Augsburger Allgemeine | Ulmer Spatzen: Rettungsplan ist nicht in Sicht

07.05.2014

Der Notvorstand der Fußballer ist ohne echte Befugnisse. Die Suche nach Investoren geht weiter. Nun muss die Mitgliederversammlung verschoben werden. Von Stefan Kümmritz

Wohin steuern die Spatzen? Eine Antwort auf diese Frage kann derzeit niemand geben. Sportlich sieht es mit dem Klassenerhalt in der Fußball-Regionalliga düster aus, nachdem Wormatia Worms am Montag 2:0 bei Waldhof Mannheim gewonnen und die Ulmer Kicker überflügelt hat, finanziell und vereinsmäßig sieht es noch düsterer aus. Den Verein drücken hohe Schulden, die auf 476 000 Euro beziffert werden, er wird momentan nur von einem Notvorstand geführt, der keine wirkliche Handlungsbefugnis hat und im Klub gibt es verschiedene Lager und Strömungen.

Investoren sind abgesprungen

Die Gefahr einer neuerlichen Insolvenz – es wäre dann schon die dritte – ist noch nicht gebannt. Dazu müssten Geldgeber her, doch die avisierten Investoren Thomas Pantelic und IMK-Sportagentur sind abgesprungen. Die ursprünglich auf 20. Mai anberaumte Mitgliederversammlung muss um ein paar Tage verschoben werden, auch weil die Zeit für den Notvorstand zu knapp ist, um zumindest das Nötigste für diese Versammlung vorzubereiten.

Ressortleiter Recht Kai Krätschmer, der zusammen mit Rechtsanwältin Elke Strauß und Ex-Revisor Dietmar Voss den Notvorstand bildet, klärt auf: „Es gibt eine Einladungsfrist und wir sind eigentlich handlungsunfähig. Wir haben nur das Recht und die Pflicht, die Mitgliederversammlung einzuberufen, sie über die Bühne zu bringen und für einen Vorstand zu sorgen. Wir müssen sehen, wann und wo die Versammlung abgehalten wird. Der 20. Mai ist nicht zu halten.“ Bis zum 31. Mai muss sie allerdings erledigt sein, denn der Notvorstand ist vom Amtsgericht nur bis zu diesem Tag eingesetzt.

Nach einem Jahr Bundesliga ging es mächtig bergab

Wie tief ist doch der Traditionsklub, der 1970 aus dem SSV Ulm und der TSG Ulm 1846 gebildet wurde, mittlerweile gesunken. Nach dem Aufschwung Ende der neunziger Jahre und dem sensationellen Aufstieg in die Bundesliga 1999 ging es schwer bergab. 2000 Abstieg aus der Bundesliga, 2001 Abstieg aus der zweiten Bundesliga, danach die erste Insolvenz. Die Spatzen begannen in der Verbandsliga neu, stiegen erst in die Oberliga, dann in die Regionalliga auf. Zu Beginn des Jahres 2011 wurde erneut Insolvenz angemeldet. Ausgliederung aus dem Hauptverein, Neubeginn nach dem Zwangsabstieg in der Oberliga. Paul Sauter, der den Verein gut aus der Insolvenz geführt hatte, schaffte mit der Mannschaft 2012 gleich die Rückkehr in die Regionalliga.

Jetzt droht dem Team das sportliche Aus und der Verein steht vor einem Scherbenhaufen. Das für alles verantwortliche Präsidium mit Paul Sauter und Udo Mayer ist zurückgetreten, der Verein ist handlungsunfähig. Gegen Investor Pantelic und Teammanager Ivan Golac begehrte die Mannschaft auf. Beide zogen sich zurück. Die MKI-Sportagentur wollte eigentlich in Ulm ein Nachwuchsleistungszentrum errichten und die SSV-Kicker unterstützen. Sie stieß offenbar bei den momentanen Verantwortlichen des Vereins auf Widerstand und zog sich ebenfalls zurück.

Singale für Hilfe sind erkennbar

Nun ist guter Rat teuer. „Bisher ist kein Geld geflossen“, sagt Kai Krätschmer. „Von Versprechungen alleine kann man nicht leben.“ Aber Kai Krätschmer sieht einen Lichtstreif am Horizont: „Es gibt Signale, dass uns geholfen wird.“ Mehr kann das Mitglied des Notvorstands gegenwärtig nicht sagen. Aber er sagt klipp und klar: „Wir müssen nach Leuten sehen, die dem Verein Geld bringen.“

Die Mitgliederversammlung dürfte spannend werden. Klar ist, dass sie aber nur eine „Notversammlung“ wird, denn der Notvorstand ist nicht berechtigt, den Jahresabschluss für den Rechnungszeitraum 2012/2013 beim Steuerberater abzuholen. Trotzdem muss ein neues Präsidium her. Aber wer wird schon dafür kandidieren?