Nibelungen Kurier: VfR kann auch spielerisch

24.05.2025

Von Marcus Diehl › Es hat lange gedauert in dieser Saison, bis der VfR Wormatia zeigte, dass sie auch spielerisch in der Oberliga mithalten können. Denn was sie in der zweiten Halbzeit auf den Platz legten, war aller Ehren wert. Viele Zuschauer reiben sich verwundert die Augen, auch die zahlreichen Fans aus der Pfalz. Mit so viel Gegenwehr haben sie sicherlich nicht gerechnet. Im Kampf um den Relegationsplatz muss der 1. FC Kaiserslautern U21 mit einem 1:1 (0:1) zufrieden sein.

Vor dem Anpfiff war etwas Schockstarre angesagt auf der Tribüne. Zahlreiche Abgänge wurden verabschiedet. Die Hoffnung, dass der Wiederaufbau nicht zu groß werden sollte, war schnell dahin. Vierzehn Spieler wurden vom 1. Vorsitzenden Florian Natter mit einem Bildpräsent verabschiedet. Das könnte aber noch nicht das Ende sein, denn bei vier Namen ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Wer die Partie als Maßstab nehmen möchte, könnte ein weinendes Auge hinter Luca Pedretti, Kosuke Ota und Jason Onyejekwe setzen, die allesamt eine starke Partie ablieferten. Ebenfalls bei den zwei Youngstern Andre Gitau und Luca Manganiello, die in zwanzig Minuten Spielzeit mit erfrischenden Ideen aufwarten konnten. Gerade bei den Eigengewächsen ist es ein Abschied mit Wehmut. An Trainer Marco Reifenscheidt wurde ebenfalls gedacht, der in seiner kurzen Amtszeit doch seine Handschrift hinterlassen konnte. Athletiktrainer Sascha Switalski verlässt noch ein Mitglied aus dem Trainerstab den Verein. Mit Ajet Grajevci, gibt es aber auch eine Vertragsverlängerung zu verkünden.

Favorit erspielt erste Chancen
Schon bei Anpfiff zeigten die Lauterer, dass sie gewillt waren, drei Punkte mitzunehmen. In der dritten Spielminute hatten sie den perfekten Start. Die rechte Seite der Wormatia war sehr offen und damit sehr viel Platz für Neal Gibbs. Nach seiner Hereingabe scheiterte Muhammed Zor zweimal an Luca Pedretti, bevor Oskar Prokopchuk den Ball per Kopf ins Tor beförderte. Die Gäste blieben weiterhin spielbestimmend. Vor allem im Hinblick auf Schnelligkeit und Zweikampfführung waren sie eine Stufe höher. So richtig große Torchancen erarbeiten sie sich nicht. Nur bei einem Versuch von Zor, der knapp am Tor vorbeiging, wurde Lautern gefährlich. Nach und nach kämpfte sich die Wormatia in die Partie. Wenn sie richtig in die Zweikämpfe kamen, hatten sie ihre positiven Aktionen. 

Kurz vor der Pause der erste Warmhinweis für den Favoriten. Nach einem Freistoß legte Jason Onyejekwe den Ball, mehr mit der Schulter als mit dem Kopf, zu Nik Rosenbaum, ein Meter vor dem Tor traf er den Ball nicht richtig, sodass dieser am Pfosten vorbeiging. Das war vielleicht ein Zeichen, für den VfR hier etwas zu holen. Beim Pausentee muss Marco Reifenscheidt die richtigen Worte gefunden haben. „Wir haben uns nur vor Augen gehalten, noch einmal 45. Minuten alles zu geben, auch für die Fans uns vor allem für uns“, sprach Marco Reifenscheidt.

Intensive zweite Halbzeit
Nach 28 Sekunden war die zweite Hälfte schon auf Betriebstemperatur. Luca Pedretti mit einer Superparade gegen Oskar Prokopchuk. Ab jetzt war die Wormatia der Chef in der EWR-Arena. Spielerisch Top, Torchancen wurden herausgespielt, kämpferisch alles in die Waagschale gelegt. Mehr als guter Oberligafußball, den beide Teams bis zum Ende jetzt ablieferten. Zuerst scheiterte Erijo Shaqiri an Torwart Enis Kamga. Kurz darauf schoss Erijon kurz vor der Torlinie seinen eigenen Mitspieler ab. Zu harmlos der Abschluss von Mert Özkaya, der nach einem Hackentrick von Irfan Catovic, frei vor dem Tor auftauchte.

In der 78. Minute der umjubelte Ausgleich: Im Sechzehner bringt Laurenz Graf mit einer artistischen Einlage den Ball in Richtung Tor. Torhüter Kamga kann nur nach vorne abprallen lassen. Am schnellsten reagiert Andre Gitau und staubt ab zum 1:1. 

Hin und her in der Schlussphase
Dramatik pur, in der Schlussphase. Torchancen hüben wie drüben. Die höhere Anzahl hatten dabei die Gäste. Aber Luca Pedretti war nicht mehr zu überwinden. Luca Manganiello scheiterte an Torhüter Kamga. Marco Reifenscheidt: „Wir sind hoch angelaufen, auch mit der Angst lebend, dass etwas durchrutschen könnte, ins Risiko gehen. Wenn eine Niederlage dann dabei herauskommt, dann ist es halt so.“

Verdientes Remis
Auch wenn die Gäste die höhere Anzahl an Chancen hatten, ist der Punkt für den VfR verdient. Sie haben sich in die Partie gekämpft und in der zweiten Hälfte einen tollen Kampf abgeliefert. Die Zuschauer hätten diese Leistung in der Saison gerne öfter gesehen.

„Mir hat es viel Spaß gemacht, mit dieser Truppe zu arbeiten. Für uns eine Genugtuung, am Ende so ein Spiel abgeliefert zu haben“, war der Coach mit allem an diesem Tag zufrieden.

Verabschiedet wurden: Luca Pedretti, Kosuke Ota, Costa Fiqueiredo, Jason Onyejekwe, Ivan Smiljamic, Tahla Baylan, Julian Marquardt, Nik Rosenbaum, Ifan Catovic, Luca Manganiello, Evzi Saiti, Jamal Willrich, Erijon Shaqiri, Andre Gitau