morgenweb | Faktor Familie entscheidet

25.10.2013

Worms. Marcel Gebhardt, sportlicher Leiter bei Wormatia Worms, freut sich am Samstag auf Gäste. Es wird kaum bis wenig Polizei im Stadion sein, so schätzt er, wenn der SV?Waldhof um 14 Uhr zum Derby ins Stadion an der Alzeyer Straße kommt. Die beiden Vereine der Regionalliga Südwest verbindet eine Fan-Freundschaft, die so intensiv ist, dass sie im Stadion eine Typisierung zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei organisieren. Trennzäune werden durchlässig, der Wechsel zwischen den Fanblöcken soll möglich sein. Es menschelt angenehm am Rande des Regionalligaderbys.

Für beide Klubs geht es darum, den unerfreulichen Saisonstart freundlicher zu gestalten. Waldhof liegt auf Platz 13 (16 Punkte), Worms zwei Plätze und fünf Zähler dahinter. Beide hatten andere Ziele. Worms will derzeit nur schnell weg aus der Abstiegszone. Gebhardt erinnert sich an große DFB-Pokalspiele zuletzt gegen Hertha BSC Berlin und den 1. FC Köln. "Aber in der Liga haben wir uns nicht weiterentwickelt."

In der Region verwurzelt

Ziel vor Saisonbeginn war eine Platzierung im oberen Tabellendrittel. Auch das ist ein Grund, warum Hans-Jürgen Boysen seit dem 11.?Oktober als Nachfolger Stefan Emmerlings den VfR Wormatia trainiert. Der ehemalige Bundesligafußballer kennt die Region Rhein-Main-Neckar durch seine Engagements: VfR Mannheim, SV Sandhausen, den er wie Kickers Offenbach dreimal betreute. Der FSV Frankfurt. Schweinfurt, Kickers Stuttgart, FC Augsburg waren weitere Stationen. Und seit 18?Jahren gibt es Boysens Fußball-Schule Rhein-Neckar in Mannheim. Der Mann ist fest in der Region verwurzelt.

Viertklassig trainierte Boysen in den vergangenen Jahren nicht. Offenbach, Frankfurt, Sandhausen spielten zumindest in der 3.?Liga. Juni 2013 endete sein Vertrag mit Sandhausen. Keine vier Monate dauerte die Pause. Nach der zweiten Trennung von Offenbach 2006 dauerte es dagegen mehr als ein Jahr, bis er wieder einen Verein fand. Auf Fragen, wie es gehe, antwortete er: "Der Familie gut, mir gut. Aber die Seitenlinie fehlt." Bis im November 2007 die SG Sonnenhof Großaspach anfragte. Boysen blieb als Trainer bis Mai 2008. In Großaspach wohnt Boysen auch heute noch mit seiner Familie. Seinen Wohnort wird der Trainer nicht wechseln. Dafür ist ihm der Faktor Familie zu wichtig.

Als "K.o.-Kriterium" für die Annahme der Trainerstelle in Worms nannte Boysen die Möglichkeit, abends nach Hause fahren zu können. Die Verantwortlichen der Wormatia stimmten zu. Bis Saisonende läuft der Vertrag. Boysen sagt, die Laufzeit sei sein Wunsch gewesen, so hätten Verein und Trainer ausreichend Zeit, die Arbeitsweise der anderen Seite kennen- und auch schätzen zu lernen.

Aber nicht nur daran wird Hans-Jürgen Boysen gemessen werden. Worms hat die Ziele neu formuliert. Raus aus dem unteren Drittel. Boysen: "Von mehr zu sprechen, ist derzeit unrealistisch." Und jetzt das Derby? "Na und? Von mir aus kann es solche Spiele die ganze Saison geben. Da ist wenigstens Leben in der Bude", sagt der Coach.