Fußball | Eintracht — Wormatia 4:2 (1:0)

09.02.1932

Nicht nur der Umstand ist betrübend, daß nur 2000 Zuschauer zum Spiele Eintracht — Wormatia kamen; man mußte leider auch feststellen, daß dieser Kampf keine größere Zuschauerzahl wert war! Die Eintracht, bei der Pfeiffer für Schütz, Mantel für Dietrich und Kron für Schaller spielten, kämpfte zumeist lässig, ohne richtigen Zusammenhang. Mantel war nach der langen Pause noch nicht wieder in Form, und Leis sorgte eifrig dafür, daß jede Taktik möglichst ausgeschaltet wurde. Sein Zuspiel ließ alle Wünsche offen. Es war zumeist hoch und ungenau. Wenn trotzdem ein klarer Sieg herauskam, so lag das hauptsächlich an den Wormsern, die frisch und munter ein Spiel hinlegten, das von süddeutscher Spielkultur auch nicht einen Hauch verspürt hat. Einige geschickte Kombinationszüge des Eintrachtsturms genügten, um dieWormser im Frankfurter Stadion zu Fall zu bringen. In Worms wird die Sache anders aussehen; da wird es Kampf kosten. Die Eintracht ist auf ihren Platz nicht angewiesen. Sie braucht nur ein erstklassiges Spielfeld, um sich richtig entfalten zu können.

Im Wormser Sturm war einzig und allein Winkler wirklich gefährlich. Er zog bei jeder Gelegenheit ab, versuchte Durchbrüche, dribbelte und schoß, wie es sich für einen internationalen Stürmer großen Formats geziemt. Schon in der ersten Minute konnte Schmidt einen gefährlichen Schuß und Nachschuß von ihm nur auf der Torlinie bannen. Dann wechseln die Situationen. Ehmer erzielt eine Ecke aus Strafstoß, Winkler bricht wieder durch, Trumppler schießt auf den Torwart Giesberts aus torreifer Lage. Beiderseits fallen Ecken, erfolglos. Endlich, in der 30. Minute, spielt Ehmer zu Möbs, der mit flachem Schrägschuß Eintracht in Führung bringt. Es sollte das einzige Tor vor der Pause bleiben, denn selbst ein Bombennachschuß des Läufers Gramlich und ein unheimlicher Strafstoß Winklers werden von den aufmerksamen Torhütern zur Ecke gelenkt. Insgesamt ist der Eindruck der ersten Halbzeit recht farblos. Man freut sich nur an der warmen Sonne, die das Spielfeld in sattem Grün erstrahlen läßt.

Nach der Pause gibt es in der 6. Minute einen aufregenden Zwischenfall: der Eintrachthüter Schmidt wird verletzt vom Platz getragen. Stubb geht ins Tor. Eintrachts Mannschaft ahnt die Gefahr und greift erstmals forsch an. Trumppler und Möbs kombinieren und schon nach wenigen Minuten läuft Trumppler durch, gibt geschickt ab und Möbs schießt ein! Das 2:0 beruhigt die nervösen Gemüter.

Stubb fängt zwei leichte Bälle, von Beifall überschüttet. In der 12. Minute humpelt Schmidt wieder ins Tor. Nur 2 Minuten später macht Mantel unnötige Faxen, Winkler kommt zum Schuß, und Worms hat einen Treffer aufgeholt.

Der Eintrachtsturm belagert jetzt den Wormser Strafraum. Dort ist die Abwehr nicht immer sauber, so daß das Volk nach Elfmeter ruft. Schiedsrichter Glaser, Neckarsulm, konzediert aber nur Strafstöße an der 16-Meter-Linie. In der 19. Minute setzt sich Ehmer jedoch kraftvoll durch, hat endlich den Ball vor dem rechten Fuß und jagt die bekannte „Ehmerbombe" unhaltbar ins Netz.

Der Reigen geht weiter. In der 22. Minute legt Ehmer Möbs vor. Schuß und Nachschuß von Möbs : es steht 4:1, das Spiel ist gewonnen. Ehmer schießt nochmals an den Pfosten. Endlich, in der 42. Minute, kann Worms verdient noch ein Tor aufholen. Bei einem Strafstoß stellt sich die Eintrachthintermannschaft wieder einmal schlecht, und der abgefälschte Ball Winklers rollt ins Netz.

In der siegreichen Eintrachtmannschaft stach Möbs hervor, der wieder bessere Form erreicht hat und mit Kellerhof einen gefährlichen Flügel bildete. Ehmer hatte sehr gute Momente; Etwas mehr Beweglichkeit würde ihm nichts schaden und dann muß er endlich mit dem linken Fuß schießenlernen. Trumppler spielte am Flügel besser als innen, wo er zu zerfahren und schußunsicher war. Kron ist ein, guter Allroundspieler, als Außenstürmer jedoch zu langsam. Über die Läufer habe ich bereits geschrieben. Gramlich war hier der beste und allein befriedigende Spieler. In der Abwehr zeigte Stubb Glanzstücke und gelegentliche Unsicherheiten. Pfeiffer spielte regelmäßiger. Schmidt war vor seiner Verletzung gut.

Worms baut ganz auf Winkler auf. L. Müller tritt lange nicht so in Erscheinung. Nicht bewährt hat sich die Neubesetzung des Mittelstürmer- und Linksaußenpostens. In der Läuferreihe stach der Münchener Pölsterl durch sehr feines Spiel hervor; er war nur zu langsam und unsicher auf dem glatten Boden. Die Verteidigung der Wormser begnügte sich mit der Wucht, machte aber sonst viele Fehler. Torwart Giesberts etwas originell und leichtsinnig, in vielen Momenten jedoch verblüffend sicher.

Schiedsrichter Glaser, Neckarsulm, machte nur wenige Fehler. Er übertreibt etwas mit „Niederwürfen".