Nibelungen Kurier | Schlimmer geht immer

15.04.2024

Von Marcus Diehl › Eine Niederlage in Gonsenheim zu kassieren, ist immer möglich – zumal sich das Team aus dem nördlichen Rheinhessen in dieser Saison sehr stark präsentiert. In einer Partie, in der für den VfR Wormatia Worms eigentlich alles besser werden soll, lag die Mannschaft aus der Nibelungenstadt bereits nach 23 Minuten mit 0:3 im Rückstand.

Wenig Kampf- und Mannschaftsgeist

In dieser kurzen Zeitspanne zeigte die Mannschaft: Schlimmer geht immer. Trainer Peter Tretter: „Ich war schockiert, in so einer Art noch nicht erlebt.“ Körpersprache gleich null, Zweikampfverhalten unterirdisch, kein Aufbäumen und was am erschreckendsten ist: sie zeigten keinen Mannschaftsgeist. Symptomatisch das dritte Gegentor. Außenverteidiger Nokouri Hangatta konnte sich seelenruhig in den Wormser Strafraum bewegen und den Ball in die linke Ecke schlenzen, ohne einmal richtig in Bedrängnis gebracht zu werden. Alle waren sich zu schade, wenigstens in den Zweikampf zu gehen. Nein, alle liefen nur hinter- oder nebenher.

Fehler gnadenlos bestraft

Bei den beiden ersten Gegentreffern ging für das Team alles zu schnell. Fehler im Aufbau nutzten die Gastgeber gnadenlos aus. Mit viel Platz und schnellem Spiel konnten sie sich durchkombinieren und ihre Tore erzielen. So einfach bekommen es Fußballer nicht einmal in den untersten Klassen gemacht. In der Folgezeit hätten die Mainzer sogar noch erhöhen müssen. Ein Debakel lag schon vor der Pause in der Luft. Beste Gelegenheiten wurden noch liegengelassen. Offensivausbeute der Wormatia gleich null. Trotz Kasper und Dahlke in der vordersten Front, kein Abschluss und kein Durchschlagsvermögen. Fast das perfekte Spiel von Gonsenheim, aber auch nur, weil der VfR sie agieren ließ.

Die Gastgeber waren mit viel Elan und Willen hoch motiviert in die Partie gegangen. Das war bei der Wormatia nicht der Fall. Dass in der ersten Hälfte nicht einmal eine Gelbe Karte gezückt werden musste, illustriert die fehlende Gegenwehr. In der dreißigsten Spielminute bekam das Team ihre Quittung. Die Fans, die eigentlich voll hinter dem Team bisher standen, stellten ihren Support ein. „Völlig zurecht, kann ich klar nachvollziehen“, sprach Trainer Peter Tretter.

„Relegation kein Thema mehr“

Die zweite Hälfte wurde etwas besser. Gonsenheim verwaltete, freiwillig oder eventuell auch wegen des Drucks der Wormatia. Wenigstens versuchte der VfR es wenigstens. Wurden mit dem Anschlusstreffer des sehr agilen Younes Azahaf auch dafür belohnt. Wenn das zweite Tor gefallen wäre, ja, wer weiß. Trainer Peter Tretter: „Zweite Hälfte war okay. Relegation kein Thema mehr. Haben wir mit solchen Leistungen auch nicht verdient.“

Am Sonntag standen viele Talentspäher auf der Tribüne. Nach diesem Auftritt dürften aber nur Spieler aus Gonsenheim positiv aufgefallen sein.

Nächstes Spiel am Sonntag

Am Sonntag kommt um 13.30 Uhr der frischgebackene Meister Eintracht Trier. Da muss eine Mannschaft auf dem Platz stehen, die gerne das Wormatia Wappen trägt und alles dafür gibt, dass der Funke auch auf die Fans wieder überspringt. Der Einsatz ist entscheidend, Wunderdinge können nicht erwartet werden. Das „Wie“ ist wichtig.

Meinung

Von Marcus Diehl › Der Beginn der Partie hat einiges kaputt gemacht. Im Verlauf des Spieles versagten die Wormatia-Zuschauer zum ersten Male in der Saison der eigenen Mannschaft ihre Gefolgschaft. Das ist kein gutes Zeichen. Alles, was zu Beginn der Saison aufgebaut wurde, was Euphorie entfachte, wurde in den vergangenen Wochen vernichtet.

Haben sich die Fans von der sehr guten Vorrunde zu positiv blenden lassen? Sind seit dieser Zeit die Ansprüche gegen die Mannschaft einfach zu hoch? Keineswegs, die Jungs haben die Messlatte sehr hochgelegt, mit teilweise starken Leistungen. Es jetzt an den beiden Neuzugängen aufzuhängen, die das Mannschaftsgefüge vielleicht auseinandergebrochen haben, ist als Ausrede zu billig – denn schon im Spätjahr deuteten sich die ersten Warnzeichen dafür an. Nur wurde es damals auf die hohe Belastung geschoben.

Leider ist momentan kein Spieler in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und ein Ausrufezeichen zu setzen. Mentalitätsspieler fehlen einfach. Dies könnte ein Daniel Kasper sein, doch seit Dahlke im Team ist, ist er mehr mit sich selbst beschäftigt als für das Team zu arbeiten. Mit Vincent Haber kommt jetzt wieder ein solcher Spielertyp zurück ins Team. Das eigene Ego muss aus den Köpfen raus. Vielleicht sind auch zu viele Nebenschauplätze momentan im Team.