| Bad Kreuznach: Als die SG Eintracht die Idarer an die Kette nahm

19.08.2002

Oberliga: Drei Punkte, Loncars Seitenhiebe und ein geknickter Mörsdorf

 
Vom 19.08.2002

wv. – Der Oberliga-Höhenflug des SC Idar wurde im Heimspiel gegen Eintracht Bad Kreuznach jäh gestoppt. Mit einem verdienten 2:1 (1:0)-Auswärtssieg brachten die Schützlinge von Günter Nessel den Schmuckstädtern die erste Saisonniederlage bei (AZ berichtete).

 
12:0 Punkte hatten die Schützlinge von Idars Trainer Werner Mörsdorf auf der Habenseite, das Team schien unverwundbar. Ein Sieg gegen die Eintracht war fest eingeplant. Bis dann schließlich eine starke Kreuznacher Halbzeit für die Überraschung sorgte. Da schwappte auch der Fußball-Enthusiasmus bei Eintracht-Präsident Gojko Loncar über. „Wir waren die klar bessere Mannschaft und hatten die größeren Chancen. Auch hätten wir noch mehr Tore machen können. Mörsdorf hat zugegeben, im Vorfeld den Mund zu voll genommen zu haben. Wir werden noch bessere Spieler als Idar holen und stehen am Ende besser da. Und wir werden auch noch einen besseren Trainer haben“, konnte sich Loncar einen Seitenhieb in Richtung SCI-Coach Mörsdorf nicht verkneifen.

Einen ganz großes Lob gab es auch von Eintracht-Trainer Günter Nessel für die tolle Mannschaftsleistung des personell gebeutelten Teams. „Wenn man zum Tabellenführer fährt, ist man gefordert. Wir haben uns ein Pünktchen erhofft, jetzt sind es drei geworden“, freute sich Nessel, der vor allem drei Schlüsselpositionen für den Eintracht-Sieg nennt: Zum einen sei es gelungen, die Kreise von Spielmacher Tomasz Kakala derart stark einzuengen, dass er sogar in der 64. Minute ausgewechselt werden musste. Zum anderen habe man den Idarer Torjäger Murat Yasar nicht zur Entfaltung kommen lassen. In Idar wurde der zuvor sechs Mal erfolgreiche Torjäger von Isaac Quaicoe, den so gut wie niemand auf der Rechnung hatte, wirkungsvoll an die Kette gelegt. „Den habe ich erst am Abend zuvor kennen gelernt“, sagte Nessel. „Er hat noch kein einziges Mal mit der Mannschaft trainiert und vorher neun Monate lang keinen Fußball gespielt“, ergänzte Loncar anerkennend. Ex-Trainer Karl Heinz Halter hatte den gebürtigen Ghanaer zur Eintracht vermittelt. Erst nach Quaicoes Auswechslung in der 63. Minute kam Yasar besser zum Zug.

Dass Dirk Vandeveer mit in der Spitze gespielt hat, konnten auch viele nicht verstehen. „Das war die dritte Schlüsselposition. Er hatte nämlich die Aufgabe, Krysztof Maslanka zu attackieren, sobald er über die Mittellinie geht“, erklärt Nessel. „Wir haben das Ziel, die Kreuznacher Fans anzusprechen und werden versuchen, jetzt auch daheim zu gewinnen“, zeigt sich der Coach auch offenbar von der Kulisse der knapp 1200 Fans begeistert.

Begeistert war auch Florian Sohler, der eine starke Partie lieferte: „Ich bin glücklich, weil es etwas besonderes ist, so ein Derby zu gewinnen. Die 1:0-Halbzeitführung für uns war etwas unerwartet. Aber aufgrund der zweiten Halbzeit war der Sieg verdient. Es hätte auch 3:1 ausgehen können“.

Regelrecht frustriert dagegen war Murat Yasar: „Wir haben leichtfertig eine Zwölf-Punkte-Ausgangsposition verschenkt. Dass wir so überlaufen werden, hätte ich nicht gedacht. Das Spiel durften wir nie verlieren. Ich bin auch von mir enttäuscht, denn ich habe kein einziges Mal auf das Tor geschossen.“ Doch auch eine taktische Kritik konnte sich der Ex-Sobernheimer nicht verkneifen: „Wie kann man nur in der Abwehr eins gegen eins spielen lassen.“

Tief geknickt saß denn auch Idars Coach in der Pressekonferenz und attestierte den Kreuznachern eine gute Leistung. „Sie waren sehr tief gestaffelt und haben die Räume geschickt eng gemacht. In der zweiten Hälfte konnten sich unsere Stürmer überhaupt nicht durchsetzen. Nach dem frühen Rückstand wollten wir Druck nach vorne machen, doch nach dem 0:2 war es für uns schon gelaufen“, klagte Mörsdorf, der vor allem die Offensivleistung des überragenden Mohamed El Haddadi lobte. „Der Zehner hat uns ja allein beschäftigt.“