HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung) | Flexibel nach Worms

22.08.2013

Kassel. Wenn Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel heute bei Wormatia Worms antritt (Anpfiff: 19 Uhr), dann kann sich zumindest Torwart Carsten Nulle sehr sicher sein, dass er zur Startelf gehört. Ansonsten? Haben bereits die ersten vier Punktspiele unter dem neuen Trainer Jörn Großkopf gezeigt, dass es eher unratsam ist, Wetten abzuschließen, wer denn nun aufläuft – und wer auf der Bank sitzt. Vorhersagen lässt sich lediglich: Mit Überraschungen ist zu rechnen.

In keiner Partie bot Großkopf bisher die Startelf der Vorwoche auf. Zum Teil wurde er wegen Sperren nach Platzverweisen gezwungen, sein Team umzubauen. Zum Teil ist die Entwicklung aber auch Folge seiner Vorstellung als Trainer. Er sagt: „Ich bin grundsätzlich nicht der Meinung, dass es ein Vorteil ist, immer mit der gleichen Elf anzutreten.“

Bei Großkopf entscheiden die Leistung im Spiel und – vor allem – das Auftreten der Spieler während des Trainings in den Tagen vor einer Partie: „Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn sich einer nach einem guten Spiel im Training ausruht. Es ist dann wichtig, die Leistung zu bestätigen. Ich schaue genau, wie die Jungs drauf sind.“ Wer sich hängen lässt, hat schlechte Chancen. Das führt dazu, dass Großkopf munter wechselt. Zuletzt fanden sich zum Beispiel Sebastian Schmeer und Marcel Andrijanic nur auf der Bank wieder.

Um es noch etwas komplizierter zu machen, hat Großkopf nun damit begonnen, auch noch Veränderungen im System vorzunehmen und manchen Spielern andere Positionen zuzuweisen: Gegen Koblenz zuletzt rückte er vom 4:1:4:1-System ab und ließ wieder mit zwei Sechsern agieren. So trat der KSV in der vergangenen Saison stets auf. Auf der rechten Seite in der Vierer-Abwehrkette ersetzte Jonas Marz, ein eher offensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler, den gesperrten Max Sauer – und das gut. Tobias Becker, zuletzt linker Außenverteidiger, rückte ins Mittelfeld.

Worms mit Kevin Wölk

Großkopf fördert so die Flexibilität und macht sein Team unberechenbarer. Der Lohn: acht Punkte nach vier Spielen, noch ungeschlagen. Die Kehrseite: Richtiger Spielfluss kam bei den Begegnungen des KSV bisher nur selten auf.

Womöglich ändert sich das gegen Worms – einen Gegner, den viele Experten zu den Favoriten auf einen Platz ganz oben zählen. Die Mannschaft von Trainer Stefan Emmerling hat mit Srdjan Baljak vom MSV Duisburg und Carsten Sträßer vom Chemnitzer FC zwei Mittelfeldspieler verpflichtet, die schon über reichlich Zweitligaerfahrung verfügen. Zudem holten sie mit Kevin Wölk von der Reserve des FSV Frankfurt einen Ex-Löwen, dessen Kreativität gerade auch in Kassel bekannt ist.

KSV-Trainer Großkopf spricht von einer hohen Qualität, wenn er vom Kontrahenten spricht. Er wird sich etwas einfallen lassen, um in Worms zu bestehen. Eins ist aber sicher: Carsten Nulle steht im Tor.