Kölner Stadtanzeiger | "Dann will ich Fortuna Düsseldorf"

29.10.2012

Der 1. FC Köln will die zweite Runde des DFB-Pokals in Worms unbedingt überstehen - zur Not auch ohne spielerisch zu überzeugen. Bei Erreichen des Achtelfinals hat FC-Trainer Stanislawski auch bereits eine genaue Vorstellung vom nächsten Gegner. Von Michael Krämer
In einer fast vergessenen Zeit sorgten Auswärtsspiele des 1.?FC?Köln für Ausnahmezustände in den Spielorten. Mittlerweile sorgt der FC zwar noch für einen überdurchschnittlichen Besuch in der Zweiten Liga, mit Stars wie Wolfgang Overath, Thomas Häßler, Bodo Illgner oder Lukas Podolski hat der Verein aber auch an Anziehungskraft verloren.

Im beschaulichen Worms dreht sich die Fußball-Welt jedoch noch etwas langsamer, und so elektrisiert das DFB-Pokalspiel der Wormatia gegen den FC das Städtchen im südöstlichen Rheinland-Pfalz. Um den Traum einer Sensation zu erfüllen, haben die Verantwortlichen einiges geplant. Vor dem Spiel (19 Uhr) wird das neue Flutlicht eingeweiht, zudem stellt die Band „The Döftels“ die überarbeitete Version des – überregional nicht unbedingt hitverdächtigen – Wormatia-Marsches vor.

Doch damit nicht genug. Oberbürgermeister Michael Kissel hat die rund 82?000 Einwohner persönlich in einer Videobotschaft auf die Partie eingestimmt. „Liebe Wormserinnen und Wormser, am 30. Oktober steigt hier ein Fußballfest. (…) Ich freue mich sehr auf dieses Spiel. Unsere Kölner Gäste werden es mir verzeihen, wenn ich der Wormatia die Daumen drücke.“

Ob die Unterstützung Kissels reicht, um den Favoriten zu bezwingen, ist fraglich. Zwar überbietet Worms die Kölner Serie von fünf Spielen ohne Niederlage um eine Partie, mehr als ein Mittelfeldrang hat aber auch die Wormatia nicht erreicht. 21 Punkte aus 14 Spielen bedeuten Platz acht in der Regionalliga Südwest – sportlich hat Worms in etwa das Format der Kölner Reserve.

Holger Stanislawski betont zwar die akribische Vorbereitung des Trainerstabs auf den Erstrundenbezwinger von Hertha BSC Berlin (2:1), muss aber eingestehen: „Der bekannteste Mann ist der Trainer.“

Gemeint ist Ronald Borchers. Der frühere Profi von Eintracht Frankfurt hat sechs Länderspiele absolviert, 1980 den Uefa-Cup gewonnen und durfte ein Jahr später auch den DFB-Pokal in die Höhe stemmen. Eine Erfahrung, um die ihn Stanislawski beneidet: „Ich wollte immer lieber den Pokal gewinnen als die Deutsche Meisterschaft“, sagt der FC-Coach.

Trotz der Vorliebe für den „faszinierenden Wettbewerb“ löst das Spiel keine großen Emotionen bei Stanislawski aus. Wirklichen Charme hat der Wettbewerb für den FC angesichts der übermächtigen Erstliga-Konkurrenz nicht. Aus dem kürzesten Weg nach Europa ist der kürzeste Weg an die Geldtöpfe geworden. Die Qualifikation für das Achtelfinale würde knapp 500?000 Euro garantieren plus eventuelle TV-Zuschläge.

Um die Einnahmen zu sichern, rückt Stanislawski von seinen Prinzipien ab – schönen Fußball dürfen die 800 mitgereisten Fans nicht erwarten. „Es ist völlig egal, ob wir gut spielen. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und weiterkommen.“ In diesem Fall hätte Stanislawski einen besonderen Wunschzettel: „Dann will ich Fortuna Düsseldorf. Zu Hause. Im ausverkauften Stadion.“