Frankfurter Rundschau | Alles wie immer

11.08.2014

Es gibt Fußballfans, die werden schon als solche geboren, und es gibt andere, die ihre Leidenschaft erst später entdecken. Letzteres ist eindeutig von Vorteil, schließlich kann man sich dann wenigstens aussuchen, zu welchem Klub man steht, in guten wie in schlechten Zeiten. Claus-Arwed Lauprecht hat das mit den Offenbacher Kickers so gemacht. Erst ist er Fan geworden, dann Präsident. Eine steile Karriere, die ihn aber nicht daran hindert, wie ein echter Fan seine Mannschaft zu begleiten. Am Sonntagmittag hatte der frühere Basketball-Schiedsrichter sogar eine kleine OFC-Fahne mit ins Stadion nach Worms gebracht. Blöd nur: „Es gab kaum Momente, in denen ich sie schwenken konnte“, berichtete Lauprecht. Die Regionalliga-Partie endete torlos.

Man hätte sich das denken können. Dreimal kreuzten die Offenbacher Kickers und Wormatia Worms im vergangenen Jahr die Klingen, dreimal gab es ein 0:0. Gestern kam ein viertes hinzu. Für die Kickers war das eher glücklich. Mit Ausnahme der Schlussphase hatte die Mannschaft von Trainer Rico Schmitt den wütenden Angriffen der Gastgeber nichts entgegenzusetzen, sie konnten sich bei ihrem Torhüter Daniel Endres bedanken, dass der Tag nicht gänzlich ohne Zählbares endete. Nach einer knappen Stunde bot Endres sein ganzes Können auf und parierte gleich zweimal in höchster Not. Das hätte auch anders ausgehen können.

Die Kickers fanden vor allem gegen den flinken Enis Saiti kein Mittel, immer wieder riss der nimmermüde Renner auf der Außenbahn Löcher in den Offenbacher Abwehrverbund. Eigene Angriffe blieben aus. Warum Trainer Schmitt den gegen Neckarelz überzeugenden Gabriel Gallus zunächst auf der Bank ließ, erschloss sich deshalb nicht jedem. Auch Fabian Bäcker, in der Vorsaison noch bester Torschütze des Teams, rutschte aus der Startelf.

Mit einer Niederlage, einem Sieg und eben jenem Unentschieden in Worms haben die Kickers vor dem Pokalspiel gegen Ingolstadt noch nicht wirklichen Aufschluss darüber gegeben, wohin die Reise in der Liga gehen könnte. Momentan sieht es eher nach Mittelmaß aus. „Das wäre nicht in meinem Sinne“, sagte Lauprecht. „Wir müssen uns in dieser Saison nach oben orientieren. Das haben alle gefordert.“ Die vierte Liga ist ein täglicher Kampf um Aufmerksamkeit und Anerkennung. Ein zweites Jahr unter ferner liefen hätte für den Verein nicht unerhebliche Folgen.

Am Sonntagmittag in Worms wäre beinahe doch noch alles anders gekommen. Der Schiedsrichter hatte den Gegner dezimiert, Benjamin Himmel mit Gelb-Rot vom Platz gestellt (87.) und die Kickers plötzlich die Chance auf den Sieg. Christian Cappek scheiterte in letzter Minute allerdings am Pfosten. Seine Fahne packte Lauprecht wieder ein.