Südwest Presse | SSV-Fußballer: Treskes 1:0 gegen Worms als Befreiungsschlag

02.11.2013

Ein "verdammt wichtiges Tor" hat Florian Treske im Donaustadion am Samstag in der 88. Minute geschossen. Sein Treffer ermöglichte dem SSV Ulm 1846 Fußball den 1:0-Sieg gegen den VfR Wormatia Worms.

88. Minute im Ulmer Donaustadion. Ein weißes Trikot mit der Rückennummer zehn fliegt fünf, sechs, vielleicht sogar acht Meter über dem Rasen. Florian Treske hatte es ausgezogen und hochgeworfen, nachdem er soeben auf Vorlage des eingewechselten Ugur Kiral per Kopf das 1:0 gegen Wormatia Worms erzielt hatte. Die vierte Gelbe Karte, die er wegen Trikotausziehens von Schiedsrichter Robert Kempter anschließend regelkonform unter die Nase gehalten bekam, war dem Niederbayern „scheißegal“. „Nach den vielen vergebenen Chancen musste ich die einfach nutzen. Es war halt ein verdammt wichtiges Tor“, begründete der Torjäger des SSV Ulm 1846 Fußball seinen unkonventionellen Torjubel.

„Riesenkompliment an die Mannschaft. Sie hat dem großen Druck Stand gehalten. Mit dem Tor sind alle Dämme gebrochen“, freute sich Herbert Zanker, der mit Trainerkollege Oliver Unsöld im zweiten Regionalligaspiel den so wichtigen Dreier in dieser von manchen zum „Schicksalsspiel“ erhobenen Begegnung feierte.

Siegerjubel – das hatte es für die Spatzen, die vom letzten auf den 16. Tabellenplatz kletterten, in dieser Runde erst in einem Punktspiel gegeben. Ein seltenes Bild. Die 88 Minuten vor dem spielentscheidenden Spatzen-Treffer waren hingegen ein Spiegelbild der gesamten Saison. Die Ulmer waren zwar jederzeit bemüht, machten aber auch wieder viele Fehler – und hatten einmal mehr gute Torgelegenheiten schmählich liegen gelassen. Da auch dem Gegner die Verunsicherung nach zuletzt fünf Niederlagen in Folge (Liga und Pokal) anzumerken war, entwickelte sich ein Spiel auf mäßigem Niveau – wie es von einem Kellerduell zu erwarten war.

Treske hätte das Spiel schon früher entscheiden können. In der 26. Minute war er nach einem Steilpass von Max Bachl-Staudinger an Torhüter Lucas Jeffrey Menz gescheitert, ebenso in der 45. Minute nach einem Zuspiel von Nikola Trkulja. Als dann auch noch Daniel Reith mit einem Kopfball nach einem Freistoß in Menz seinen Meister fand (76.) und der eingewechselte Maximilian Gebert wiederum per Kopfball mit einem Lattentreffer Pech hatte (85.), schien es um die Siegeshoffnungen geschehen zu sein. „Nach dem Pfostentreffer hatte ich gedacht, das war’s. Aber dann hat Treske das Glück erzwungen“, atmete Vizepräsident Udo Mayer auf.

Während der Wormser Trainer Hans-Jürgen Boysen nach der vierten Niederlage im vierten Spiel unter seiner Regie reichlich frustriert war („der Knoten ist viel fester gezurrt und schwerer zu lösen, als ich es gedacht hatte“), hoffen die Ulmer, dass dieser Sieg ein Befreiungsschlag im Abstiegskampf war. Gewisse Änderungen sind unter der Regie von Zanker/Unsöld zu erkennen: Die Mannschaft versucht es mehr mit Flachpassspiel und Kombinationen (Nikola Trkulja, Ruben Rodriguez), ohne die kämpferische Komponente (Daniel Reith, Johannes Reichert) aufzugeben. Noch klappt’s nur phasenweise. Doch vielleicht ist es das Mittel, dass demnächst öfter Spatzen-Trikots durch die Luft fliegen.