Südwest Presse | Spatzen: Kampf dem Wurm

04.11.2013

88 Minuten spannten die Spatzen ihre Fans auf die Folter. Dann stellte Florian Treske mit dem 1:0 gegen Wormatia Worms den ersten Sieg des SSV Ulm 1846 Fußball nach acht sieglosen Punktspielen sicher.

Wenn einmal wo der Wurm drin ist, dann wird man ihn nur schwer wieder los. Die Regionalliga-Fußballer des SSV Ulm 1846 und der Wormatia Worms wissen dies nach einer bislang verkorksten Saison aus leidvoller Erfahrung.

Besonders geplagt sind die Wormser - nicht nur, weil sie am Samstag mit einer 0:1-Niederlage, der sechsten Pleite in Folge, die Heimreise antreten mussten. Zuhause, im Wormatia-Stadion stecken die Würmer so zahlreich im Rasen, dass die Spieler auf deren glitschigen Häufchen ausrutschen und die Bälle verspringen. Deshalb wurde am Wochenende eine "Mission Regenwurm" gestartet. Mit Hilfe eines biologisch abbaubaren Mittels sollten die Tierchen an die Oberfläche getrieben werden, mehrere Dutzend Fans sollten die Würmer einsammeln.

Der Plan ist grandios gescheitert. Wegen des regnerischen Wetters konnte das Mittel nicht eingesetzt werden, lediglich zwei (!) Würmer wurden am Samstag aus dem Boden gezogen.

Den Spatzen hingegen ist es gelungen, den Wurm, der sich in den vorausgegangenen acht sieglosen Regionalliga-Begegnungen ins Team eingenistet hatte, zu vertreiben - auch wenn es bis zur 88. Minute dauerte. Da erzielte Florian Treske das Tor zum 1:0-Endstand.

Der Treffer war wie eine Befreiung. "Nach einer so langen Phase der Erfolglosigkeit denkt man, das alles kann doch nicht wahr sein. Aber wir haben nie aufgehört zu kämpfen. Das Tor war die pure Erleichterung", atmete der agile Rechtsverteidiger Johannes Ludmann auf. "Wir haben den Erfolg erzwungen. In Zukunft läuft es hoffentlich wieder leichter. Jetzt wird es auch wieder mehr Spaß machen, jeden Tag ins Training zu gehen", sagte Innenverteidiger Johannes Reichert.

Dass das achte Saisontor von Florian Treske - "wer nicht 90 Minuten an den Sieg glaubt, ist hier fehl am Platz" - einem Befreiungsschlag gleichkommt, der den Wurm aus dem Ulmer Spiel auf Dauer vertreibt, darauf hoffen sie alle im Spatzen-Umfeld. Aber die Verantwortlichen wissen auch, dass noch jede Menge Arbeit auf sie wartet. Das Team steckt sowohl personell wie auch taktisch im Umbruch. Torhüter Ruyman Fernandez, der eine zweite Bewährungschance bekommen hatte, spielte bis auf eine Szene in der 16. Minute, als er beim Herauslaufen den Ball verpasste, fehlerfrei. Der laufstarke Khalid Layhani war sehr engagiert, ihm fehlte jedoch in manchen Szenen der Überblick. Er wurde wegen Gelb-Rot-Gefahr ausgewechselt und wird im nächsten Spiel am Sonntag bei 1899 Hoffenheim II wegen der fünften Gelben Karte fehlen. Dafür steht dann wieder Ljubisa Gavric zur Verfügung.

Deutlich verbessert gegenüber den letzten Begegnungen zeigte sich auch Ruben Rodriguez. Er dürfte bei der Umstellung auf mehr Flachpassspiel mit seiner Technik eine wichtige Rolle spielen.

Die Lage beim SSV 46 ist trotz des zweiten Saisonsieges weiter fragil. Im Endspurt, als die Ulmer mit der Hereinnahme von Stürmer Ugur Kiral alles auf eine Karte setzten, war auch Wormatia Worms einige Male gefährlich vor dem Ulmer Tor aufgekreuzt. Doch dann gab Kiral die Vorlage zu Treskes Tor. "Das war der richtige Schachzug", freute sich Trainer Herbert Zanker. Und hofft, damit den Wurm aus der Ulmer Mannschaft vertrieben zu haben.