Kicker Sportmagazin | Wormatia Worms — Eintracht Frankfurt 5:3

19.04.1932

Ackermann, wat sackste nu? Aber was soll man da schon sagen! Die Wormatia, das wissen wir seit langem, ist zu allem fähig. Sie ist fähig gewesen, Waldhof auf eigenem Platz die beiden Punkte in einem grandiosen Kampf abzunehmen, sie ist fähig gewesen, den Mainzern das miserableste Spiel der ganzen Saison zu liefern, und sie ist gestern imstande gewesen, den künftigen Meister der Gruppe Nordwest bei Halbzeit mit 4:1 zu überwältigen. Dabei ist zu beachten, daß Eintracht in dieser Saison überhaupt nur ein Spiel auswärts verlor, in Neckarau nämlich, wo sie mit einem Tor unterlag. In Worms jagte man ihr fünfmal den Ball ins Netz, obwohl das wieder vom bewährten, wenn auch gewiß nicht genialen Hüter Schmidt bewacht wird.

Publikümer scheinen nicht sonderlich nachträglich zu sein. Obwohl die Wormatia in Mainz alle Aussichten auf einen zweiten Platz verloren hatte, kamen doch fast 8000 Menschen ins Wormatiastadion. Dies, obwohl ein blaugraustumpfer Himmel ständig mit Regen drohte. Herr Dr. Götzl pfiff sich zwei Mannschaften zusammen, die ein etwas verändertes Aussehen gegenüber ihrer normalen Aufstellung hatten. Worms mußte natürlich Pösterl ersetzen, zerstörte deshalb die glänzende Kombination Closet-Völker, zog den Letzteren in die Läuferreihe und gab dem Ersteren wieder einmal den jungen, blonden Thorn als Partner. Die Eintracht, die ja überhaupt nie komplett spielt, hatte als wichtigste Leute Stubb, Möbs und Kellerhoff ersetzt. Die Stelle, wo sie am sterblichsten war, das war die, wo sonst der prachtvolle Stubb schafft. Pfeifer war matt. Er ist nicht mehr vollwertig für eine Klassemannschaft. Diesmal war er es bestimmt nicht. Doch auch Sobanski, der sich einst als linker Läufer in Mainz so trefflich einführte, war recht schwach und kam später als Linksaußen weit besser zur Geltung. Auf dem rechten Flügel aber, der Sobanski, Pfeifer ständig beschäftigte, stellt bei Wormatia Winkler, der wertvollste Aktivposten der Elf. Er schoß wieder vier Treffer.

Dieser Salz stehe für sich. Den fünften erzielten Ludwig Müller und er ist auch der einzige große Spieler im Worrmatiasturm, der ein vollwertiges Gegengewicht für Winkler darstellt. Winkler ist Sturm und Drang. Müller ist Ruhe und Kühle. Trumpfheller gefiel bei allem Eifer nicht recht; Die Außen Debusi und Bitter schon viel eher. Die Läufer hatten „ihren Tag". Und das ist bei Wormaiia immer sehr wichtig. Keiner gab dem anderen viel heraus: sie waren alle gut. Völker, Fries und Wolf. Thorn ließ sieh neben dem harten Closet gut an und Gispert war ganz im Bilde.

Die Eintracht hatte in Kron keinen rechten Ersatz für Kellerhoff. Trumpler war der beste, Ehmer der wertvollste Stürmer, aber dieses Wertvollsein durchschauten die Wormser bald und machten ihm ein Ende, indem sie Ehmer stets in einen wahren Wall von Wormser Wachhabenden hineinrennen ließen Ehmer, der es mit dem Dribbeln packen wollte, hatte damit überhaupt kein Glück. Dietrich war als Läufer wertvoller wie im Sturm, allerdings packte er ein recht nettes Kästchen von Unkorrektheiten aus und brachte es an den Mann, so gut es ging. Ueberhaupt hatte das Spiel in der zweiten Hälfte eine gewisse Zeitspanne, in der es auszuarten drohte, so hart und häßlich war es da. Gottlob blieb es bei dieser Spanne. Denn „ansonsten" war das Spiel mit seinem Temporeichtum und seiner Bewegtheit werbend für unseren Sport im besten Sinne.

Schon nach vier Minuten lag der Gast in Führung. Ehmer hatte den Ball ins rechte obere Toreck gesetzt — aus gut und gern 20 Metern. Aber in der 15. Minute glich Winkler aus, schoß 9 Minuten später Nummer 2, Ludwig Müller erhöhte auf 3:1, nickte noch vor der Pause Winkler den Ball akkurat auf den Fuß, der schoß das 4. Tor und dann war Halbzeit. Nach der Pause wurde Eintracht eine Weile „groß", griff mächtig an, ein durch Völker verschuldeter Elfer wurde von Leis verwandelt, ein durch Closet verschuldetes Foul brachte einen Schallerstrafstoß, den Dietrich einköpfte — es hieß 4:3 und noch schien alles drin zu sein, doch Wormatia paßte auf, Schaller erholte sich 15 Minuten und Winkler schoß noch einen Bombenstrafstoß auf einen Eintrachtwall, von wo aus der Ball ein sehr seltsames Effet bekam und ins Netz rollte.