| Ingelheim: Tabellenführung nur eine Eintagsfliege?

20.09.2002

Oberliga: Spvgg. Ingelheim muss Spitzenposition morgen beim VfL Hamm verteidigen

Vom 20.09.2002

tt. INGELHEIM – Ein überdimensionaler Ausdruck der aktuellen Oberliga-Tabelle hängt in der Mannschaftskabine. Und ganz oben steht die Spielvereinigung Ingelheim. „Ein schöner Anblick, an dem wir uns natürlich erfreuen, denn wer weiß, wie lange das noch der Fall ist“, sagt der Ingelheimer Trainer Max Reichenberger, der den Platz an der Sonne mit seiner Elf morgen im Gastspiel beim VfL Hamm (Anpfiff 15.30Uhr) verteidigen muss.  
Am Blumengarten wird die Tabellenführung als einmaliges Ereignis von vereinshistorischer Bedeutung gefeiert. Doch warum eigentlich? Was spricht dagegen, dass die Spielvereinigung den Platz an der Sonne länger behaupten kann? Reichenberger: „Diese Frage habe ich der Mannschaft auch gestellt. Und keiner konnte sie so recht beantworten.“ Okay, Rudolf und Co. müssen jetzt dreimal in Folge auswärts ran, und es ist kaum anzunehmen, dass sie alle drei Spiele gewinnen, doch der bisherige Saisonverlauf hat gezeigt, dass sie keinen Gegner fürchten müssen. „Ich habe noch keine Mannschaft gesehen, von der ich sagen würde, die wird Meister“, erklärt Max Reichenberger.

Das gilt sicher auch für den VfL Hamm, den der Ingelheimer Coach am vergangenen Sonntag bei der 0:1-Niederlage im Kreuznacher Moebusstadion beobachtete. Die Vorstellung des VfL, der aus wirtschaftlichen Gründen 15 Spieler des letztjährigen Kaders abgeben musste und mit zehn Punkten nur den 16. Tabellenplatz belegt, war nicht gerade Angst einflößend. Reichenberger: „In Normalform müssten wir die eigentlich schlagen, aber ich sage nur ein Wort: Saarbrücken.“ Im Gastspiel bei der FSC-Reserve vor zwei Wochen (2:2) habe man eindrucksvoll bewiesen, dass man auch in der Lage sei, weit unter Normalform zu spielen.

Der 54-jährige Winzenheimer hofft, dass ihm dies in Hamm erspart bleibt und die Erfolgsserie von nunmehr 14Punktspielen in Folge ohne Niederlage fortgesetzt werden kann. Doch der Trainer erwartet morgen ein weitaus stärkeres VfL-Team. So schwach wie in Kreuznach werde sich Hamm ganz sicher nicht noch einmal präsentieren. Und dass der Tabellenachte der vergangenen Saison unter der Woche seinem Trainer Carsten Blechschmidt den Laufpasse gab und den oberligaerfahrenen Günter Bohr (zuletzt Spvgg. Wirges) als Nachfolger verpflichtete, dürfte die Aufgabe für die Spielvereinigung zusätzlich erschweren.

Personell könnte in Reihen der Grün-Weißen am Wochenende einiges in Bewegung geraten. Gino Riccitelli ist wieder fit und wird in die Anfangsformation zurückkehren, dafür müssen Kapitän Patrick Rudolf (Wadenverhärtung) und Oliver Dries (Oberschenkelzerrung) um ihren Einsatz bangen. Björn Dollmann ist zwar aus dem Urlaub zurück, wird sich höchstwahrscheinlich aber zunächst mit einem Platz auf der Bank begnügen müssen. „Es gibt keinen Grund, die Abwehr umzustellen, es sei denn, Dries und Rudolf fallen beide aus“, sagt Reichenberger, der reichlich Alternativen hat. Beim klaren 6:0-Erfolg am Dienstagabend in einem Testspiel gegen den Landesligisten TuS Marienborn haben sich einige Akteure aus der zweiten Reihe für höhere Aufgaben empfohlen.