Nibelungen Kurier | Endlich auf dem zweiten Platz

27.11.2023

Von Marcus Diehl › Endlich steht der VfR Wormatia Worms nach einem 1:1-Unentschieden gegen den SV Morlautern in der Oberliga auf den zweiten Tabellenplatz! Mehr als verdient für die Gäste, vom Ergebnis her etwas enttäuschend für die Gastgeber…

In der Vorrunde gelang der Wormatia der Sieg in der 93. Minute. Den damals verlorenen Punkt holte sich Morlautern am Samstag mit dem Ausgleich in der 94. Spielminute in Worms jetzt zurück. Es war das erste Tor in dieser Saison, dass der VfR in der Nachspielzeit kassierte und damit um drei Punkte gebracht wurde.

Dass die Wormser mit einem Punkt zufrieden sein mussten, hatte sich das Team selbst zuzuschreiben. Eigentlich hatten sie einen starken Beginn, drängten die Gäste vehement in die eigene Hälfte und belohnten sich schon in der Anfangsphase mit dem Führungstreffer.

Kasper als Konstante

Umut Sentürk schlug eine Ecke in den Strafraum, in der Philipp Sonn den Ball nicht erreichte. Dabei irritierte er aber die Abwehr, brachte sie aus der Ruhe und Daniel Kasper hatte dann keine Probleme mehr, den Ball in den Kasten zu köpfen. Er scheint die einzige Konstante in der Wormatia-Offensive zu sein. In der jetzigen Phase der Saison ist er wohl der Einzige, der Tore schießen kann.

Das Problem zeigte sich gegen Morlautern ganz besonders. Kasper hat den unbedingten Willen, Tore zu erzielen. Vor allem ist es ihm egal, ob es ein „Tor des Monats“ wird oder nicht, solange der Ball im Netz landet. Es gibt eben keinen extra Bonus, wenn der Ball in den Winkel geht oder in der Vorbereitung drei Gegenspieler ausgespielt werden.

Philipp Sonn und Umut Sentürk sind dafür Paradebeispiele. Statt den Ball einfach und unspektakulär im Tor unterzubringen, muss es wohl noch ein Schlenker sein und noch einer. Genau so wurden die besten Gelegenheiten liegengelassen. Damit brachte der VfR die Gäste in das Spiel hinein. Mit ihrer biederen Grundformation von zwei Vierketten hinter der Mittellinie hatte Morlautern nur einen Spielzug in Petto: Lange Bälle einfach nach vorne schlagen und dabei die zwei großen Stürmer in Szene zu setzen.

Die Abwehrkette der Wormatia hatte genau damit ihre Probleme. Diese Unsicherheiten waren in dieser Saison nicht oft zu sehen. „Die Robustheit in den Zweikämpfen hat heute gefehlt. Alle wichtigen Duelle haben wir verloren“, war Trainer Peter Tretter in der Pause etwas lauter geworden in der Kabine.

Kopflos aus dem Kasten

Und wenn dann noch Torhüter Luca Pedretti kräftig mithilft wird es sehr gefährlich. Bei einem langen Ball stürmte er Sekunden vor der Pause kopflos aus seinem Kasten, ohne eine Chance zu haben den Ball zu erreichen. Bobby Edet spielte den Ball an Pedretti vorbei und erreichte mit einer Hereingabe seinen Kollegen Marc Knapp. Sein Abschluss ging vor dem leeren Tor jedoch meterhoch über die Latte – eine absolute Torchance.

Und zugleich viel Glück, dass der Ausgleich hier noch nicht gefallen ist. Wahrscheinlich waren die Platzverhältnisse Schuld. Genau die hatten der Wormatia im Spielaufbau aber mehr geschadet als den Gästen. Wenn ein Sandro Loechelt viele Ungenauigkeiten bei der Ballannahme zeigt, kann das Geläuf nicht das Beste gewesen sein. Fazit zur Pause: Immer, wenn der Ball schnell durch die eigenen Reihe gespielt wurde, hatte die Wormatia ihre guten Szenen.

Auch ein klarer Elfmeter wurde dem VfR noch verweigert. Es scheint unerklärlich, dass der Schiedsrichter – obwohl das Foul eindeutig im Strafraum war – den Tatort nach Außen verlegte.

Zweites Tor fehlte

Es fehlte letztendlich das zweite Tor. So waren die Gäste weiterhin im Spiel dabei. Sie ließen sich nicht entmutigen und glaubten immer mehr an ihre Chance. Die weiterhin wacklige Defensive bot auch Einiges an.

Verletzungsbedingt musste Simon Ludwig den Platz verlassen und dafür kam Moritz Maurer in das Spiel, er brachte etwas mehr Stabilität. Vorne wurde allerdings immer komplizierter agiert, einige vielversprechende Torchancen verpufften. Jeder wartete auf den erlösenden Schlusspfiff.

Mit einem „dreckigen“ Sieg wäre jeder von der Wormatia zufrieden gewesen. In der berechtigt langen Nachspielzeit fiel dann der Ausgleich. Bei einem Eckball agierte der VfR nicht bissig genug. Der Kopfball konnte ohne Gegenwehr gesetzt werden und beim zweiten Ball war – kurz vor der Fünfmeterlinie – niemand beim Torschützen Marc Knapp.

„Morlautern hatte die Lufthoheit“

Aber es hätte noch schlimmer kommen können. Sekunden vor dem Schlusspfiff viel fast noch der Siegtreffer für Morlautern, doch der Ball ging über das Tor. Trainer Peter Tretter: „Morlautern hatte die Lufthoheit. Trotzdem musst du den Treffer mit mehr Energie verteidigen“. Diesen Punkt nehmen die Gäste verdient mit nach Hause. Sie hatten in der zweiten Hälfte schon die eine oder andere Chance. Doch es war nicht alles schlecht beim VfR. Nur der Drang zum nächsten Treffer war unzureichend. Einige vergebene Chancen hatten allerdings nichts mit Pech zu tun.

„Ich mache meinem Team keinen Vorwurf. Wir kommen an unsere Grenzen. Es ärgert mich mehr, dass wir jetzt zum dritten oder vierten Male die Steilvorlage unserer Konkurrenz nicht richtig genutzt haben“, resümierte Trainer Peter Tretter, „wir hätten uns schon einen Puffer erarbeiten können.“