangen und somit waren auch die vielen Löcher über die rechte Seite der Gäste erklärlich und Alois Schwartz musste zugeben, dass diese Aufstellung ein Fehler war. Doch die Schuld dieser Niederlage ist nicht allein an dieser Tatsache aufzuhängen. Warum der Wormatiacoach aber den Christian Müller nach der Pause auf dem Platz ließ und dafür Mathias Gutzler bis zur 68. Minute auf seinen ersten Einsatz in einem Heimspiel warten ließ, das rief großen Unmut bei den Wormatiaanhängern hervor. Aber auch noch andere Fragen, wie nach dem taktischen Konzept (4:3:3) Marcel Gebhardt vor der Pause auf dem rechten Flügel agieren zu lassen und einer damit einher gehenden zahlenmäßigen Ãœberlegenheit der früh angreifenden Oggersheimer Mannschaft. Denn hinter Marcel Gebhardt gab es an diesem Tage zu wenig Unterstützung. Nun, der Trainer hat sich sicherlich dabei nicht nur einiges gedacht, sondern auch wohl erhofft. Doch wenn die Spieler nicht in der Lage sind dies auch umzusetzen. So war das Gedankengut von Alois Schwartz und seinem Co-Trainer Norbert Hess eben zum Scheitern verurteilt. Doch so einfach scheint dies nach vier Heimpleiten wohl auch nicht zu sein. Sicherlich hatte man gegen Pirmasens und SV Hasborn Pech Doch dass die schlechte Leistung aus dem Heimspiel gegen Kreuznach in den 46 Minuten bis zum 0:3 noch getoppt und in dieser Phase gar noch übertroffen werden würde, das war für Zuschauer und auch die Wormatiaverantwortlichen – vorsichtig ausgerückt – einfach nicht nachvollziehbar. Es taten sich gegen Oggersheim ähnliche Konstellationen wie gegen Kreuznach auf. Doch woran kann es noch gelegen haben, dass die Wormaten bis zum 0:3 einfach Fußball von einem weit entfernten Fußball-Entwicklungs-Erdtrabanten spielten? Da könnte man davon anfangen, dass zum Beispiel der Spaß am Fußballspiel wenig – zumindest an diesem Freitagabend – oder gar nicht vorhanden war. Ferner jegliche Lo-ckerheit fehlte, andere Komponenten schon vorstehend angeführt sind. Ferner die Mannschaft auf dem Platz alles andere als eine Einheit ist oder zumindest an diesem Freitagabend nicht war, wo Jeder für Jeden kämpft. Da schienen auch nur lauter Indianer auf dem Platz, aber kein echter Häuptling, der auf dem Platz für Stimmung sorgt und schon gar Keiner, der in der Lage ist oder war, seinen Mitspielern den berühmten und nötigen Tritt in den Hintern zu verpassen und mit besonders gutem Beispiel voran zu gehen. Man aber hoffentlich von den Spielern nicht die Entschuldigung zu hören bekommt, mit dem Druck des unbedingten Gewinnenmüssens nicht fertig geworden zu sein. Das ist doch „nur†ein Fußballspiel, bei dem man aber ohne den nötigen Spaß, Leidenschaft, Kampfbereitschaft und Siegenswillen am besten gleich Halma spielen geht. So kann es nicht weitergehen, da sind klärende Worte nötig. Denn dass man besser spielen kann, bewiesen die Wormaten bisher besonders bei den Auswärtsspielen. Da spielen sie meistens ähnlich wie die Oggersheimer am letzten Freitagabend im Wormatiastadion. Deshalb steht die Frage auch im Raum, ob das bisher erarbeitete taktische Rezept vermehrt nur auswärts greift. Selber man sich aber mehr als schwer tut, dies auch vor eigenem Publikum umzusetzen. Da fehlt offensichtlich auch der Leitwolf dazu. Gute Fußballer sind sie allesamt im Wormatiakader, doch die Umsetzung setzt wohl vor eigenem Publikum wohl noch mehr mentale Stärken voraus. Fazit: Einfach zu große Schwankungen in den bisherigen Heimspielen. Das ist bitter, besonders auch weil die Zuschauerzahlen zuletzt sich in höhere Etagen sich positiv zu bewegen schien Der Vorstand, Wirtschafts-und Verwaltungsrat sowie Hauptsponsor EWR AG und viele andere Sponsoren und Gönner riskierten für diese Mannschaft sehr viel. Doch davon zurückgegeben hat die Mannschaft bisher eindeutig vor eigenem Publikum zu wenig. Da kann man derzeit nicht an bessere Zeiten glauben. Da muss ab sofort eine Mannschaft zu Werke gehen, die intakt sein muss, mehr Spaß zum Spiel mit bringt und vor allen Dingen bereit ist vom ersten Anpfiff weg zu kämpfen und zwar in jedem der noch ausstehenden 21 Spiele. Wenn die Wormatiaspieler sich ihren derzeitigen 10. Tabellenplatz betrachten, so müssten sie doch eigentlich Gewissensbisse haben, was sie aus zumindest zwei Heimspielen regelrecht verbockt haben. Anders kann man dies nicht sehen.