| Kreuznach: Neuzugang Strohmann als Pechvogel

28.10.2002

Oberliga: Debüt schon nach 18 Minuten beendet/Auch Savas-Comeback unglücklich

Vom 28.10.2002

„Mit ihm hätten wir wahrscheinlich gewonnen.“ Eintracht-Coach Karl-Heinz Halter bedauerte nach dem 1:1 bei den Mainzer 05-Amateuren sehr, dass sein Neuzugang Gregory Strohmann schon nach 18 Minuten wegen Verletzung das Handtuch werfen musste. Der US-Boy hatte sich bei einem Zusammenprall mit dem 05er Eichinger eine böse Platzwunde an der Nase zugezogen. Bis dahin hatte der große Kreuznacher Pechvogel eine viel versprechende Vorstellung geliefert.

 
Von unserem

Mitarbeiter

Georg Beutel

Glück im Unglück hatte der Neu-Eintrachtler. Der zunächst befürchtete Nasenbeinbruch konnte im Krankenhaus glücklicherweise nicht diagnostiziert werden. Strohmann, der seit März an der Universität Gießen studiert und in Wehrheim in Hessen wohnt, musste nur genäht werden. Wie es aussieht, kann er bereits am Mittwoch wieder zur Mannschaft stoßen.

Voll des Lobes war Halter über seinen neuen Akteur. „Er ist selbstbewusst und brennt.“ Strohmann habe sich während seines kurzen Auftrittes schon erstaunlich gut integriert. „Da war schon viel Harmonie, der Junge hat mir Spaß gemacht.“ Der 22-jährige US-Spieler hatte übrigens vor wenigen Jahren zusammen mit dem Ex-05 Profi und heutigem Bremer Bundesligaakteur Manuel Friedrich (Guldental) die Südwestmeisterschaft der A-Jugend errungen.

Welche Spielstrategie wählt ein erfahrener Trainer eines Tabellenvorletzten, der beim Tabellenzweiten antreten muss – zumal, wenn personelle Handicaps die Erfolgschancen erheblich zu reduzieren scheinen? Er macht aus der Not eine Tugend. Karl-Heinz Halter tat dies. Er schätzte nüchtern das eigene Spielerpotenzial ein und setzte auf eine Taktik, die den Grenzen und Möglichkeiten seiner Mannschaft realistisch angepasst war.

Taktische Disziplin

Gegen den hohen Favoriten Mainz 05 Amateure ließ sich Halter daher auf kein Vabanque-Spiel ein. Er baute auf taktische Disziplin und vor allem auf eine konzentrierte Defensivarbeit. Da war für ein Spielchen mit der momentan so viel praktizierten Viererabwehrkette kein Platz.

Karl-Heinz Halter ließ Serdal Yilmaz als letzte Absicherung hinter einer Dreier-Defensivkette agieren. Das funktionierte gut. Überall, wo Not am Mann war, tauchte Yilmaz erfolgreich auf. Vor ihm störten Muhterem Baydar, Isaac Quaicoe und Oliver Kurz die Kreise der Mainzer Angreifer. Nur fünf Minuten fehlten, und die Eintracht-Defensivabteilung hätte eine makellose Erfolgsbilanz hingelegt. Als sich Quaicoe und Kurz sich aber Sekunden nicht einig waren, wer den gefährlichen Mainzer Bediako übernehmen sollte, war der Ausgleich fällig. Dabei hatte das Übergeben der Gegenspieler bis zu diesem Zeitpunkt in der Abwehr lobenswert geklappt. Gerade Quaicoe und Kurz gehörten zu den Besten im Bad Kreuznacher Trikot.

Auch gut aus der Affäre zog sich die Vierer-Mittelfeldreihe. Volker Bohr fungierte in der zentralen Rolle als „Staubsauger vor der Abwehr“. Meist hatte es der Routinier da mit dem profilierten Eichinger zu tun, dem er wirkungsvoll „auf den Schuhen“ stand.

Einmal nicht aufgepasst

Christian Korn und Christian Lederle lösten in gegenseitiger guter Abstimmung mit Bohr ihre Aufgaben ebenfalls lobenswert. Etwas Schatten auf ihre Leistungen fiel allerdings wegen der Szene kurz vor dem Tor. Da waren sie auf der linken Seite nicht konzentriert und konsequent genug, um die Flanke, die zum Tor führte, zu verhindern. Den offensiven Part im Mittelfeld hatte Erhan Bekdemir übernommen. Er bewies aufsteigende Form und hätte in der Anfangsphase fast getroffen.

Der frühe Ausfall von Strohmann verdarb natürlich das Offensivkonzept von Halter. Der eingewechselte Ferdi Oezcan machte auf der rechten Angriffsseite seine Sache aber ordentlich. Mohamed El Haddadi, ins Sturmzentrum gerückt, stand vor allem nach der Pause meist allein auf weiter Flur. Die Eintracht musste mit Fortdauer der Partie sich zunehmend dem Druck der Mainzer beugen. So konnte sich El Haddadi nur selten in gewohnter Manier den Ball erlaufen.

Ein Comeback nach seiner zweimonatiger Verletzungspause feierte Savas Kaya in der Schlussphase. Er ging selbstkritisch mit sich ins Gericht, denn auch er war nicht ganz unschuldig am Mainzer Ausgleich. „Das geht mit auf meine Kappe. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. Mir fehlt noch das Stellungsspiel.“

Gar nicht überrascht ob des Punktgewinnes beim Titelfavoriten war Serdal Yilmaz, der sich „sicher war, hier etwas zu holen“. Und: „Wir haben hinten super gestanden.“

Nun gilt es, das nach drei Unentschieden in Folge Erreichte in den drei folgenden Kellerduellen zu behaupten. Sonntag kommt Engers, danach geht es nach Völklingen und daheim gegen Weingarten.